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Finger, Hut und Teufelsbrut

Finger, Hut und Teufelsbrut

Titel: Finger, Hut und Teufelsbrut
Autoren: Tatjana Kruse
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Sie etwas gemerkt haben?«
    Eine äußerst peinliche Frage, die er sich noch lange Zeit selbst stellen würde.
    Seifferheld, der mittlerweile wieder klar im Kopf war, sich aber einem Verhör durch seine Ex-Chefin entziehen wollte, ließ etwas Spucke aus seinem Mundwinkel laufen und stöhnte verwirrt: »Wo bin ich?«
    »Hm«, machte Frau Bauer, die ihre Pappenheimer kannte. »Ich komme wieder«, drohte sie, und aus ihrem Mund klang das tausendmal Furcht einflößender als aus dem von Arni Schwarzenegger. Dann wandte sie sich an ihren Assistenten. »Los geht’s, Bauer zwo, stellen wir uns der Pressemeute.«
    »Seifferheld«, sinnierte Dr. Wong. »Seifferheld. Helfen Sie mir bitte auf die Sprünge: Wo habe ich diesen Namen schon einmal gehört?«
    Zickezacke Hundekacke
    »O Gott, Onkel Siggi, du hast uns vielleicht einen Schreck eingejagt!«
    Karina, die sich Baby Fela dieses Mal auf den Rücken geschnallt hatte, warf sich quer über ihren Onkel. Seine Hüfte jaulte auf, aber Seifferheld ignorierte den Schmerz und nahm seine Nichte gerührt in den Arm. »Keine Sorge, Liebelein, alles wird gut.«
    »Da wäre ich mir nicht so sicher.« Jemand räusperte sich an der Tür. Es war Polizeiobermeister Roll.
    PO Viehoff war unten im Streifenwagen geblieben, er wollte sich nach Möglichkeit in diesem Leben keiner Seifferheld-Frau mehr bis auf weniger als fünfhundert Meter nähern.
    »Mein Gott, Roll«, sagte Seifferheld, der den Kollegen von der Streife noch aus der Zeit kannte, als Anzugträger und Uniformierte bei der Polizei noch zusammen kegelten. »Danke noch mal für Ihr lebensrettendes Eingreifen! Was für eine punktgenaue Landung. Sie sind im absolut richtigen Moment gekommen. Deus ex Machina!« Mühsam richtete Seifferheld sich auf. »Woher wussten Sie denn …?«
    »Purer Zufall.« Roll nahm Karina ins Visier. »Wir wollten die junge Dame hier mit aufs Revier nehmen. Und als wir vor der Haustür standen, hörten wir einen Schuss.«
    »Was? Mich? Wieso?« Karina wurde blass.
    Seifferhelds Erfahrung nach gab es immer einen Grund, warum Karina verhört werden sollte.
    »Tja, eine Karina Seifferheld wurde vor drei Jahren beim Parolensprühen an eine Ministeriumswand in Stuttgart aufgegriffen. Von der Sprühparole wurde ein Foto gemacht, und dieselbe Handschrift fand sich jetzt hier im Kocherquartier wieder.« Roll schürzte die Lippen. »Das sieht nicht gut für Sie aus, Frau Seifferheld.«
    »Es verletzt den Datenschutz, wenn Handschriftenproben archiviert werden«, müpfte Karina auf.
    »Man hat auch Hundekot sichergestellt …«, fuhr Roll fort. »Dazu beigefarbene Hundehaare.«
    »Kind, du hast Onis mit zum Sprühen genommen?« Seifferheld klang jetzt einen Tick ungnädig.
    Karina schmollte.
    Baby Fela auf ihrem Rücken krähte fröhlich.
    Da ging die Tür auf. »Ich störe nicht lange, ich wollte nur fragen, ob Sie noch mehr Schmerzmittel benötigen, Herr Seifferheld?«, rief Dr. Wong. Dann sah er Karina. Und Fela junior. Und schlug sich mit der flachen Hand an die Stirn.
    »Seifferheld! Aber natürlich! Schwarz und Weiß ergibt Gelb!«
    Letztlich bekommt jeder von uns genau das, was er verdient, aber nur die Erfolgreichen geben das zu. (Georges Simenon)
    »Ach Papa, was machst du nur für Sachen!«
    Susanne Seifferheld stand kopfschüttelnd neben seinem Bett. Sie trug zum ersten Mal seit der Geburt wieder ein Kostüm und hochhackige Schuhe.
    Olaf, mit Ola-Sanne auf dem Arm, schüttelte ebenfalls den Kopf. »Blöde Sache, das mit der Hüfte. Ich denke, von nun an werden wir uns wieder öfter sehen müssen.«
    »Ich bin bereit. Wann immer du es einrichten kannst, Olaf.«
    »Er kann es jetzt rund um die Uhr einrichten, nicht wahr, Schatz?« Susanne tätschelte ihrem Mann die Schulter. »Olaf hat seine Stelle im Reha-Zentrum gekündigt. Wo ich doch jetzt wieder Zehn-Stunden-Schichten in der Bausparkasse schiebe, fanden wir es besser, wenn er zu Hause bleibt und sich um unsere Tochter kümmert. Kleinkinder brauchen rund um die Uhr einen Ansprechpartner, wenn sie sich optimal entwickeln sollen. Und der eigene Vater ist doch viel geeigneter als eine fremde Bezahlkraft.«
    Seifferheld freute sich. »Olaf, das finde ich toll.«
    Nur unter Folter hätte er zugegeben, dass er sich nicht für Ola-Sanne freute, sondern weil er jetzt endlich wieder seinen hauseigenen Masseur zur Verfügung stehen hatte. Nach außen hin mimte er den modernen Großvater. »Du setzt ein Zeichen. Familienarbeit für Männer, das ist die
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