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Finger, Hut und Teufelsbrut

Finger, Hut und Teufelsbrut

Titel: Finger, Hut und Teufelsbrut
Autoren: Tatjana Kruse
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als einer Woche?« Irmgard sah über ihre Schulter und spitzte süffisant die Lippen.
    »Entschuldigt mal, ich habe hier in den letzten Tagen allerhöchstens eine halbe Flasche getrunken und nicht mehr! Ich schleiche mich nachts nicht heimlich in die Vorratskammer, um mir die Hucke vollzusaufen!« Wenn MaC sich echauffierte, dann richtig. Ihre Wangen glühten, und ihre Augen schossen Blitze durch die Küche.
    Seifferheld war geneigt, sich zu ducken. Irmgard hingegen schreckte das nicht.
    »Siggi mag keinen Rotwein, nur Most und Bier, Karina trinkt nicht, weil sie noch stillt, und ich bin’s nicht gewesen. Die Indizienlage ist eindeutig«, erläuterte sie logisch-sachlich-kühl.
    MaC sprang auf. »Das ist doch die Höhe! Siegfried, würdest du deiner Schwester bitte versichern, dass ich es nicht gewesen bin? Sonst hättest du das ja wohl an meinem Atem gerochen!«
    Seifferheld wünschte sich eine altmodische Tarnkappe. Oder eine klingonische Tarnvorrichtung. Oder irgendetwas anderes, das ihn unsichtbar machen konnte.
    MaC erklärte mit fester Stimme: »Ich bin das nicht gewesen.«
    »Ja, schon gut«, säuselte Irmgard. Der Hohn troff nur so aus ihren Worten.
    MaC wiederholte brüllend: »Ich bin das nicht gewesen!«
    »Sie ist es wirklich nicht gewesen. Ich war das«, meldete sich eine näselnde Männerstimme aus Richtung Küchentür.
    Seifferhelds, MaCs und Irmgards Unterkiefer klappten synchron nach unten.
    MaC ließ ihr Rotweinglas fallen. Seifferheld röchelte. Irmgard sagte: »Großer Gott!«
    Im Türrahmen stand … an dieser Stelle wäre ein Trommelwirbel recht dienlich gewesen … im Türrahmen stand: die Leiche.
    Mohandra Johar.
    Ein wahrer Freund ist einer, der dich von vorn ersticht. (Oscar Wilde)
    Willkommen zurück nach der Werbepause.
    Da stand er also, Mohandra Johar, höchst lebendig.
    »Ich könnte jetzt auch einen Schluck vertragen«, sagte er. »Schenken Sie mir ein!«
    »Du trinkst zu viel«, ertönte da eine Frauenstimme. Sie schien von jenseits des Flures zu kommen, von der Tür, die zu der leerstehenden Souterrainwohnung führte.
    Seifferheld ging schlagartig ein Licht auf. Seine Frauen brauchten dafür noch einen Moment.
    »Rani, du konntest deinen Entführern entkommen«, rief MaC und wollte begeistert auf die Inderin zulaufen, die sich nun ebenfalls in der Seifferheldschen Küche materialisierte, blieb aber abrupt stehen, als sie die Waffe in Ranis Hand sah. Eine Beretta. Oder eine Walther. Oder was auch immer, MaC kannte sich mit Waffen nicht aus. Ihr war nur klar, dass es sich nicht um eine harmlose Wasserpistole handelte.
    Und dann geschah das Unfassbare: Hinter Rani tauchte …
    … Mohandra Johar in der Tür auf.
    Zum zweiten Mal.
    Mit einer Zigarette lässig im Mundwinkel.
    Auch Mohandra zwei war bewaffnet. »Keiner rührt sich!«, befahl er. Auf Deutsch.
    Irmgard, MaC und Seifferheld starrten Mohandra Johar und Rani fassungslos an.
    Irmgard, die den Stiel ihrer Pfanne umklammert hatte, schien zu überlegen, ob sie das heiße Fett über die drei Inder schütten sollte, unterließ es dann aber doch lieber. Die Entfernung zur Tür war zu groß, und sie durfte jetzt noch nicht erschossen werden und sterben, nicht bevor sie ihrem Helmerich die Leviten gelesen hatte.
    Rani sah wie immer wunderschön aus. Hennaranken schlangen sich um ihre Hände und Unterarme. Um ihren Fußknöchel trug sie ein Kettchen mit bimmelnden Tempelglöckchen.
    Onis kam unter dem Tisch hervor. Er war hin- und hergerissen. In den letzten Nächten hatte er Rani und die fremden Männer immerzu aus der Kellerwohnung kommen sehen. Sie hatten ihn gekrault und mit Leckereien aus der Vorratskammer verwöhnt, weswegen er bei ihrem Anblick automatisch zu sabbern anfing. Gern wäre er auf sie zugelaufen und hätte sie zur Begrüßung abgeleckt. Aber er spürte deutlich, dass sein Herrchen vor den beiden auf der Hut war, ja, er roch sogar Angst, und wenn es hier gleich einen Rudelkampf geben sollte, würde er natürlich seinem Alpha-Rüden Loyalität erweisen. Auch wenn der ihm nachts nie Saitenwürstle zu fressen gab.
    Weil die einsame Zelle, die er sein Gehirn nannte, mit der Entscheidung, was er denn nun tun solle, völlig überfordert war, tat Onis erst mal gar nichts, sondern streckte sich auf dem Fliesenboden aus, legte den Kopf zwischen die Vorderpfoten und ließ den Blick von Mensch zu Mensch wandern. Man würde ihm schon irgendwann sagen, was er zu tun hatte.
    MaC und Seifferheld fassten sich an den
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