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Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)

Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)

Titel: Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)
Autoren: Lev Grossman
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danach zu fragen, wenn sie ihre Aufgabe erfüllt hatten.
    »Guten Abend«, begrüßte sie Elaine. »Eure Majestät, Eure Hoheiten. Guten Abend, alle miteinander. Ich bin die Zöllnerin und für die Grenzen Fillorys verantwortlich. Alle Grenzen«, fügte sie hinzu, ausdrücklich an Quentin gewandt. »Wie ich hörte, haben Sie meinen Vater kennengelernt? Ich hoffe, er hat Ihnen nicht allzu große Unannehmlichkeiten verursacht.«
    Ihr Vater? Aha. Noch mehr Märchenstoff. Das passte ja alles nahtlos zusammen.
    »Potzblitz, es wird höchste Zeit!«, sagte der Mann. »Die Götter haben ihr Werk fast vollendet. Die Magie ist beinahe verschwunden, und ohne sie faltet sich Fillory zusammen wie eine Schachtel, mit uns allen als Inhalt. Haben Sie die Schlüssel?«
    Quentin sah Eliot an.
    »Übernimm du das«, sagte der Oberkönig. »Es war von Anfang an dein Abenteuer.«
    Eliot hielt Quentin den Ring mit den sieben Schlüsseln hin, und Quentin nahm ihn und ging hinüber zu der großen Holztür. Er straffte den Rücken und zog den Bauch ein. Das ist der große Moment, dachte er. Das ist mein Triumph. Meine Legende wird für immer lebendig bleiben. Nicht darin vorkommen wird vermutlich, wie trostlos dieser dämmrige Strand war, typisch für Strände am frühen Abend, wenn der Spaß vorbei ist. Zeit, den Sand von den Füßen zu klopfen, sich mit der ganzen Familie in den Kombi zu quetschen und heimzufahren.
    »Vom Kleinsten zum Größten«, ordnete der Mann im Frack an, streng, aber nicht unfreundlich. »Bitte schön. Lassen Sie sie anschließend im Schloss stecken.«
    Quentin nahm die Schlüssel einen nach dem anderen vom Ring. Der erste, winzige Schlüssel ließ sich leicht drehen – man spürte, wie er einrastete und einen Mechanismus feiner, gutgeölter Zahnrädchen in Gang setzte, die ineinandergriffen und sich innerhalb der Tür drehten. Doch jeder folgende Schlüssel bot mehr Widerstand. Das vierte Schloss lag so weit oben, dass Quentin sich auf die Zehenspitzen stellen musste, um den Schlüssel zu drehen. Den sechsten konnte er kaum bewegen, und als es ihm endlich gelang, mit zurückgebogenen Fingern, die Knöchel weiß vor Anstrengung, leuchtete im Inneren des Schlosses ein Blitz auf und Funken sprangen heraus, die ihm das Handgelenk versengten.
    Der letzte Schlüssel ließ sich überhaupt nicht drehen, und schließlich musste Quentin Schramme um sein Schwert bitten, das er durch den Metallring am Ende steckte und als Hebel benutzte. Sogar der Mann im feinen Frack musste von seinem Stuhl aufstehen und ihm helfen.
    Als das Schloss endlich nachgab und sich in Bewegung setzte, war es, als hätte Quentin einen Schlüssel in die Achse des Universums gesteckt und drehe daran. Gemeinsam wandten der Mann und Quentin ihre gesamte Kraft auf. Quentin presste dabei sein Gesicht an die Schulter des Mannes. Der Frack roch leicht nach Mottenkugeln. Als sich der Schlüssel bewegte, drehten sich die Sterne über ihnen. Der ganze Kosmos rotierte um sie herum, oder vielleicht war es auch nur Fillory, oder vielleicht bestand auch gar kein Unterschied. Der Nachthimmel zog über ihnen vorbei, bis der Tageshimmel an seine Stelle rückte. Sie drehten immer weiter, und der Tag versank wieder hinter dem Horizont, und die Sterne zogen herauf.
    Der Kreis war vollendet. Sie waren zurück zum Ausgangspunkt gelangt. Ein lautes Klicken ertönte, das scheinbar endlos von der Außenmauer der Welt widerhallte, wie bei einem Banktresor, der sich in einer Kathedrale öffnet. Langsam schwang die Tür nach innen auf. Hinter ihr lag leerer Raum, schwarzer Himmel, Sterne. Unwillkürlich wich Quentin einen Schritt zurück. Alle, die am Strand versammelt waren, sogar Schramme, sogar das Faultier, stießen auf einmal den Atem aus, den sie unwillkürlich angehalten hatten.
    »Nun«, sagte Elaine zittrig. Ihr Gesicht war gerötet, und sie lachte sogar ein wenig. »Ich muss zugeben, dass ich nicht sicher war, ob es klappen würde.«
    »Hat es denn geklappt?«, fragte Quentin und sah sich nach Zeichen für Veränderungen um. »Ich kann nichts erkennen.«
    »Es hat geklappt.«
    »Es hat geklappt«, bestätigte Julia.
    Jemand schloss Quentin von hinten fest in die Arme. Es war Josh. Gemeinsam fielen sie in den kalten Sand, Josh auf Quentin.
    »Mann!«, rief Josh. »Wahnsinn! Wir haben gerade die Magie gerettet!«
    »Sieht ganz so aus.« Quentin fing an zu lachen und konnte gar nicht mehr aufhören. Es war vorbei! Die Magie würde sie schließlich doch nicht verlassen.
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