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Finger, Hut und Teufelsbrut

Finger, Hut und Teufelsbrut

Titel: Finger, Hut und Teufelsbrut
Autoren: Tatjana Kruse
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Händen.
    »Die vergangenen Tage in Ihrer Souterrainwohnung waren wirklich sehr angenehm«, sagte Rani. »Wie ich immer zu sagen pflege, man muss jede Chance nützen, die sich einem bietet, und als ich Ihre Souterrainwohnung entdeckte, wusste ich sofort, dass sie für uns als Hauptquartier während der heißen Phase der absolute Glücksgriff sein würde.«
    Sie ging auf den Tisch zu und goss sich mit der freien Hand den Rest des Rotweins ein. »Danke auch dafür«, sagte sie und prostete in die Runde. »Ein wirklich leckerer Tropfen.«
    »Und ich?« Der erste Mohandra guckte enttäuscht.
    »Rani, Sie waren die ganze Zeit hier im Haus?« MaC konnte es nicht glauben.
    »Irgendwo mussten wir ja unterkommen. Wir haben uns sehr amüsiert, als wir hörten, dass die Polizei uns schon in Frankreich oder Übersee vermutete.«
    In der Souterrainwohnung gab es kein Fernsehen, nur ein Radio.
    »Dann haben
Sie
also unsere Vorräte geplündert?« Irmgard klang vorwurfsvoll. Als sei Mundraub schlimmer als das, was sich unter ihren Füßen ereignet haben musste.
    »Lasst uns die Typen hier fesseln und dann verschwinden«, sagte der unbewaffnete Mohandra.
    Rani sah ihn nur verächtlich an.
    »Das muss Johars Zwillingsbruder sein«, schlussfolgerte MaC.
    »O bitte, dieser … Mensch … ist doch nicht mit mir verwandt!« Der echte Mohandra Johar spuckte aus. In der Küche! Irmgard schnaubte. Seifferheld warf seiner Schwester einen warnenden Blick zu.
    »Kumar ist einfach nur ein Doppelgänger. Jeder Mensch hat einen, davon bin ich überzeugt. Und als Rani meinem Doppelgänger über den Weg lief, wurde unser Plan geboren. Er ist Schauspieler. Das kam uns zusätzlich gelegen.«
    »Sie haben ihm vorher sicher nicht mitgeteilt, dass Sie ihm den Finger abhacken würden«, sagte Seifferheld.
    Mohandra eins ließ die Schultern hängen und sah aus, als habe er mit seinem Schicksal abgeschlossen.
    »Unsinn, ihm wurde gar nichts abgehackt. Kumars Bruder ist Arzt in einem Londoner Klinikum. Er hat den Finger einem toten Organspender abgenommen, und Kumar hat ihn in einer Kühlbox mitgebracht.«
    »Deswegen die zweite Tonspur. Alles an Ihrem Doppelgänger war eine perfekte Kopie von Ihnen, nur die Stimme passte nicht.« Seifferheld nickte. Der falsche Mohandra näselte mit Fistelstimme, der echte Mohandra hatte eine volltönende Bassstimme. »Der Mord war gar kein Mord, sondern eine Inszenierung mit Theaterblut. Und das alles hat hier bei uns im Haus stattgefunden?«, fragte Seifferheld.
    Rani lächelte spöttisch. »Ja. Ärgerlich, nicht wahr? Dass Sie nichts mitbekommen haben. Dabei sind Sie doch angeblich so ein guter Ermittler. Ach ja, es war eine sehr gute Idee, diese Sache in Schwäbisch Hall durchzuziehen. Unter lauter Provinzeiern.«
    Irmgard hmpfte.
    »Wie konnten Sie das tun, Rani?« MaC fühlte sich von der jungen Inderin persönlich hintergangen.
    Rani zuckte die Achseln. »Wir hatten echt auf etwas Lösegeld gehofft, aber Mohandras Familie sitzt wie festgeleimt auf ihrem Geld. Zu blöd.«
    »Hauptsache, wir sind ab jetzt zusammen, Liebes«, sagte Mohandra.
    »Die Entführung war Ihre Idee, Rani, nicht wahr?« Seifferheld musste ihr Nicken gar nicht erst abwarten. Er hatte immer schon gewusst, dass der einzige Geschäftszweig, bei dem die Mehrzahl der leitenden Positionen von Frauen besetzt wurde, die Ehe war.
    »Aber warum der Doppelgänger?«, fragte MaC. »Warum habt ihr nicht einfach den echten Johar vor die Kamera gesetzt? Wenn sowieso nur Theaterblut zum Einsatz gekommen ist, war die ganze Sache ja ungefährlich. Und ihr hättet euch die Mühe mit dem Doppelgänger sparen können. Ganz zu schweigen von der Gefahr, dass der Schwindel auffliegt.«
    Rani und Mohandra warfen sich einen Blick zu.
    Seifferheld spekulierte weiter. »Um von nun an in Frieden leben zu können, muss der Fall Johar abgeschlossen werden. Und das wird er nur, wenn man eine Leiche findet, nicht wahr?«
    Alle sahen zu Kumar.
    Kumar näselte: »Hä?«
    »Rani, Mohandra, Sie beide sind doch keine Mörder! Machen Sie sich nicht unglücklich!«
    »Wieso Mörder?«, fragte Kumar.
    »Damit kommen Sie niemals durch«, warnte Seifferheld.
    »Unser Plan ist narrensicher. Von dem Finger kann man keine brauchbare DNS -Analyse machen, den haben wir in Bleiche getränkt. Und die Leiche von Kumar verbrennen wir bis zur Unkenntlichkeit.« Mohandra schluckte schwer.
    Kumar auch.
    MaC schüttelte ungläubig den Kopf. Das Gefühl, das einen zu solchen Taten trieb, konnte
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