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Firelight 2 - Flammende Träne (German Edition)

Firelight 2 - Flammende Träne (German Edition)

Titel: Firelight 2 - Flammende Träne (German Edition)
Autoren: Sophie Jordan
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flüssigen dunklen Augen. »Ich habe Jacinda versprochen, dass ich sie beschützen werde. Dasselbe werde ich für Tamra tun. Und für dich.«
    Das entlockt Mum ein Lachen. Das Geräusch klingt trocken und hohl. »Danke, dass du mich mit einschließt, aber ich glaube nicht eine Sekunde, dass du auch nur einen Gedanken an mich verschwendest.«
    »Mum –«, setze ich an, doch sie unterbricht mich.
    »Und das ist auch in Ordnung. Solange du mir dein Wort gibst, dafür zu sorgen, dass Jacinda und Tamra nichts zustößt. Mir geht es ausschließlich um sie.«
    »Du hast mein Wort. Ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, um deine Töchter zu beschützen.«
    Sie nickt. »Ich hoffe, dein Wort genügt.« Sie blickt wieder zu Tamra hinunter; ihre Miene wirkt reuevoll und ich bemerke ihre Trauer darüber, ihre einzige menschliche Tochter verloren zu haben.
    Ich verlagere das Gewicht und schiebe eine Hand unter meinen Oberschenkel, weil mir plötzlich auf unangenehme Art klar wird, dass sie auch um mich trauert. Dass sie das schon seit Jahren tut.
    Es ist nicht leicht für mich, meiner Mutter dabei zuzuhören, wie sie um unsere Sicherheit feilscht und fleht – um meine Sicherheit. Weil ich Mist gebaut habe. Die Erinnerung an meine letzte Nacht mit Will läuft wieder und wieder wie ein Film in meinem Kopf ab. Es ist das gute Recht des Rudels, sauer auf mich zu sein. Ich habe uns fast umgebracht, uns alle, jedes einzelne Mitglied des Rudels – und das alles um eines Jungen willen, den ich erst seit ein paar Wochen kenne. Wäre Tamra nicht in der Lage gewesen, ihre Kräfte als Wächterin einzusetzen, dann wüssten unsere Feinde jetzt von unserem Geheimnis – unsere beste Verteidigung wäre dahin.
    Es läuft mir kalt den Rücken hinunter, als mir eine neue Erkenntnis das Herz schwer macht. Will wird sich nicht erinnern. Sogar, als er bewusstlos im Auto lag, befand er sich in nächster Nähe zu dem Nebel. Sein Gedächtnis wurde garantiert gelöscht.
    Verzweifelt klammere ich mich an die Hoffnung, dass er sich dennoch an irgendetwas von unserem letzten gemeinsamen Abend erinnern kann. Und dass er weiß, dass ich nicht einfach so aus seinem Leben verschwunden bin. Er muss sich daran erinnern, warum ich gegangen bin. Das muss er einfach.
    Ich zittere noch immer und ringe mit der Vorstellung, dass Will keine Ahnung hat, was mit mir passiert ist, als die Älteren auch schon da sind und, ohne anzuklopfen, Nidias Häuschen betreten. Ihre hoch aufragenden Gestalten füllen das enge Wohnzimmer komplett aus.
    »Du bist zurückgekommen«, verkündet Severin und beim Klang seiner tiefen Stimme schrecke ich auf, obwohl ich eigentlich darauf gefasst gewesen bin.
    Seit wir aus Chaparral geflohen sind, habe ich sie in meinem Kopf dröhnen hören und mir vorgestellt, wie er mich für meine Verbrechen dazu verurteilt, dass mir die Flügel gestutzt werden. Wie benommen trete ich ihm entgegen, bereit, mich in mein Schicksal zu fügen.
    Einige der Älteren haben sich hinter Severin aufgebaut, alle mit derselben steifen Haltung. Sie tragen keine besondere Kleidung, um ihre Position hervorzuheben. Man kann sie bereits an ihrer Körperhaltung und den ausdruckslosen Gesichtern erkennen. Ich kann mich nicht erinnern, dass es mir je schwergefallen wäre, einen Älteren vom Rest des Rudels zu unterscheiden.
    Severins Blick schweift einmal kurz über uns hinweg und bleibt dann auf Tamra liegen. Seine Augen zucken unruhig. Es ist eine kaum merkliche Bewegung und das einzige äußere Anzeichen dafür, dass ihre veränderte Erscheinung ihn überrascht. Er nimmt sie von oben bis unten unter die Lupe und lässt nichts aus. Weder ihre silbergrauen Augen noch ihr perlmuttartiges Haar. Es ist derselbe Blick, mit dem er auch mich eine ganze Zeit lang angesehen hat. Ein irrer Drang überkommt mich, mich zwischen die beiden zu stellen und meine Schwester vor seinen bohrenden Blicken zu schützen.
    »Tamra.« Er sagt ihren Namen so, als würde er ihn zum ersten Mal laut aussprechen. Er stellt sich neben sie und legt ihr die Hand auf die Schulter. Ich starre seine Hand an und bei dem Anblick, wie er meine Schwester berührt, dreht sich mir der Magen um. »Du hast dich verwandelt. Das ist wundervoll.«
    »Jetzt ist sie dir also auf einmal wichtig.« Es ist zu spät, um diese trotzigen Worte zurückzunehmen. Wie aus der Pistole geschossen verlassen sie meine Lippen.
    Severin starrt mich durchdringend an. Seine Augen wirken wie dunkle, nachtkalte Seen. »Alles –
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