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Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)

Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)

Titel: Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)
Autoren: Lev Grossman
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Weise erlernt wie die anderen drei, die das reguläre Schulsystem von Brakebills durchlaufen hatten. Sie und Quentin waren zusammen auf die Highschool gegangen, doch sie hatte die Aufnahmeprüfung für Brakebills nicht geschafft und war zu einer Halbhexe geworden: Sie hatte sich die Zauberei selbst angeeignet, ganz nebenbei, abseits der offiziellen, institutionellen Magie. Sie hatte riesige Wissenslücken, und ihre Technik war so schlampig und abstrus, dass Quentin manchmal kaum glauben konnte, dass sie überhaupt funktionierte.
    Anderseits besaß sie ein besonderes Wissen, das Quentin und den anderen fehlte. Sie hatte nicht vier Jahre lang unter der Fuchtel der Brakebills-Lehrerschaft gestanden, die darauf geachtet hätte, dass sie auf den vorgezeichneten Wegen blieb. Sie hatte mit Leuten geredet, mit denen Quentin sich niemals eingelassen hätte, und Erfahrungen gesammelt, vor denen Quentins Dozenten ihn sorgsam abgeschirmt hätten. Julias Magie besaß scharfe Kanten und spitze Ecken, die nie abgeschliffen worden waren.
    Ihre besondere Ausbildung machte sie andersartig. Sie sprach anders. Brakebills hatte Quentin, Janet und Eliot gelehrt, der Zauberei mit Witz und Ironie zu begegnen, doch Julia nahm sie bitterernst. Sie lebte sie auf düstere Weise aus, in einem schwarzen Hochzeitskleid, mit schwarzem Eyeliner. Janet und Eliot fanden das schräg, aber Quentin gefiel es. Er fühlte sich zu ihr hingezogen. Sie war seltsam und finster, während Fillory ihn und die anderen so verdammt unbeschwert gemacht hatte. Er mochte es, dass sie nicht ganz normal war und sich nicht darum scherte, wer davon wusste.
    Auch den Bewohnern Fillorys gefiel ihre Art. Julia hatte eine besondere Beziehung zu ihnen, besonders zu den exotischeren unter ihnen, den Geistern und Elementargeistern, den Dschinns und den noch seltsameren und extremeren Wesen – den Randgestalten in der Nebelzone zwischen dem Biologischen und dem durch und durch Magischen. Sie war ihre Hexenkönigin, und sie liebten sie.
    Doch Julia hatte für ihre Ausbildung einen Preis gezahlt. Welchen genau, war schwer zu definieren, doch was immer es war, es hatte Spuren hinterlassen. Sie schien keine menschliche Gesellschaft mehr zu wollen oder zu brauchen. Mitten bei einem Staatsbankett, einem königlichen Ball oder sogar einer Unterhaltung verlor sie plötzlich das Interesse und ging fort. Das geschah immer häufiger. Manchmal fragte sich Quentin, wie hoch der Preis für ihre Ausbildung genau gewesen war und wie sie ihn bezahlt hatte, doch wenn er sie fragte, wich sie ihm jedes Mal aus. Ob er dabei war, sich in sie zu verlieben? Ein zweites Mal?
    In der Ferne erklang ein Jagdhorn – drei klare, silberhelle Töne, gedämpft von der drückenden Stille des Waldes. Eliot blies ein Jagdsignal, den Hunderuf.
    Er war kein Jollyby, brachte aber einen absolut glaubwürdigen Hunderuf hervor. Gesetze zu erlassen lag ihm nicht, aber Eliot war pingelig, wenn es um königliche Etikette ging, wozu auch gehörte, das Fillory-Jagdprotokoll strikt zu befolgen. (Obwohl er jede Art des Tötens geschmacklos fand und sich normalerweise davor drückte.) Wildfang genügte sein Ruf. Sie zitterte wie elektrisiert und wartete auf die Erlaubnis loszurennen. Quentin grinste Janet an, und sie grinste zurück. Er stieß einen Cowboyruf aus, ließ sein Pferd vom Zügel, und weg waren sie.
    Es war wahnsinnig gefährlich – eine schonungslose Querfeldeinjagd. Gräben taten sich urplötzlich vor ihnen auf, und niedrige Äste peitschen aus dem Nichts herunter, um ihnen den Kopf abzuschlagen (natürlich nicht buchstäblich, aber bei den älteren, verschrobeneren Bäumen wusste man nie). Doch wofür gab es Heilzauber? Wildfang war ein Vollblut. Den ganzen Morgen hatten sie sich ziellos, schrittweise fortbewegt und ständig angehalten; jetzt brannte sie auf einen gestreckten Galopp.
    Und wann hatte Quentin schon mal die Gelegenheit, seine königliche Person einem Risiko auszusetzen? Wann hatte er zum letzten Mal gezaubert? Sein Leben war nicht gerade gefahrvoll. Tagsüber fläzten sie sich auf Kissen, und nachts aßen und tranken sie bis zur Besinnungslosigkeit. In letzter Zeit kniff ihn beim Hinsetzen ganz ungewohnt die Gürtelschnalle in den Bauch – er musste sieben Kilo zugenommen haben, seitdem er den Thron bestiegen hatte. Kein Wunder, dass Könige auf Gemälden immer so fett aussahen. Man begann als Prinz Eisenherz und endete im Nu als Heinrich  VIII .
    Janet übernahm die Führung, geleitet von
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