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Firelight 2 - Flammende Träne (German Edition)

Firelight 2 - Flammende Träne (German Edition)

Titel: Firelight 2 - Flammende Träne (German Edition)
Autoren: Sophie Jordan
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zu, wie sie weiter auf ihn eintreten. »Aufhören! Bitte hört endlich auf!« Mein Herz zieht sich qualvoll zusammen. Entweder sie oder wir.
    Feuer entzündet sich in meinen enger werdenden Lungenflügeln und steigt meine Luftröhre hoch.
    Ich kann nicht zulassen, dass sie uns gefangen nehmen.
    Doch ehe ich Feuer speien kann, erfasst mich auf einmal ein kalter Windstoß. Ein Schwall unnatürlicher Kälte. Der plötzliche Temperaturunterschied treibt mir einen kalten Schauder über den Rücken.
    Ich drehe mich um und meine Kehle zieht sich zusammen, als mein Blick auf Tamra fällt. Sie steht dort ganz allein. Mum befindet sich ein paar Schritte hinter ihr und beobachtet sie mit weit aufgerissenen Augen.
    Das Gesicht meiner Schwester ist leichenblass und ihre Augen sehen nicht mehr wie meine aus, sondern so, als würden sie nicht mehr ihr gehören. Ihr eisiges Grau versetzt meinem Herzen einen kalten Stich. Dampf perlt von ihr ab. Aber er ist kalt. Der frostige Nebel schwillt an und bildet eine immer größere Wolke um uns herum.
    Tamras Körper bäumt sich in einer geschmeidigen Welle auf, sie zerrt an ihrer Bluse und zerreißt sie schließlich mit einer einzigen ungestümen Bewegung ihrer Hände. Hände, die auf einmal perlenartig schimmern und funkeln.
    Diese Farbe habe ich sonst nur bei einer einzigen Person gesehen. Bei einer anderen Draki: Nidia, der Wächterin unseres Rudels. Ich sehe zu, wie Tamras Haaransatz ein silbernes Weiß annimmt, das auch den Rest ihres Haares durchwirkt.
    Der Dampf wird intensiver. Es ist ein frostiger Nebel, der mich an zu Hause erinnert, an die Nebelschwaden, die sich wie eine kühle Decke über die Siedlung legen. Sie schirmen uns vor Eindringlingen ab; vor jedem, der uns jagen oder uns etwas anhaben könnte. Sie vernebeln allen die Sinne, die über unseren Zufluchtsort stolpern.
    »Tamra!« Ich strecke die Hand nach ihr aus, doch Cassian, der sich von seinen Angreifern losgerissen hat, hält mich mit seinen kräftigen Armen zurück.
    »Lass sie«, sagt er.
    Ich blicke ihm ins Gesicht und bemerke eine tiefe, instinktive Genugtuung in seinen Augen. Er ist … froh . Glücklich darüber, was da gerade passiert. Was nicht passieren darf . Tamra hat sich noch nie verwandelt. Wie kann es sein, dass sie es ausgerechnet jetzt tut?
    Ich wende den Blick nur eine Sekunde lang ab und dann ist es auch schon geschehen. Als ich Tamra wieder ansehe, schwebt sie bereits ein paar Meter über dem Boden. Ihre hauchzarten Flügel flattern in schneller Folge auf ihrem Rücken und die kantigen Spitzen schauen hinter ihren silbernen Schultern hervor.
    »Tamra.« Ich atme tief durch, lasse ihren Anblick auf mich wirken und ringe mit dieser neuen Tatsache, vor die man mich so plötzlich stellt. Meine Schwester ist eine Draki. Nach so langer Zeit. Nachdem ich schon dachte, dass wir das nie miteinander teilen würden. Sie ist sogar noch mehr – sie ist eine Wächterin.
    Ihr geradezu unheimlich ruhiger Blick streift alle, die hier auf der Straße herumstehen. Als wüsste sie genau, was sie zu tun hat. Wahrscheinlich weiß sie das auch wirklich. Sie handelt instinktiv.
    Ich bin nicht imstande, mich zu bewegen, während ich sie beobachte. Sie wirkt wunderschön und furchterregend zugleich mit ihrer schimmernden Haut und ihrem völlig pigmentfreien Haar. Sie hebt ihre schlanken Arme und Nebel ergießt sich über uns wie schnell verbrennender Rauch. Er ist so dicht, dass ich kaum die Hand vor Augen sehen kann. Die Jäger sind jetzt komplett darin eingehüllt, doch ich kann sie rufen und brüllen hören. Ich höre, wie sie aneinanderstoßen, husten und zu Boden fallen wie Dominosteine. Einer nach dem anderen. Dann ist es auf einmal ganz still.
    Angestrengt lausche ich auf ein Geräusch – irgendein Geräusch – in der plötzlichen Totenstille, während Tamras Nebel genau das tut, was seine Aufgabe ist: Er hüllt alles ein. Alles, alles, alles … alles, was ihm in die Quere kommt, jedes menschliche Wesen ringsum. Auch Will.
    Ich reiße mich von Cassian los und kämpfe mich verzweifelt durch die kühlen Dunstschwaden, die sowohl die Luft als auch die Sinne vernebeln. Zu meinen Füßen verstreut liegen die Jäger, die Tamra niedergestreckt hat. Der Dampf ist überall, ich kann kaum etwas sehen; meine Arme rudern blind durch den kalten Kuss der Nebelschwaden und tasten suchend nach dem Auto, in dem Will sich befindet.
    Dann sehe ich ihn zusammengesunken auf dem Rücksitz des Autos liegen. Die Fahrertür springt
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