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Finstere Propheziung

Finstere Propheziung

Titel: Finstere Propheziung
Autoren: H. B. Gilmour , Randi Reisfeld
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Beschützer für die Mädchen gefunden hatte. Doch ganz gleich, ob es darin Klarheit gab oder nicht, er musste mit Ileana sprechen, musste ihr berichten, was bevorstand.
     
    Träge Bienen trieben zwischen den Wildblumen, die den Pfad zu Ileanas kleinem Haus säumten. Boris, ihr orangeroter Kater, hielt vor der Schwelle des Hauses ein Nickerchen. Karsh trat über das faule Tier hinweg und klopfte an die Tür. »Ileana, wo seid Ihr?«
    Niemand antwortete. Ich hinterlasse ihr einfach eine Nachricht, dachte er erleichtert. »Meine Güte«, hörte er eine schläfrige Stimme. »Ich bin hier im Wald, Karsh.«
    Er hörte das Knarren ihrer Hängematte, als Ileana sich bewegte.
    Der geplagte Hexer starrte in den dämmrigen Wald und schirmte seine Augen mit der Hand gegen die Sonne ab. »Schlaft Ihr noch?«, rief er, als er Ileana entdeckte. »Jetzt nicht mehr.« Sie rekelte sich genüsslich. Karsh durchquerte den Kräutergarten, zerstreut registrierte er dabei die unterschiedlichen Pflanzen. Er bemerkte zarte Veilchen, deren süßer Duft alles Leiden lindert; Basilikum, das bekanntermaßen Wohlstand verheißt; Kletten, um negative Gefühle zu reinigen; Rosen, Grundbestandteil jedes Liebestrankes, läuternden Lavendel, Mut machenden Thymian, Frieden spendende Kamille und Triumph steigernden Lorbeer. Die duftenden Gewächse sahen wohltuend üppig aus. Trotz seiner Nervosität ließ Karsh die beeindruckende Fülle, die ihm in Ileanas Garten begegnete, auf sich wirken. Er fragte sich, ob sie Mixturen von Mineralien oder Beschwörungen verwandte. Wahrscheinlich von beidem ein wenig, schätzte er und verspürte einen überraschenden Stolz. Allein er war für Ileanas Ausbildung verantwortlich gewesen -wie zuvor schon für die dutzender anderer junger Hexen und Zauberer. Er griff nur dann ein, wenn Ileana Entscheidungen traf, die sie selbst oder andere in Gefahr bringen konnten. Sie hatte in allen Ausbildungsbereichen große Fortschritte gemacht, nur ihr Verhalten ließ bisweilen zu wünschen übrig, stellte Karsh bedauernd fest. Zwar war Ileana intelligent und schön, doch leider auch eitel, egoistisch und, nun ja, respektlos.
    »Lasst mich raten: Ihr wart wieder unterwegs, um Kinder zu erschrecken.« Ihr silbriges Lachen bekräftigte Karshs Verdruss. »Ihr seid viel zu alt, um noch in Eurer wahren Gestalt herumzulaufen, alter Hexer... «
    Karsh seufzte. »Am heutigen Tage hätte man mich sonst nicht beachtet. Es war nötig, dass ich mein wahres Gesicht zeigte. Ich bin jemandem erschienen. Genauer gesagt zwei Menschen. Einmal im Traum und einmal in Wirklichkeit. Sie hingegen, Ihre Hexigkeit...«
    »Göttin.« Sie gähnte. Da es zu anstrengend war, mit der hitzköpfigen
    Ileana zu streiten, ließ er sich auf diese Albernheit ein. »Göttin, Herrin, eigensinnige Elfe! Steht auf und wachst über Euch hinaus, Ileana. Die Mädchen sind in Gefahr!«
    »Meine Kinder? Alle beide?« Ruckartig setzte sie sich auf, ihre stahlgrauen Augen mit einem Mal hellwach. Obschon vierzehn Jahre vergangen waren, dachte Karsh, sah sie nicht älter aus als ihre Schützlinge.
    »In Gefahr sich zu begegnen«, vollendete Karsh seinen Satz. »Das war alles, was ich meinte.« Es reizte ihn, mehr zu erzählen - aber wozu? Sie hatten darüber schon so oft gestritten. Ileana war davon überzeugt, dass es dem Schutz der Mädchen diente, sie voneinander getrennt zu halten; er selbst hatte immer geglaubt, dass sie zusammengehörten. Aber bis in diese Tage waren sie in Sicherheit gewesen. »Apolla fährt in Richtung Westen«, verkündete er. »Der Westen ist ein großes Gebiet, Karsh«, erwiderte Ileana, die inzwischen zwar gereizt, aber dennoch vollkommen konzentriert war. »Genauer gesagt fährt sie nach Montana«, erklärte der alte Zauberer.
    »Wohin ? Wessen tolle Idee war das denn ?« Mit einem eleganten Schwung setzte Ileana ihre schlanken Füße auf den Waldboden und bürstete Blätter und Zweige von ihrem pfauenblauen Seidengewand.
    »Genau das ist die Frage«, sagte Karsh bedeutungsvoll. »Wenn Thantos dahinter steckt...«, wütete Ileana. »Wenn er ihnen ein Leid antut...«
    »Ich habe versucht, es Apolla auszureden«, berichtete Karsh. »Ich habe sie gewarnt, dass man ihre neue Freundin kicknappen will -«
    »Kicknappen?« Ileana wartete auf eine Erläuterung. Karsh grinste stolz. »Das bedeutet so viel wie entführen. Das sagt man heutzutage so.«
    »Kidnappen.'«, verbesserte sie ihn. »Warum könnt Ihr nicht deutlich sprechen ?«
    »Es ist mir wichtig,
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