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Finnisches Roulette

Finnisches Roulette

Titel: Finnisches Roulette
Autoren: Taavi Soininvaara
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der Aussichtsplattform unter den dröhnenden Hubschrauber.
    Der Chef der Leibwächter angelte das Seil aus der Luft und legte Goldstein und sich selbst die Gurte an. Die zwei anderen Männer warteten bei den Geiseln, bis das Seil wieder herabsank, befestigten die Gurte und ließen die Geiseln im selben Moment frei, in dem der Hubschrauber aufstieg. Schüsse waren nicht zu hören.
    Als der Lärm des Rotors verhallte, befahl der Einsatzleiter der GSG 9 der Gruppe 1, die Geiseln von der Aussichtsplattform zu holen, und der Gruppe 2, Oberst Agrons Büro zu stürmen.
    Arto Ratamo rannte gerade auf die Aussichtsplattform, als Goldsteins Hubschrauber über dem Main von einer Luftabwehrrakete getroffen wurde und in einem Feuerball explodierte.
    56
    Morgens um fünf Uhr einundvierzig erhielt Benjamin Baram, der Leiter eines Einsatzkommandos der Division für Spezialoperationen Metsada, aus dem Hauptquartier des Mossad die Information über Dan Goldsteins Tod. Die aufgehende Sommersonne durchbrach den Horizont hinter dem Industriegebiet von Takoma Park, aber die brennenden Lampen im Labor der Wissenschaftlergruppe Menahem Liebermans waren noch zu sehen.
    Der Ort eignete sich gut für eine militärische Operation, überlegte Baram. Liebermans Labor war in einer einzeln stehenden Halle am Rande eines abgelegenen Industriegebietes errichtet worden. Das Zentrum von Washington, D.C., lag fast zwanzig Kilometer entfernt. Die Überwachungskameras und die zwei patrouillierenden Nachtwächter hatten sie schon ausgeschaltet. Der Befehl zum Losschlagen kam allerdings im allerletzten Moment, die ersten Beschäftigten würden bald eintreffen.
    Das Flüstern im Laderaum des Mack-LKWs verstummte, als Baram seine Männer für die Befehlsausgabe zu sich beorderte. Die zwölf Mitglieder des Einsatzkommandos trugen schwarze feuersichere Nomex-III-Overalls, leichte kugelsichere Westen aus Kevlar, Nachtsichtgeräte, Scheinwerfer, Gürtel mit dem notwendigen Zubehör und Kampfstiefel. Verbindung gehalten wurde mit in den Helm eingebauten Sprechfunkgeräten. Die Bewaffnung bestand aus Pistolen der Marke SIG-Sauer P226 und Maschinenpistolen der Marke IMI Para Micro-Uzi mit Schalldämpfern sowie Infrarot- und Laservisieren. Einige der Männer trugen auf dem Rücken zusätzlich das Sturmgewehr AKM Tulamash. Die leichten Waffen würden genügen, denn Widerstand war nicht zu erwarten.
    Floyd Hanson, der Chef der Sondereinsatzgruppe, die ausdem Special Activities Staff des CIA für diese Aufgabe zusammengestellt worden war, saß in einem Transporter hundert Meter vom Metsada-LKW entfernt und hörte über sein Sprechfunkgerät die Befehlsausgabe Barams. Hansons Männer würden dem israelischen Kommando den Rücken freihalten und verhindern, daß Außenstehende während der Aktion das Gelände betraten. Hanson spürte, daß er allzu ruhig war. Solche Aufträge, bei denen es nur um eine Absicherung im Hintergrund ging, kamen ihm wie Aufwärmübungen vor, denn er wußte, wie man sich im Kampf fühlte, wenn es ernst wurde. Er hatte in Afghanistan und im Irak Blut geleckt.
    Barams Befehl war der Startschuß für die Operation. Die Türen des Laderaums flogen auf, die Metsada-Leute sprangen in zwei Gruppen hinaus, rannten zum Maschendrahtzaun des Industriegeländes und nahmen kniend ihre Position ein. Zwei Männer sprühten Säure auf den Zaun. Die Mitglieder des Kommandos schlüpften durch das entstandene Loch, rannten quer über den Asphalt und liefen dann dicht an den Gebäudewänden entlang.
    An der Außenwand von Liebermans Labor blieb die Gruppe stehen. Die Halle hatte drei Eingänge: die vordere Tür, die Hintertür und einen Notausgang auf dem Dach. Drei Männer liefen los, um die Fluchtwege zu sperren, die Hauptgruppe wartete kniend einen Augenblick und rannte dann zur Hintertür.
    Das Kommando stürmte die Halle, und ein paar Sekunden später spürte jeder der Forscher den Lauf einer Waffe an der Schläfe. Baram zählte die Zielobjekte – es waren fünf. Zwei fehlten. Im gleichen Augenblick wurden Lieberman und ein betagter Kollege aus den Büroräumen in die Halle geführt. Der alte Wissenschaftler sprach ununterbrochen Gebete in hebräisch, er zitterte vor Angst.
    »Ani lo mevin …«
Liebermans Frage brach ab, als die Kugel den Stirnknochen durchschlug. Ein Dutzend gedämpfterSchüsse zischte in der Halle, die Wissenschaftler wurden hingerichtet. Anschließend zog man sie nackt aus und sammelte im scharfen Pulvergeruch ihren Schmuck ein. Dann sagte
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