Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Finstere Propheziung

Finstere Propheziung

Titel: Finstere Propheziung
Autoren: H. B. Gilmour , Randi Reisfeld
Vom Netzwerk:
wegzuschaffen.«
    Sicher, dachte Alex im Stillen, und wenn er uns nicht sitzen gelassen hätte, dann müssten wir jetzt auch nicht in einer von Beesons überteuerten Blechdosen wohnen. Aber darüber wollte sie jetzt nicht reden. »Mom, lass mich mitkommen heute Nachmittag.« Sie wechselte das Thema. Ike Fielding, ihr Vater, hatte sie schon vor über sechs Jahren verlassen. Alex war damals knapp acht gewesen. Aber noch immer fügte ihr die Erinnerung daran Schmerzen zu.
    Sie waren noch nie besonders wohlhabend gewesen, doch nachdem Ike verschwunden war, hatte sich alles um sie her rasend schnell verschlimmert. Die Bank hatte ihr minikleines Haus zwangsversteigern lassen und auf einmal tauchten ständig irgendwelche Leute auf, denen Ike angeblich noch Geld schuldete. Obschon ihre Mutter zwei Jobs machte - tagsüber arbeitete sie in einem Waschsalon in der Stadt, nachts in einer schmierigen Imbissbude - konnte sie damit kaum den Lebensunterhalt für sie beide finanzieren. »Wie kommt es eigentlich, dass du dir ständig um irgendwas Sorgen machst?«, fragte ihre Mutter fröhlich, als ob sie Alex' Gedanken gelesen hätte. »Ich hab versucht, dich doch ganz anders zu erziehen. Und hattest du nicht gesagt, dass Evan dich heute Morgen mit zur Arbeit nimmt ?«
    »Mist, das hab ich total vergessen. Der ist ja in zehn Minuten hier«, sagte Alex und schnappte sich ein Stück Weißbrot aus der Tüte, die auf dem Tisch lag. »Ich rufe dich später im Waschsalon an. Nimm du ruhig die Eier. Ich hab gar keinen großen Hunger.«
    »Seit wann das denn?« Ihre Mutter lachte. »Du bist doch hungrig, seit du auf die Welt gekommen bist.«
    »Na, du musst es ja wissen. Haben wir noch Erdnussbutter?« Alex blickte starr in den winzigen Kühlschrank, der unter die Arbeitsplatte gequetscht war. Es war jämmerlich. Ein halber Liter Milch, Marmelade, zwei verschrumpelte Tomaten und ein nahezu leeres Glas Billig-Erdnussbutter.
    Irgendetwas war nicht in Ordnung. Ihre Mutter, Frau Gemeinsam-schaffen-wir-alles, kümmerte sich nicht mehr um die Vorräte. Egal wie knapp sie bei Kasse gewesen waren, es hatte immer etwas zu Essen gegeben - nährstoffreiche Sachen in rauen Mengen und so zubereitet, dass man am liebsten noch den Teller abgeleckt hätte. Saras Kochkünste waren die reinste Zauberei. Sie konnte Aschenputtels Küchenkittel in eine Nusstorte verwandeln.
    Alex schnappte sich die Erdnussbutter und einen Löffel. Sie lehnte sich gegen die Arbeitsplatte und kratzte die letzten Reste aus dem Glas, als draußen ein Lieferwagen hielt. »Ist das Evan?«, fragte ihre Mutter.
    Alex nahm schlagartig einen ranzigen Geruch wahr, der in ihre Nasenlöcher stieg. »Nein«, antwortete sie, noch bevor sie einen Blick aus dem Fenster geworfen hatte.
    Ein hagerer Mann, der zwei fettige graue Haarsträhnen über seinen kahlen und sonnenverbrannten Schädel gekleistert hatte, kletterte aus seinem glänzenden roten Transporter. »Wusste ich es doch«, murmelte sie. »Bah. Es ist Hardy Beeson.«
    »Oh nein. Ich habe ihm schon gesagt, dass wir keinen Pfennig mehr Miete als bisher zahlen werden. Er hat hier noch nichts von dem repariert, was er versprochen hatte.« Alex' Mutter begann wieder zu husten, so heftig, dass sie sich über den Herd krümmte. In einem vergeblichen Versuch, das Geräusch zu unterdrücken, presste sie das zerknitterte Geschirrtuch an ihre Lippen. »Setz dich, Mom«, befahl Alex. »Ich rede mit ihm. Du setzt dich einfach hin und ruhst dich aus.« Die Metalltür des Wohnwagens schepperte, als Hardy Beesons Faust dagegen hämmerte. Unwillkürlich atmete Alex tief durch die Nase ein. Der säuerliche Gestank des Mannes wurde immer stärker - es roch nach verbranntem Tier, durchzogen von Benzin und Schweiß. Sie erkannte Beeson genau - wie ein Hauch von Babypuder ihr sagte, dass ihre Freundin Lucinda in der Nähe war, oder wie der satte, süße Geruch dunkler Schokolade zu Evan gehörte. »Moment bitte«, rief Alex. Sie zog den Hocker unter dem kleinen Küchentisch hervor und half ihrer Mutter sich hinzusetzen. Mit einem durchdringenden Quietschen öffnete sich die Tür des Wohnwagens. Und da stand Hardy Beeson, die Hand schon ausgestreckt, um das Geld entgegenzunehmen, das ihm. seiner Meinung nach zustand. »Hör mal, Sara -«
    »Warum haben Sie nicht gewartet?«, fragte Alex empört, ganz benommen von seinem Ekel erregenden Geruch. »Ich sagte: >Moment bitte<. Ich habe Sie noch nicht hereingebeten.« Sie stellte die Erdnussbutter auf die gelbe
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher