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Fey 10: Das Seelenglas

Fey 10: Das Seelenglas

Titel: Fey 10: Das Seelenglas
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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die Fußsoldaten und die Tierreiter aber aus dem Palast verbannt. Auch die Hüter des Zaubers blieben in ihren Quartieren. Nicholas hoffte, sie würden von Nutzen sein, sobald sich mehr Inselbewohner und Fey mischten.
    Seger hielt mehrere Steinbrocken in der hohlen Hand, über der anderen Hand lag ein Gewand. Die Domestikin trug einen großen Steinbrocken mit zwei Händen.
    »Wohin damit?« fragte Seger.
    »Neben Con«, wies sie Nicholas an.
    Seger legte die Steine auf den Boden. Arianna ging neben ihnen in die Hocke, als könnte sie ihren Bruder bereits in ihnen erkennen. Auch die Domestikin setzte ihren Stein ab.
    »Na schön«, sagte Nicholas zu dem jungen Aud. »Dann tu, was du zu tun hast.«
    Con warf Luke einen kurzen Blick zu. Luke nickte. »Es ist vielleicht besser, wenn Ihr ein Stück zur Seite tretet«, sagte er zu Arianna.
    Sie sah ihn verwirrt an, machte dann aber Platz. Con zog sein Schwert aus der Scheide. Die im Raum verteilten Wachen legten sofort die Hände auf ihre Waffen, doch Nicholas beschwichtigte sie mit einer kurzen Handbewegung.
    Con pflanzte das Schwert zwischen die Steinbrocken.
    Der Raum fing an, sich im Kreis zu drehen, und es war, als hätte ihn plötzlich die gesamte Luft verlassen. Ein Donnerschlag ertönte, beinahe so laut wie damals, als Matthias die Schwerter rings um den Ort der Macht plaziert hatte.
    Con und Luke wurden nach hinten geschleudert, als hätte man sie gestoßen. Arianna und Seger taumelten. Die Wachen wurden gegen die Wände gedrückt. Nicholas’ Thron wackelte unter der Wucht. Die anderen Domestiken wichen nicht von der Stelle.
    Die Luft kehrte rauschend zurück.
    Nicholas sah nach unten.
    Mitten im Saal hockte Sebastian splitternackt auf dem Boden. Seger ging zu ihm und legte ihm das Gewand um die Schultern. Arianna rannte auf ihn zu und schlang die Arme um ihn. Er umarmte sie ebenfalls und wiegte sie hin und her.
    »Ich dachte schon, du würdest mich nie mehr finden«, sagte er.
    Arianna schreckte vor ihm zurück, als hätte sie sich verbrannt. Nicholas erhob sich mit pochendem Herzen. Seger legte eine Hand über den Mund.
    Der Satz klang nicht so, als hätte Sebastian ihn gesprochen. Nicholas hatte diese Stimme zum letzten Mal in genau diesem Saal vernommen. Die Stimme gehörte … dem Schwarzen König der Fey!
    »Das kann nicht sein!« sagte Nicholas.
    Ariannas Unterlippe bebte. »Nein«, flüsterte sie.
    Sebastian sah sie alle mit einem Ausdruck an, von dem Nicholas nicht gewußt hatte, wie sehr er ihn vermißte. Diese Mischung aus Erstaunen und Verletztheit, dieses Verlangen, akzeptiert zu werden, und zugleich die Sorge darum, daß man ihn nicht für voll nahm.
    Seger seufzte. »Benutze deine eigene Stimme, Junge«, sagte sie.
    »Was … hab ich … denn … getan?« fragte er. »Ich … dachte … es wäre … einfacher … anders … zu sprechen.«
    »Einfacher und gefährlicher«, erwiderte Seger. »Wenn man die Stimme eines anderen allzuoft benutzt, übernimmt man auch einen Teil seiner Seele.«
    Sebastian erschauerte. »Ich … trenne mich … davon.«
    »Nein.« Arianna ging wieder zu ihm und legte abermals die Arme um ihn. »Ist es schlimm, wenn er sie behält?« fragte sie Seger.
    »Nicht, wenn er sie nicht oft benutzt.«
    »Vielleicht brauchen wir sie noch, Sebastian«, sagte Arianna.
    »Wozu?«
    »Womöglich müssen wir noch den einen oder anderen Fey überzeugen.«
    »Wo… wovon?«
    Ari lächelte. »Das erkläre ich dir später. Wir müssen dir so vieles erklären.«
    »War … ich … denn lange … weg?«
    »Ja.« Con hatte das Wort ergriffen, und jetzt streckte Sebastian die Hand nach ihm aus. Con nahm sie. Sie waren offensichtlich gute Freunde.
    Nicholas konnte nicht mehr länger warten. Er stieg die drei Stufen hinunter und eilte auf seinen Sohn zu. Dann schloß er Sebastian in die Arme, spürte seine steinige Härte und die kühle Haut.
    »Ich dachte, wir hätten dich für immer verloren, mein Sohn«, sagte er.
    »Ihr … könnt … mich nicht … verlieren …, Papa«, erwiderte Sebastian. »Ich … will … immer … bei meiner … Fa-mi-lie … sein.«
    »Und wir möchten immer bei dir sein.« Nicholas wollte ihn noch nicht loslassen, gewährte Ari jedoch, ebenfalls einen Arm um Sebastian zu legen. Die Schatten unter ihren Augen schienen wie von Zauberhand verschwunden zu sein.
    »Ich danke dir, Sebastian«, sagte sie leise, »dafür, daß du mich vor dem Schwarzen König gerettet hast.«
    »Ich … liebe … dich …, Ari«, erwiderte
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