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Fey 10: Das Seelenglas

Fey 10: Das Seelenglas

Titel: Fey 10: Das Seelenglas
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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hatte Luke ein wenig verwirrt; er hatte angenommen, der König würde sich darum bemühen, die Fey so schnell wie möglich loszuwerden.
    Aber Nicholas hielt sich offensichtlich an sein Wort. In der ersten Rede nach seiner Rückkehr hatte er verkündet, daß die Fey und die Inselbewohner zusammenarbeiten müßten, um sich hier auf der Insel eine neue Heimat aufzubauen. Er hatte auch jedem, der das wollte, die Erlaubnis erteilt, die Insel zu verlassen und nach Galinas zu gehen. Aber er hatte verboten, daß auch nur ein Schiff nach Leutia segelte.
    Trotzdem war es nicht so einfach, die Insel zu verlassen. Seit über zwanzig Jahren waren die Felsenwächter nicht mehr besetzt, nicht wenige der Lotsen waren inzwischen tot. Die Strömungen mußten noch einmal ganz neu aufgezeichnet und kartographiert werden, damit Jahn wieder als Hafen funktionieren konnte. Jeder, der die Insel verlassen wollte, war gezwungen, es mit einem der wenigen verbliebenen Fey-Schiffe zu tun, die nach Süden segelten.
    Als der König Luke erblickte, huschte ein Lächeln über sein Gesicht. Sie waren sich nur einmal begegnet, damals, als Luke von den Fey verhext worden war und beinahe den Einundfünfzigsten Rocaan umgebracht hätte. Der König sah jetzt älter aus, sein Haar war von grauen Strähnen durchwirkt. Außerdem war er dünner. Die Wochen im Exil hatten ihm ein schlankes, energischeres Aussehen verliehen.
    Die Schwarze Königin war beinahe zu dünn. Als sie sich umdrehte, stockte Luke der Atem. Er hatte nicht gewußt, wie ähnlich sie ihrer Mutter war. Luke war sich immer noch nicht sicher, was er von Jewel halten sollte; sie war diejenige gewesen, die befohlen hatte, ihn zu verhexen und seinen Vater gefangenzuhalten. Aber sie hatte ihm auch einen Liebeszauber eingepflanzt, der ihn mit Liebe zu ihr bannte, einer Zuneigung, von der er sich immer noch nicht völlig gelöst hatte.
    »Sire«, sagte Luke und verbeugte sich tief. Neben ihm verbeugte sich Con mit über den Boden scharrendem Schwert.
    »Erhebt euch bitte.« Die Stimme des Königs war so kräftig, wie Luke sie in Erinnerung behalten hatte, und ebenso freundlich. »Ich möchte dir persönlich mein Beileid zum Tod deines Vaters aussprechen.«
    »Und ich ebenso«, sagte die Schwarze Königin. Ihre Augen waren ein wenig geschwollen, als hätte sie geweint. »Adrian war ein hervorragender Mann.«
    Luke nickte und schluckte schwer. Er hatte die Nachricht erst am Vortag erhalten. »Was ist mit ihm passiert?«
    »Sein Leichnam liegt in den Blutklippen begraben«, sagte der König. »Wir haben ihn nicht mit nach Hause bringen können.«
    Luke lächelte kalt. »Es gibt kein Zuhause mehr, wohin man ihn bringen könnte. Alles wurde niedergebrannt.«
    Der König nickte, als wüßte er von den Brand.
    »Dein Angriff«, sagte er, »war der erste Schritt, der es uns ermöglichte, den Schwarzen König zu besiegen. Ich hatte gehofft, dich weiterhin an meiner Seite zu wissen, als einen der Kommandanten meiner neuen Armee.«
    »Ich dachte, wir hätten genug gekämpft, Sire«, erwiderte Luke.
    »Das hoffe ich«, sagte der König. »Aber ich glaube, wenn wir aus all dem eines gelernt haben, dann das, daß wir auf alle Eventualitäten vorbereitet sein sollten.«
    Luke verneigte sich abermals. »Es wäre mir eine Ehre.« Dann richtete er sich wieder auf. Des Königs Blick richtete sich auf Con. Die Fey-Frau war hinter die Schwarze Königin getreten und sah aus sicherer Entfernung zu.
    »Vergebt mir meine Anmaßung, Sire, aber ich habe einen Freund zu dieser Audienz mitgebracht, von dem ich glaube, daß Ihr ihn gern kennenlernen möchtet.« Luke drehte sich zur Seite, legte Con eine Hand auf den Rücken und schob ihn nach vorne. »Das ist Con. Er war ein Aud. Er war mit einer Weisung des Rocaan unterwegs und …«
    »Du bist Con?« Die Stimme der Schwarzen Königin hob sich vor Erstaunen, und sie machte einen Schritt auf ihn zu. »Sebastian sagte, du wüßtest, wie man ihn wieder zusammensetzen kann.«
    Con sah sich mit hoffnungsfrohem Gesicht um. »Ist er denn hier?«
    Die Schwarze Königin schüttelte den Kopf. »Wir wissen nicht, wo er ist. Aber ich habe mich schon gefragt, was ich tun soll, wenn wir ihn gefunden haben.«
    »Sebastian?« ertönte die Stimme der Fey-Frau vom hinteren Teil des Podests. »Der Golem des Prinzen?«
    »Ja.« Diesmal hatte der König geantwortet. Er wandte sich auf seinem Thron ein wenig zur Seite. »Weißt du etwas von ihm, Seger?«
    »Ich habe einige Stücke von ihm in meinem
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