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Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)

Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)

Titel: Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)
Autoren: Lev Grossman
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beide das Leben vollständig verändert hatte. Welche Verluste sie auch immer erlitten hatte, das war Julia – vollkommen. Und auch Quentin fühlte sich jetzt so gut wie vollkommen.
    Julia trat auf die Schwelle, kniete sich aber nicht hin. Sie straffte den Rücken, reckte sich wie eine olympische Turmspringerin, sprang unter Missachtung der Treppe in die Tiefe und war verschwunden.
    Nachdem sie weg war, war der Strand dunkler.
    Endlich war es vorbei. Der Vorhang konnte fallen. Quentin dachte missmutig an den nächtlichen Rückweg zur
Muntjak
und fragte sich, wie zum Teufel sie wieder von hier wegkommen sollten. Es musste doch einen Kniff geben, irgendeine Art von Magie, die es ihnen ermöglichte, diesen Teil zu überspringen. Vielleicht würde Ember sich ihrer annehmen.
    »Wo ist das verdammte Kuschelpferd, wenn man es braucht?« Josh hatte offenbar dasselbe gedacht wie er.
    »Und wie sollte Quentin bezahlen?«, fragte die Zöllnerin den Mann im schwarzen Frack.
    Quentins Müdigkeit verflog schlagartig.
    »Was soll das heißen?«, fragte er alarmiert. Sie flüsterten wieder miteinander.
    »Augenblick!«, wandte Eliot ein. »So geht das aber nicht!«
    »Doch«, erwiderte der Mann, »so geht es. Julias Schuld liegt jetzt bei Quentin, und er muss sie begleichen. Was ist Quentin am kostbarsten?«
    »Moment mal«, sagte Quentin. »Mir wurde doch schon der Zutritt zur anderen Seite verwehrt.«
    Brillant. Er hätte Anwalt werden sollen. Ein Gedanke ließ ihn erstarren: Sie würden ihm Poppy wegnehmen. Oder ihr etwas antun. Er wagte es nicht einmal, sie anzusehen, um sie nicht auf falsche Gedanken zu bringen.
    »Seine Krone«, verkündete Elaine. »Tut mir leid, Quentin, aber mit sofortiger Wirkung sind Sie nicht mehr König von Fillory.«
    »Sie überschreiten Ihre Kompetenzen!«, rief Eliot wütend.
    Quentin hatte sich auf eine Katastrophe vorbereitet, doch als sie eintrat, fühlte er nichts. Das war es, was sie ihm nehmen würden, und sie würden es tun. Hatten es schon getan. Er fühlte sich nicht anders als zuvor. Diese ganze Königswürde war letztendlich etwas ziemlich Abstraktes. Am meisten würde er wohl sein großes, stilles Gemach auf Schloss Whitespire vermissen. Er sah die anderen an, aber auch sie waren noch immer die Gleichen wie zuvor. Er atmete tief durch.
    »Tja«, sagte er etwas dämlich. »Wie gewonnen, so zerronnen.«
    Das war das Ende von Quentin, dem Zaubererkönig, einfach so. Er war jetzt ein anderer. Im Grunde war es dumm, darüber traurig zu sein. Mein Gott, sie hatten soeben die Magie gerettet und damit ihrer aller Leben! Julia hatte ihren Frieden gefunden. Sie hatten ihre Reise zu einem guten Ende gebracht. Er hatte nicht verloren, er hatte gewonnen.
    Elaine und der Mann im Frack hatten ihre Positionen auf den Stühlen wieder eingenommen wie zwei Karyatiden. Gute Arbeit. Meine Güte, wenn er daran dachte, dass er damals auf der Außeninsel mit dieser Frau geflirtet hatte! Letztendlich war sie ihrem Vater ziemlich ähnlich.
    Die Tochter glich ihr jedoch kaum, für sie machte er sich große Hoffnungen.
    »Bitte grüßen Sie Eleanor recht herzlich von mir«, sagte er zu der Zöllnerin.
    »Ach, Eleanor«, sagte Elaine mit aller Verachtung, die sie für ihre Tochter übrighatte. »Sie schwärmt bis heute davon, wie Sie sie auf den Schultern getragen haben und wie weit sie von da aus sehen konnte. Sie haben einen ziemlichen Eindruck bei ihr hinterlassen.«
    »Sie ist ein süßes Mädchen.«
    »Kann aber immer noch nicht die Uhr lesen. Wissen Sie, dass sie momentan absolut besessen von der Erde ist? Sie hat mich gebeten, sie dort zur Schule zu schicken, und ich hätte die größte Lust dazu. Ich kann es kaum erwarten!«
    Ein Glück für Eleanor, dachte Quentin. Es würde ihr guttun, die Außeninsel zu verlassen.
    »Na, so was«, sagte er. »Wenn sie alt genug ist, um aufs College zu gehen, sagen Sie mir Bescheid. Ich könnte Ihnen ein gutes empfehlen.«
    Es wurde Zeit zu gehen.
    Doch das Meer war nicht länger verlassen. Eine Gestalt kam auf sie zu. Es war Ember, spät wie immer, der zierlich über die Wasseroberfläche tänzelte. Typisch – eine spektakuläre Entthronung ließ er sich natürlich nicht entgehen.
    »Also«, sagte Quentin. »Zurück zur
Muntjak
? Oder?« Eventuell konnte sie ja das Zauberschaf nach Hause bringen. Das hoffte er inständig. Ember nahm Seinen Platz an Eliots Seite ein.
    »Du nicht, Quentin«, sagte Er.
    Und dann tat Eliot etwas, was Quentin noch nie bei ihm erlebt hatte,
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