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Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)

Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)

Titel: Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)
Autoren: Lev Grossman
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Fillorys. Offenbar waren sie unsterblich. Die Gabe des Sehenden Hasen war es, jedem, der ihn fing, die Zukunft vorauszusagen, so wollte es die Legende. Seit Jahrhunderten war er nicht mehr gefangen worden.
    Nicht, dass Quentin einen Blick in die Zukunft dringend gebraucht hätte. Er besaß eine ziemlich genaue Vorstellung davon, wie sein künftiges Leben aussehen würde, nämlich nicht wesentlich anders als sein derzeitiges. Und es war ein gutes Leben.
    Schon früh hatten sie die Spur des Hasen aufgenommen. Der Morgen war noch taufeucht und klar gewesen, als sie ausgezogen waren und dabei lauthals im schönsten Falsett selbstgedichtete Hasenfanglieder zur Melodie von »Ritt der Walküren« geschmettert hatten. Seitdem hatte das Tier sie im Zickzack quer durch den Wald gelockt. Es blieb sitzen und rannte wieder los, zog Schleifen, schlug Haken, versteckte sich im Gebüsch und flitzte ihnen dann kreuz und quer über den Weg, immer und immer wieder.
    »Ich glaube nicht, dass er wieder zurückkommt«, bemerkte Julia.
    Sie redete nicht viel in letzter Zeit, teils nicht mal mehr das Allernötigste.
    »Na schön. Den Hasen können wir vielleicht nicht fangen, dafür aber ganz sicher Eliot.« Janet trieb ihr Reittier sanft vom Weg herunter und zwischen die Bäume. Sie trug eine tief ausgeschnittene jagdgrüne Bluse und Männerchaps. Ihr Hang zu männlicher Kleidung war in diesem Jahr bei Hofe der Skandal der Saison gewesen.
    Julia ritt kein Pferd, sondern einen riesigen pelzigen Vierbeiner, den sie als Zibetkatze bezeichnete und der tatsächlich auch so aussah: langgestreckt, braun und leicht katzenhaft, mit sanft gewölbtem Rücken, allerdings so groß wie ein Pferd. Quentin hatte den Verdacht, dass das Tier sprechen konnte – seine Augen blickten ein wenig verständiger, als sie sollten, und stets schien es ihre Unterhaltungen mit etwas mehr als angemessenem Interesse zu verfolgen.
    Wildfang weigerte sich zunächst, der Zibetkatze zu folgen, die moschusartig und so gar nicht nach Pferd roch, gehorchte aber schließlich, wenn auch widerwillig und steifbeinig.
    »Ich habe gar keine Dryaden gesehen«, bemerkte Janet. »Ich dachte, hier gäbe es welche.«
    »Ich habe auch keine gesehen«, antwortete Quentin. »Im Königinnenwald scheinen sie sich nicht mehr aufzuhalten.«
    Wie schade. Quentin mochte die Dryaden, jene mysteriösen Nymphen, die über die Eichen wachten. Man merkte erst so richtig, dass man in einer magischen Gegenwelt war, wenn plötzlich eine wunderschöne Frau in einem knappen Blättergewand aus einem Baum sprang.
    »Ich dachte, sie könnten uns vielleicht helfen, den Hasen zu fangen. Kannst du nicht eine rufen oder herbeibeschwören, Julia?«
    »Man kann sie rufen oder beschwören, wie man will. Sie werden nicht kommen.«
    »Ich habe sowieso genug von ihren Nörgeleien über die Landverteilung«, warf Janet ein. »Und wo sind sie überhaupt, wenn nicht hier? Gibt es irgendwo einen cooleren, magischeren Wald, in dem sie herumspuken?«
    »Sie sind keine Gespenster«, erwiderte Julia, »sondern Geister.«
    Die Pferde suchten sich vorsichtig den Weg über einen Sandwall, der zu gleichmäßig war, um natürlichen Ursprungs sein zu können – ein altes Erdbauwerk aus fernen, unergründlichen Zeiten.
    »Vielleicht könnten wir sie dazu überreden, hierzubleiben«, überlegte Janet, »indem wir sie mit attraktiven Erlassen ködern. Oder sie einfach an der Grenze aufhalten. Der Königinnenwald ohne Dryaden ist doch Scheiße.«
    »Viel Glück«, erwiderte Julia. »Dryaden sind wehrhaft. Ihre Haut ist hart wie Holz. Und sie haben Knüppel.«
    »Ich habe noch nie eine Dryade kämpfen sehen«, warf Quentin ein.
    »Weil niemand so dumm ist, sich mit ihnen anzulegen.«
    Als sei das ihr Stichwort gewesen, nutzte die Zibetkatze den Moment, um loszurennen. Zwei mächtige Eichen neigten sich tatsächlich zur Seite, um Julia durchzulassen. Dann richteten sie sich wieder auf, so dass Janet und Quentin sie umrunden mussten.
    »Hast du gehört, was sie gesagt hat?«, fragte Janet. »Sie wird immer mehr zur Einheimischen! Ich habe es satt, dass sie sich ständig als die bessere Fillory-Bewohnerin aufspielt. Hast du gesehen, wie sie mit dem bescheuerten Vogel geplappert hat?«
    »Ach, lass sie doch in Ruhe«, entgegnete Quentin. »Sie ist schon in Ordnung, so wie sie ist.«
    Doch ehrlich gesagt war sich Quentin ziemlich sicher, dass mit Königin Julia nicht alles in Ordnung war.
    Julia hatte die Zauberkunst nicht auf die gleiche
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