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Finale Mosel

Finale Mosel

Titel: Finale Mosel
Autoren: Mischa Martini
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mit.
    »Im Amphitheater?«
    »Ja. Ich sehe mir die Geschichte mal an. Dr. Hoffmann und die Technik sind auch schon unterwegs. Also, wenn du willst, jedenfalls hab’ ich dir Bescheid gesagt. Du hast wohl einen Oldieabend.«
    »Warum?«
    »Sind das nicht die Doors, die da laufen?«
    »Nee, so klingt nur das Keyboard, aber du hast Recht, der Sound ist wirklich genauso mies.«
    »Fand’ ich nicht, aber ist ja auch egal. Sehen wir uns?«
    »Nee, ich glaube nicht, aber danke für deinen Anruf.«
    Walde legte auf und trank einen Schluck Wein.
    »Hab’ ich das richtig mitgekriegt, du findest den Sound meiner Orgel nicht gut?«, fragte Uli.
    »Ich hab’ gesagt, er klingt so wie bei den Doors, das meinte meine Kollegin Gabi auch …«
    »Du hast gesagt, das wäre ein mieser Sound. Das hab’ ich doch gehört!«
    »Ja, bei den Doors war das manchmal so.«
    »Du hast gesagt, genauso mies.«
    »Hab’ ich das?«
    »Ja, hast du.«
    Doris kam herein. Sie trug einen Bademantel und hatte sich ein Handtuch um den Kopf geschlungen.
    »Wie war’s?«, fragte Walde und war froh, die Diskussion mit Uli beenden zu können.
    »Toll, wunderbar und das Wetter hat auch gehalten … zumindest bis zum Ende der Aufführung.« Sie strahlte. »Du hast wirklich was verpasst!«
    »Scheint so zu sein, Gabi hat gerade angerufen, der Tiefenbach soll tot sein.«
    »Nein!« Doris setzte sich auf das Sofa. Ihr Mund blieb offen.
    »Er soll ertrunken sein, mehr weiß ich nicht.«
    »In der Mosel?«
    »Nee, im Amphitheater.«
    »Wie kann man denn im Amphitheater ertrinken?«, fragte Uli.
    »Keine Ahnung.«
    »Worauf wartest du?«, fragte Doris.
    »Auf nix, Gabi hat Bereitschaft.« Walde nahm wieder sein Glas.
    »Du willst nicht hin?«, fragte sie.
    Walde nickte. Als sie ihren entrüsteten Blick weiter auf ihn richtete, fügte er an: »Und außerdem habe ich Wein getrunken.«
    »Bist du betrunken?«
    »Nee, aber ich darf kein Auto mehr fahren.«
    »Dann fahre ich dich hin.«
    »Und was ist mit Annika?«
    »Uli kann doch bestimmt noch eine Viertelstunde bleiben.«
    *
    Doris ließ Walde auf dem Wendeplatz für die Busse raus. Am Ausgang des Amphitheaters hatte sich eine Menschenschlange gebildet. Zwei Polizisten nahmen die Personalien aller Leute auf, die hinauswollten.
    Als Walde sich an den feinen Abendgarderoben vorbeidrängte, wurde er sich seiner ausgebeulten Jeans und seines verwaschenen Sweatshirts bewusst. Vor ihm lag ein breiter Weg, an dem in nicht allzu weiter Entfernung ein großes erleuchtetes Zelt zu erkennen war. Walde hörte Teller klappern. Er ging am Zelt vorbei, wo mehrere Planen hochgezurrt waren. Nebenan wurden große Aluminiumbehälter in den hellen Transporter einer Cateringfirma verladen.
    Ein paar Schritte weiter standen mehrere kleine Gruppen von Menschen dicht beieinander.
    »Guten Abend, Herr Kommissar!« Ein Mann mit einer kräftigen Figur löste sich aus einer der Gruppen und kam auf ihn zu.
    »N’ Abend«, antwortete Walde und erkannte Polizeipräsident Stiermann.
    »Selbstverständlich erhalten Sie größtmögliche Unterstützung.« Stiermann sprach laut. Wahrscheinlich sollten die Umstehenden hören, was er sagte. Parteibuch, Beziehungen und Eloquenz hatten ihm den Posten des Polizeipräsidenten eingebracht.
    »Sie gelangen am besten da lang zur Unfallstelle.« Stiermann zeigte in die Richtung, aus der Walde gekommen war, auf einen Weg, der nach oben zu den Rängen führte. Er rief ihm nach: »Also, ich will Ihren Ermittlungen natürlich nicht vorgreifen, Unglücksort ist sicher der korrekte Ausdruck.«
    »Danke, Herr Präsident«, sagte Walde und hätte sich im nächsten Moment am liebsten auf die Zunge gebissen. Zum Glück reichte das Licht des Zeltes nur wenige Meter, und er hoffte, dass seine Verlegenheit ihm nicht mehr anzusehen war. Vor ihm begrenzten Turmreste den Eingang der Arena.
    Er wandte sich nach links und gelangte auf einen leicht ansteigenden Weg aus einem Gemisch aus ganz feinem hellen Kies und Sand. Hinter einer hüfthohen Steinbrüstung vor ihm öffnete sich die dunkle Arena. Walde war schon seit Jahren nicht mehr hier gewesen.
    Nach dem Regen hatte in der aufgeheizten Stadt eine starke Verdunstung eingesetzt. Nebelschwaden hüllten den Weinberg auf der gegenüberliegenden Seite ein. Die dunkle Bühne mit den gewaltigen Aufbauten lag da wie ein schlafendes Ungeheuer. Links im Hang der Nordtribüne machte Walde auf gleicher Höhe einen dunklen und einen hellen Punkt aus.
    Er setzte seinen Weg fort, wobei
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