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Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)

Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)

Titel: Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)
Autoren: Lev Grossman
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Rückendeckung geben.«
    Eifrig murmelte er einen einfachen Demaskierungszauber, um magische Einflüsse sichtbar zu machen. Magie knisterte und sprühte Funken rund um seine Hände, während er sie zu seinen Worten bewegte. Quentin zog sein Schwert. Die anderen hänselten ihn dafür, dass er es trug, aber es verlieh ihm Zuversicht, wenn er es in der Hand hielt. Er fühlte sich wie ein Held. Oder zumindest sah er aus wie einer.
    Julia fand es nicht lustig. Im Grunde konnte sie in letzter Zeit über kaum noch etwas lachen. Ach, notfalls konnte er das Schwert ja einfach fallen lassen, falls er Magie einsetzen musste.
    »Was hast du eigentlich vor?«, fragte Janet, die Hände in die Hüften gestemmt. »Mal im Ernst? Willst du etwa raufklettern?«
    »Im richtigen Moment werde ich schon wissen, was zu tun ist.« Quentin lockerte seine Schultern.
    »Das gefällt mir nicht, Quentin«, flüsterte Julia. »Diese Lichtung. Dieser Baum. Wenn wir uns auf dieses Abenteuer einlassen, wird es unser Schicksal entscheidend beeinflussen.«
    »Vielleicht würde eine Veränderung uns ganz guttun.«
    »Dir vielleicht«, erwiderte Janet.
    Eliot beendete seinen Zauber und bildete ein Quadrat aus Zeigefingern und Daumen. Er kniff ein Auge zusammen, spähte mit dem anderen hindurch und suchte die Lichtung ab.
    »Ich kann nichts erkennen …«
    Ein düsteres Läuten ertönte von hoch oben aus dem Geäst. Nahe der Krone waren dem Baum zwei riesige, hin- und herschwingende Bronzeglocken gesprossen. Warum nicht? Elf Schläge: Offenbar ging der Uhrenbaum noch immer richtig, trotz des geborstenen Uhrwerks. Dann flutete die Stille wieder herein wie Wasser, das kurzzeitig verdrängt worden war.
    Alle beobachteten Quentin. Die Äste des Uhrenbaums knarrten im nicht wahrnehmbaren Wind. Quentin rührte sich nicht. Er dachte über Julias Warnung nach, dass ihr Schicksal nachhaltig beeinflusst werden könne. Dabei meinte es das Schicksal im Augenblick ausgesprochen gut mit ihm. Er besaß ein waschechtes Schloss komplett mit stillen Höfen, luftigen Türmen und goldenem fillorianischem Sonnenlicht, das hereinströmte wie warmer Honig. Plötzlich war er sich nicht mehr sicher, dass er das alles aufs Spiel setzen wollte. Dort hineinzugehen konnte ihn das Leben kosten. Alice war gestorben.
    Außerdem war er jetzt ein König. Hatte er überhaupt das Recht, hinter jedem x-beliebigen magischen Hasen herzureiten, der ihm mit seinem Puschelschwanz zuwedelte? Auf einmal kam er sich egoistisch vor. Der Uhrenbaum ragte vor ihm auf, pulsierend und peitschend vor Macht und der Verheißung von Abenteuer. Doch seine Erregung ebbte ab, und Zweifel beschlich ihn. Vielleicht hatten die anderen recht, und sein Platz war hier. Vielleicht war es doch keine so gute Idee, sich auf die Lichtung zu wagen.
    Der Drang, die Wiese zu betreten, verflog wie ein Drogenrausch, und er wurde wieder nüchtern. Wem wollte er etwas vormachen? König zu sein war nicht der Anfang, sondern das Ende einer Geschichte. Er brauchte keinen magischen Hasen, der ihm die Zukunft voraussagte, denn die Zukunft hatte bereits begonnen. Das hier war der Sie-lebten-glücklich-und-zufrieden-bis-an-ihr-Ende-Teil. Klapp das Buch zu, leg es hin, geh weg.
    Quentin trat einen Schritt zurück und schob sein Schwert mit einer geschmeidigen Bewegung zurück in die Scheide. Das war das Erste gewesen, was sein Fechtmeister ihm beigebracht hatte. Zwei Wochen lang nichts anderes als Schwert ziehen, Schwert zurückstecken, bevor ihm erlaubt wurde, es durch die Luft zu schwingen. Jetzt war er froh über die Übung. Nichts ließ einen mehr wie einen Idioten dastehen, als wenn man wie blöd mit der Schwertspitze fummelte, um die Öffnung der Scheide zu finden.
    Er fühlte eine Hand auf seiner Schulter. Julia.
    »Lass es gut sein, Quentin«, sagte sie. »Das ist nicht dein Abenteuer. Verfolge es nicht weiter.«
    Am liebsten hätte er seinen Kopf gegen sie gedrückt und seine Wange an ihrer Hand gerieben wie ein Kater.
    »Ich weiß«, sagte er. Er würde nicht gehen. »Ich hab’s kapiert.«
    »Was, du gehst tatsächlich nicht?« Janet klang fast enttäuscht. Wahrscheinlich hätte sie ihn auch gerne zu Glitzerstaub explodieren sehen.
    »Nein, tatsächlich nicht.«
    Sie hatten recht. Sollte doch ein anderer den Helden spielen. Er hatte sein Happy End. In diesem Moment wusste er nicht einmal mehr, was er dort drinnen eigentlich gesucht hatte. Jedenfalls nichts, für das es sich zu sterben gelohnt hätte.
    »Kommt, es ist schon
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