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Finale Mosel

Finale Mosel

Titel: Finale Mosel
Autoren: Mischa Martini
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Montag.«
    Walde trat dicht an den Rand der Grube und ließ Hoffmann und den Kollegen vorbei.
    Vorne, wo der Graben schmaler zulief, legten Sattler und sein Team in Hüllen eingepackte Teile in einen Aluminiumkoffer. Walde schaute nach oben, um sich zu versichern, dass er nicht vom Ausgang des Tunnels beobachtet wurde. Dann zog er die Plane weg.
    Der Tote hatte dichtes Haar. Zwischen den breiten Koteletten und den Mundwinkeln war der kurze Bart ausrasiert. Die Lippen waren leicht geöffnet. Das Gesicht wirkte entspannt und traurig zugleich. Tiefenbach schien sich in sein Schicksal ergeben zu haben.
     
    Da, wo keine Pfützen standen, war der Asphalt schon trocken. Im Palastgarten hörte Walde von verschiedenen Stellen Musik und Gelächter. Das Gewitter hatte es nicht geschafft, die nächtlich Feiernden zu vertreiben. Als Walde durch die Innenstadt nach Hause ging, waren auch dort noch viele Leute auf den Straßen unterwegs oder standen rauchend vor den Kneipen.
    In der Wohnung war es still. Unter keiner Tür war mehr ein Lichtschein zu sehen. Walde setzte sich im Wohnzimmer die Kopfhörer auf. Back On Top von Van Morrison lag im CD-Player. Das brauchte er jetzt. Die beiden Flaschen auf dem Tisch waren leer. Er trank die Reste aus den Gläsern. Bei Philosopher’s Stone drehte er die Musik lauter und schloss die Augen.
    Zwei Titel weiter gab es einen Ton, der nicht passte. Er hatte die CD schon so oft gehört, dass es ihm gleich auffiel. Das Geräusch wiederholte sich. Er machte die Augen auf und sah Doris barfuß in ihrem zu kurzen Nachthemd in der Tür stehen. Mit verschlafenem Blick wendete sie den Kopf. Hinter ihr folgten zwei Männer. Sie hielten ihre Mützen in der Hand. Walde schaltete die Musik aus und stand auf. Doris verschwand. Noch während Walde überlegte, ob Gabi die Kollegen geschickt hatte, sagte der kleinere der beiden mit sichtlichem Unbehagen: »Entschuldigen Sie die Störung, Herr Bock. Aber wir kommen wegen der Musik. Ihre Nachbarn haben sich beschwert.«
    »Wie bitte?«
    »Wir dachten, hier wäre eine Feier oder so. Ihre Musik ist bis zur Straße zu hören. Das können wir bestätigen.«
    »Das kann nicht sein. Ich höre über Kopfhörer und die Boxen sind …« Walde schaute zur Wand. Da war nichts.
    »Einen Moment«, er folgte den Leitungen. Sie führten durch die Terrassentür nach draußen. »Was machen die denn hier?«
    Die beiden Polizisten waren ihm gefolgt. »Die haben Sie wohl vergessen und dann drinnen über Kopfhörer gehört und dabei die Nachbarschaft beschallt.«
    »Ich weiß nicht, wie die dahin kommen.« Walde sah, wie die beiden Polizisten auf die drei leeren Weinflaschen auf dem Fußboden schauten.

Sonntag
    Der Wecker zeigte kurz nach acht. An der Stille erkannte er den Sonntagmorgen. An jedem anderen Tag der Woche lärmte um diese Zeit der Verkehr.
    Doris schlief. Von Annika war nichts zu sehen. Walde tastete über das glatte Spannbetttuch. Seine Tochter hatte immer ihr Fell dabei, wenn sie meist gegen Morgen zu ihnen ins Bett kam. Heute Nacht war sie wohl in ihrem Zimmer geblieben.
    Auf dem Weg zum Bad hörte er Musik aus dem Wohnzimmer. Durch den Spalt in der Tür sah er Annika, die es sich auf ihrem Fell direkt vor dem Fernseher bequem gemacht hatte. Es lief die Sesamstraße oder die Sendung mit der Maus.
    »Annika, wenn du fernsehen willst, musst du uns fragen.«
    »Wollt ich ja.«
    »Und warum hast du nicht?«
    »Du hast geschnarcht.«
    »Hmh.« Walde war eigentlich froh, nicht geweckt worden zu sein. »Ich füttere Minka und Quintus, hilfst du mir?«
    »Gleich.« Sie wendete den Blick nicht vom Fernseher.
    Auf der Terrasse döste die Katze auf ihrem Lieblingsplatz, dem Kissen auf der Holzbank. Als er Nassfutter in ihre Schüssel füllte, sprang sie herunter und stupste ungeduldig die Packung weg, um endlich fressen zu können. Ein paar der quadratischen Bröckchen wurden auf die Terrassenbretter geschleudert. Und wahrscheinlich fielen auch wieder welche durch die Ritzen dazwischen, dachte Walde, dahin, wo die Mäuse hausten, die ab und zu so frech waren, bis in die Futternäpfe vorzudringen. Aus den Augenwinkeln sah er, wie sich Quintus auf der Wiese erhob und sein Fell schüttelte. Morgens begnügte sich der Hund mit erstaunlich wenig Trockenfutter. Minkas Napf ließ er in der Regel unbehelligt.
    Während Walde die beiden Tiere beim Fressen beobachtete, atmete er tief durch. Der Sonntagmorgen gehörte Annika und ihm. Sie würden Doris schlafen lassen, gemütlich
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