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Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)

Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)

Titel: Fillory - Der König der Zauberer: Roman (German Edition)
Autoren: Lev Grossman
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bei allem, was sie schon gemeinsam durchgemacht hatten. Er fing an zu weinen. Er wandte sich ab und ging mit dem Rücken zu ihnen ein paar Schritte den Strand entlang, die Arme verschränkt, den Kopf gesenkt.
    »Es ist ein dunkler Tag für Fillory«, sagte Ember, »aber man wird sich hier für immer an dich erinnern. Alles Gute muss einmal ein Ende haben.«
    »Moment mal!«
    Quentin kannte die kleine Ansprache. Es war die vorgestanzte Abschiedsrede, die Ember in den Büchern hielt, immer wenn Er tat, was Er am besten konnte, nämlich Besucher am Ende aus Fillory rauswerfen.
    »Ich verstehe das nicht. Jetzt reicht’s, aber wirklich!«
    »Stimmt, Quentin, es reicht. Ganz genau.«
    »Es tut mir leid, Quentin.« Eliot konnte ihn nicht ansehen und holte heiser Luft. »Ich kann nichts dagegen unternehmen. Das war schon immer das Gesetz.«
    Zum Glück hatte Eliot ein kunstvoll besticktes Taschentuch dabei, mit dem er sich die Augen abtupfen konnte. Wahrscheinlich hatte er es noch nie benutzen müssen.
    »Verdammt nochmal!« Quentin konnte sich aufregen, wie er wollte, er würde nichts an der Tatsache ändern. »Ihr könnt mich doch nicht zurück zur Erde schicken, Fillory ist jetzt mein Zuhause! Ich bin kein Schuljunge, der zur Sperrstunde oder zur fünften Unterrichtstunde wieder zurück sein muss, ich bin ein Erwachsener, verdammt nochmal! Das hier ist meine Heimat! Ich bin kein Erdbewohner mehr, sondern Fillorianer!«
    Embers Miene war undurchdringlich bis hinter Seine massiven, steinharten Hörner. Sie bogen sich von Seiner Stirn aus nach hinten, geriffelt wie uralte Muscheln. »Nein.«
    »Aber so kann es doch nicht enden!«, rief Quentin. »Ich bin der Held dieser verdammten Geschichte, Ember! Wisst Ihr noch? Und der Held gewinnt den Preis!«
    »Nein, Quentin«, entgegnete der Widder. »Der Held bezahlt den Preis.«
    Eliot legte Quentin eine Hand auf die Schulter.
    »Du weißt doch, wie es so schön heißt, Quentin«, sagte er. »Einmal ein König in Fillory, immer …«
    »Ich weiß«, knurrte Quentin und schüttelte seine Hand ab. »Das kannst du dir sparen. Das ist Quatsch, das weißt du ganz genau!«
    Eliot seufzte. »Du hast recht.«
    Er hatte inzwischen die Beherrschung wiedergefunden. Er reichte Quentin in seinem Taschentuch etwas Kleines, Perlmuttschimmerndes.
    »Hier, ein magischer Knopf. Ember hat ihn mitgebracht. Er wird dich in die Nirgendlande bringen. Von dort aus kannst du zur Erde reisen oder wo immer du hinwillst. Nur nicht hierher zurück.«
    »Ich kann dir ein paar Tipps geben, Quentin!«, sagte Josh in dem Versuch, fröhlich zu klingen. »Ehrlich, ich kenne die Nirgendlande wie meine Westentasche! Du willst Teletubbies sehen? Ich kann dir eine Karte zeichnen!«
    »Vergiss es!« Quentin war immer noch wütend. »Komm, lass uns auf unseren verschissenen Heimatplaneten zurückkehren.«
    Alles war vorbei. Diesen Teil hatte er immer gehasst, sogar, als er nur die Romane gelesen hatte und nicht persönlich betroffen gewesen war. Bald würde er wieder nach vorn blicken. Josh und er konnten in Venedig leben. Zusammen mit Poppy. Das wäre doch gar nicht so schlecht! Nur, dass er sich gerade so fühlte, als sei ihm ein Arm abgetrennt worden und er blicke auf den Stumpf und warte darauf, zu verbluten.
    »Wir kommen nicht mit, Quentin«, erklärte Poppy, die neben Eliot stand.
    »Wir bleiben hier«, sagte Josh. Trotz der Kälte und der Dunkelheit sah Quentin, dass er heftig errötete. »Wir gehen nicht zurück.«
    »Ach, Quentin!« Quentin hatte Poppy noch nie so aufgewühlt erlebt, nicht einmal, als sie zu erfrieren drohten. »Wir können nicht! Fillory braucht uns. Ohne dich und Julia sind zwei Throne unbesetzt. Der eines Königs und der einer Königin. Wir müssen sie einnehmen.«
    Natürlich. Ein König und eine Königin. König Josh und Königin Poppy. Lang lebe das Herrscherpaar. Er würde allein zurückkehren.
    Das gab ihm den Rest. Er hatte gewusst, dass Abenteuer viel von einem Helden verlangten. Er war davon ausgegangen, eine lange Reise zurückzulegen, knifflige Probleme zu lösen, Feinde zu bekämpfen und alles Mögliche aushalten zu müssen. Doch dieses Opfer schmerzte ihn in einer Art und Weise, mit der er nicht gerechnet hatte. Diesen Brocken konnte man nicht mit einem Schwert oder einem Zauber erledigen. Es nutzte nichts, dagegen zu kämpfen, man musste es tapfer ertragen und sah dabei weder gut noch edel, noch heroisch aus. Man wurde zur mitleiderregenden Figur in einer Geschichte, die keiner
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