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Finsterherz

Finsterherz

Titel: Finsterherz
Autoren: Ravensburger
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begriffen, was sie in der Krypta entdeckt hatten, er wusste jetzt nur, dass Gustavs Geheimnis nichts mit Gold oder Silber zu tun hatt e – sondern mit Mord. Was Katta gesagt hatte, ergab für ihn keinen Sinn. Er war nicht einmal sicher, ob er sie richtig verstanden hatt e – wie war es möglich, dass die beiden Männer tot waren und gleichzeitig lebten? Und wo war Katta? Er sah König an, sah das Blut, das ins Eis sickerte, und es überrollte ihn eine solche Welle der Verzweiflung, dass er das Gesicht in den Händen verbarg und anfing zu weinen.
    Aber König ging immer weiter.
    Als sie endlich den Hafen erreichten, bahnten sie sich einen Weg durch das Gewirr dicker Taue und über den Kai hinauf zu den Stallungen. Falls Stallburschen da waren, so hatten diese sie offenbar nicht bemerkt. In der Wärme und dem schummrigen Licht des Stalles stand König mit geschlossenen Augen da und lehnte die Stirn an die Flanke seines Pferdes. Dann wandte er sich um und blickte zu dem hellen Rechteck der Tür, durch das Tageslicht hereinfiel.
    »Bring mir den Mantel«, sagte er.
    An einem Nagel hing ein schmutziger Arbeitsmantel. Er musste einem der Stallburschen gehören. Stefan holte ihn und sah zu, wie König mit einer Hand seinen eigenen zerfetzten und blutgetränkten Mantel aufknöpfte und ins Stroh fallen ließ. Dann begann er, sich mit dem eiskalten Wasser des Trogs zu säubern. Er löste sein elegantes, spitzenbesetztes Halstuch und stopfte es in die tiefe Wunde, die Walter ihm geschlagen hatte. Doch es nützte nichts. Noch während er es tat, färbte das Tuch sich rot.
    »Wir müssen dich zu einem Doktor bringen«, sagte Mathias.
    König schüttelte den Kopf. »Der kleine Mann sollte uns töten«, sagte er. »Häller weiß nicht, dass es ihm nicht gelungen ist.«
    Erst da verstand Mathias, was König vorhatte. Er hatte mit Häller noch eine Rechnung offen. Katta war ein kleiner Posten dabei, doch wenn sie noch am Leben war, würde König sie finden. Das allein spielte für Mathias eine Rolle. Der Rest kümmerte ihn nicht.
    »Danke«, sagte er.
    König zog die zweite Pistole aus den Satteltaschen unter dem Stroh. »Danke mir noch nicht, Junge«, entgegnete er.
    König wusste, wohin sie sich wenden mussten, genauso wie Anna-Maria und Lutsmann es gewusst hatten. Niemand verschwendete auch nur einen Blick auf sie, als sie durch die Stadt gingen. Die engen Straßen und Gassen waren voller Wagen und Stände. Mathias sah sich die Gesichter an, an denen sie vorbeikamen, in der Hoffnung, Katta zu finden. Doch sie trafen nur auf ein einziges rothaariges Mädchen, und als es sich umdrehte, blickte es durch ihn hindurch.
    Das Haus von Doktor Häller stand in einem der Palasthöfe. Es waren keine Wachen oder Soldaten zu sehe n – hier nicht. Häller brauchte keine.
    Das Haus hatte eine schöne Fassade und hinten einen ummauerten Garten. Eine Tür in der Mauer war nicht abgeschlossen. Sie stießen sie auf, standen unter den kahlen Bäumen und blickten auf die Rückseite des Hauses. Niedere, von Reif überzogene Hecken säumten einen Pfad, der zum Haus führte.
    Was die Tür in der Gartenmauer anbelangte, mochte Häller leichtsinnig gewesen sein, nicht so bei den Fenstern zum Garten. Sie waren alle fest verriegelt.
    König sagte etwas zu Stefan, was Mathias nicht verstand. Stefan zog sein Messer aus dem Mantel und begann mit der Spitze das weiche Bleiband abzuschälen, das die kleinen Scheiben im Rahmen hielt. Seine Hand zitterte.
    Noch bevor er fertig war, mussten sie sich unter die Kante des Fensterbretts ducken, da ein Hausmädchen das Zimmer betrat. Es ging direkt über ihnen am Fenster vorbei, bemerkte jedoch nicht die fehlenden Glasscheiben, die Stefan bereits herausgelöst hatte. Sie warteten und lauschten, ob Alarm geschlagen wurde, doch nichts geschah. Stefan löste ein weiteres Fensterquadrat, streckte den Arm durch das entstandene Loch, zog den Riegel zurück und stieß das Fenster auf.
    König lehnte sich mit dem Rücken an die Mauer, schloss kurz die Augen und biss die Zähne zusammen. Mathias sah frisches Blut an seiner Hand, die er unter dem Mantel gegen die Wunde gedrückt hatte.
    König öffnete die Augen. »Kommt«, sagte er und zog sich durchs Fenster.
    Das Zimmer war leer. Sie gingen zur Tür und öffneten sie einen Spaltbreit. Sie blickten in eine Halle mit einer Galerie, zu der eine Treppe hinaufführte, erspähten Porträts an den Wänden und einen Kristallleuchter an einer goldenen Kett e – es war die Halle, in
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