Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Finger, Hut und Teufelsbrut

Finger, Hut und Teufelsbrut

Titel: Finger, Hut und Teufelsbrut
Autoren: Tatjana Kruse
Vom Netzwerk:
doch irgendwas zwischen Schwarz und Weiß? Er wollte einen ganzen Stall voller Kinder, um jede einzelne Farbnuance ausprobieren zu können!
    Fela junior verschlief wie üblich alles.
    Karina lächelte beim Anblick ihrer beiden Männer. So sehr, dass El Presidente ihr einen sanften Tritt versetzte und zischelte: »Sei gefälligst tot, du bist eine Leiche!«
    Aber Karina konnte nicht anders. Die Zukunft lag wie ein herrlicher Mosaikboden vor ihr, den man erst einmal mit den Augen genießen musste, bevor man sich mit ersten, tastenden Schritten daraufwagte.
    Karina hatte beschlossen, Schauspielerin zu werden. Sie wollte die Vielschichtigkeit der Figuren ergründen, die sie spielte, das Disparate an den Charakteren, die Eigenarten. Sie hatte immer gern »gespielt«, und es reizte sie, mit den Kollegen und dem Regisseur Stücke auszuloten und zu ergründen und dieses Ausloten und Ergründen für ein Publikum sichtbar zu machen.
    Ihre Familienplanung war mit Fela junior ohnehin abgeschlossen, mehr Zwerge wollte sie nicht werfen, sie war ja keine Legehenne.
    Während El Presidente als Colonel und Tayfun Ünsel als Frau des Colonels über der Leiche beratschlagten, was denn nun zu tun sei, sahen sich Leiche Karina und Fela senior liebevoll in die Augen.
    Beide wähnten sich im Glück.
    Womöglich war das ja auch die Definition von Liebesglück: Selbsttäuschung mangels Kommunikation.
    Das würden Karina und Fela auch noch lernen.
    Aber nicht heute.
    So dappisch wie ein Lutscher bappisch
    Irmgard kochte.
    Nein, nicht bildlich. Tatsächlich. Sie stand am Herd.
    Wie immer goss sie reichlich Thai-Marinade über alles, was sich nicht wehrte: Selbst gemixt aus Ingwer, Knoblauch, Zitronengras, Koriander und Thai-Chilis (scharf!) in Hoisin-Soße.
    Seifferheld tröstete sich mit dem Gedanken, dass man ein gutes Stück Fleisch vom Bœuf de Hohenlohe mit nichts verhunzen konnte, auch nicht mit Irmgards Thai-Marinade.
    MaC hatte nach tagelangen Diäten einfach nur gewaltigen Appetit und wenn sie nicht aß, was Irmgard auf den Tisch brachte, würde sie elend verhungern. Das war die Strafe dafür, dass sie nie kochen gelernt hatte. Allein aufgrund ihres Hungers hatte sie sich in eine Art Waffenstillstand ergeben und hielt es notgedrungen im selben Raum wie Irmgard aus, obwohl es sie immer noch wütend machte, wenn Siggis Schwester auch nur Luft holte.
    Onis lag unter dem Tisch und kaute an seinem rosa Teddy. Er würde wieder als Letzter zu fressen kriegen, wie immer. Ob er eine Petition beim Tierschutzbund einreichen sollte?
    »Bevor ich eben die Redaktion verließ, kam aus dem Pressedienstticker noch die neueste Entwicklung im Mordfall Johar. Seine Familie hat bestätigt, dass seine Privatkonten leer geräumt wurden. Immerhin weit über 2  Millionen Englische Pfund«, erzählte MaC.
    Seifferheld schürzte die Lippen. »Man wird ihn unter Druck gesetzt haben, damit er die Zugangscodes zu seinem Konto verrät, bevor man ihn ermordet hat.«
    MaC schüttelte den Kopf. »Siggi, man hat ihm einen Finger abgetrennt. Das ist kein Druck, das ist Folter. Natürlich hat er ihnen alles verraten, was sie wissen wollten. Gott weiß, was sie ihm noch angetan haben.« Vor dem offenen Fenster zirpte eine Grille. MaC nahm einen großen Schluck Rotwein. »Ich mag mir das gar nicht vorstellen.«
    »Ich finde, du trinkst zu viel. Wenn du ein Alkoholproblem hast, solltest du dich dem stellen«, erklärte Irmgard, die am Herd stand und Öl in der Pfanne erhitzte. Sie schien es zur Wand zu sagen, weil sie sich nicht umdrehte, aber MaC fühlte sich sofort angesprochen.
    »Wie bitte?« MaC stellte den Rotwein ab. »Das ist mein erstes Glas, und dabei wird es bleiben!«
    Seifferheld seufzte. Konnten die beiden nicht wenigstens ein Abendessen lang Waffenruhe halten? Schlimmer als im Mittleren Osten.
    »Ich rede nicht von jetzt, sondern von überhaupt.« Irmgard kehrte ihnen immer noch den Rücken zu und schien sich mit der Pfanne zu unterhalten. »Als ich nach Helmerichs Abreise hier eingezogen bin, habe ich eine Kiste
Samtrot Spätlese
vom Weingut Jürgen Ellwanger in den Vorratsschrank gestellt, und die ist jetzt leer.« Ellwangers
Samtrot
war sowohl Irmgards als auch MaCs Lieblingswein, und man hätte denken können, über so einer Gemeinsamkeit ließe sich Frieden schließen, aber nein, die beiden gönnten sich gegenseitig keinen Schluck.
    »Aber das ist doch schon ein paar Tage her und …«, fing Seifferheld schlichtend an.
    »Eine ganze Kiste in weniger
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher