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Finsterherz

Finsterherz

Titel: Finsterherz
Autoren: Ravensburger
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müssen, wenn ich mit dir fertig bin.« Sein Blick blieb einen Moment lang an der Pistole haften, die König in der Hand hielt. »Ich frage mich, ob du überhaupt noch genug Kraft hast, um abzudrücken«, fügte er hinzu.
    König antwortete nicht, doch mit einem Klicken, das in der Stille des Raumes sehr laut schien, spannte er den Hahn mit dem Daumen. Häller lächelte.
    Mathias bekam alles mit. Es war, als beobachtete er eine Katze und eine Maus. Nur dass man hier nicht sagen konnte, wer was war.
    »Was willst du?«, fragte Häller. »Mich ausrauben?«
    Er wies mit ausgestreckten Händen auf die Einrichtung, und erst als er sich halb umdrehte, bemerkte er Stefan.
    »Noch einer?« Er blickte wieder auf König. »Was du hier siehst, ist alles, was ich habe«, sagte er. »Nimm es.«
    Doch König rührte sich nicht.
    »Oder willst du vielleicht etwas anderes?«, fragte Häller.
    »Das Mädchen«, antwortete Mathias. »Wo ist Katta?«
    Häller schaute ihn nicht einmal an. Er beobachtete König.
    »Woher wusste es der Zauberer?«, fragte König langsam.
    Selbst diese wenigen Worte kosteten ihn Anstrengung und Häller sah es. Er antwortete nicht sofort. Er beobachtete Königs Gesicht.
    »Er war im Palast«, erwiderte er schließlich. »Es war eine Laune des Herzogs, dass er einen Zauberer sehen wollt e – er war zu krank, um zu reisen. Nur dass der Zauberer sich umgeschaut hat, wo er sich nicht hätte umschauen sollen, und gesehen hat, was er nicht hätte sehen sollen.«
    »Zwei Herzöge«, sagte König.
    »Zwei Herzöge«, bestätigte Häller. »Aber einem war dummerweise gerade die Kehle durchgeschnitten worden.«
    »Von dir«, sagte König.
    Häller neigte den Kopf, als tue er sich schwer, Lob zu akzeptieren. »Von mir«, gab er dann zu. »Das gehört zu den Fertigkeiten eines Arztes. Aber ich habe nur getan, worum man mich gebeten hat.«
    »Und jetzt habt ihr also einen Marionettenherzog«, sagte König.
    Da lachte Häller. Er lachte, als hätte König etwas unfreiwillig Komisches gesagt. Häller lachte und Mathias verstand nicht, warum.
    »Oh, etwas noch viel Besseres als einen Marionettenherzog, Köhler«, sagte er. »Man könnte es auch ein hübsches kleines Spielzeug nennen. Einen kleinen Spielzeugherzog und einen kleinen Spielzeugbischof. Man kann mit ihnen spiele n – sie tun alles, was man ihnen sagt. Kannst du verstehen, wie viel Macht man auf diese Weise in Händen hält?«
    »Zu viel, als dass man sich von einem Zauberer alles verderben lassen könnte«, erwiderte König.
    »Zu viel, als dass man sich von einem Zauberer alles verderben lassen könnte«, wiederholte Häller. »Es hat lange gedauert, aber schließlich haben wir ihn gefunden. Und jetzt«, fügte er hinzu und sein Lächeln verschwand, »bist nur noch du da.«
    »Und das Mädchen«, ergänzte König.
    »Aber natürlich«, bestätigte Häller aalglatt. »Wie konnte ich das Mädchen vergessen!«
    »Gib mir das Mädchen«, verlangte König. »Alles andere kannst du behalten.«
    Häller blickte ihn kühl an. »Das ist ein sehr verlockendes Angebot, aber kann ich dir glauben?«
    König zielte mit der Pistole auf Hällers Herz. »Du hast keine andere Wahl.«
    Häller lächelte wieder.
    Katz und Maus.
    »Nun gut«, sagte er.
    Die Tür in der getäfelten Wand von Hällers Büro, die Tür, durch die Walter gekommen war, führte zu einer steinernen Treppe und einem langen Gang. Häller ging voraus, eine Laterne in der Hand. König kam hinter ihm her, die Pistole im Anschlag. Es gab dunklere Passagen, die nach rechts und links abzweigten, doch Häller ging an allen vorbei. Der Gang war feucht und kalt. Zwischendurch blieb er immer wieder stehen, drehte sich um und hielt die Laterne so, dass er Königs Gesicht sehen konnt e – sehen konnte, wie viel Blut er verloren hatte, wie wenig Kraft ihm noch blieb. Jedes Mal schien er mit dem, was er sah, hochzufrieden zu sein, wandte sich wieder ab und ging festen Schrittes weiter.
    »Ich hoffe, ich laufe nicht zu schnell für dich, Köhler«, sagte er spöttisch.
    Mathias’ Handflächen waren feucht vor Angst. Er ging im Schatten der Laterne neben König her, den Blick auf Hällers Rücken in dem schwarzen Frack gerichtet. Stefan ging einen halben Schritt neben ihm. Ab und zu tauschten die beiden Jungen Blicke, sagten aber nichts. Es bedurfte keiner Worte. Sie wussten beide, dass Häller sie nicht am Leben lassen würde, und ebenso, dass König versuchen würde, Häller zu töten.
    Und Häller wusste es auch.
    Am
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