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Fey 10: Das Seelenglas

Fey 10: Das Seelenglas

Titel: Fey 10: Das Seelenglas
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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er.
    »Ich liebe dich auch.«
    Nicholas trat einen Schritt zurück und betrachtete sie. Zwei seiner drei Kinder. Er wußte, daß der Kreis geschlossen war, sobald Gabe von seinem Spaziergang durch die Stadt zurückkehrte. Diese drei waren seine Zukunft. Sie waren die Zukunft des Landes, die Zukunft der Welt, und er zweifelte nicht daran, daß sie alles, was sie anpackten, zu einem guten Ende führen würden.
    Er wünschte sich nur, Jewel könnte es ebenfalls sehen. Er wünschte, Jewel wäre hier.
    Doch dann fiel es ihm wieder ein:
    Sie war ja hier.

 
     
     
SIEG
     
(Einen Monat später)

 
54
     
     
    Sie flog mit weit ausgebreiteten Flügeln durch die kühle Gebirgsluft. Arianna war noch nie zuvor ein Falke gewesen. Es war ein befreiendes, majestätisches und irgendwie auch angemessenes Gefühl.
    Diese Bergkette war niedriger als die Blutklippen, aber trotzdem recht beeindruckend. Auch auf diesen grauen Hängen hatte sich viel Geschichte abgespielt, und das einzige, was sie vermißte, war die zarte Rottönung des Gesteins. Trotzdem gehörten die Schneeberge ebenso zu ihrer Heimat wie die Augen des Roca. Sie hatte die Schneeberge noch nie zuvor gesehen, schon gar nicht von so nahe.
    Die Falkenreiter hatten sie eben erst davon unterrichtet, daß die Kletterer sich in der Nähe der Hochebene befanden. Sie hatte den Reitern gedankt und sich vor ihren verdutzten Augen verwandelt. Offensichtlich waren die Fey nicht daran gewöhnt, daß sich ihr Schwarzer Regent ohne Vorwarnung in ein anderes Geschöpf verwandelte.
    Sie hatte über ihre erstaunten Gesichter gelacht und sie gefragt: »Wollt ihr mich nicht begleiten?«
    Die Reiter nahmen ihre Falkenform an und flogen hinter ihr her. Zwei von ihnen trugen den Umhang, auf dem sie bestanden hatte, wie ein Schmuckband zwischen sich.
    Ihr Vater hatte sie auf dieser Mission begleiten wollen, aber sie hatte es ihm ausgeredet. Die Fey waren jetzt ihr Problem. Zwar fielen sie unter seine Gerichtsbarkeit, solange sie auf der Blauen Insel wohnten, aber sie war überall ihre Regentin. Er hatte ihrem Argument mit verstohlenem Amüsement zugestimmt.
    Sie hatte Coulter gebeten mitzukommen, aber er hatte abgelehnt. Er hatte ihr in Erinnerung gerufen, daß sie es ihrem Vater nicht erlaubt hatte, und ihr gesagt, sie müsse lernen, allein zu regieren.
    Sie fühlten sich immer noch zueinander hingezogen, doch sie respektierte seinen Wunsch und zog ihn nicht damit auf. Trotzdem spürte sie, daß es nur eine Frage der Zeit war, bis ihre Freundschaft zu der Intensität zurückfand, die sie am Ort der Macht erlebt hatten.
    Sie war noch nie zuvor auf jener Hochebene gewesen, aber die Reiter sagten, sie würde sie erkennen, sobald sie sie sah. Und so war es auch.
    Sie flog wie angewiesen zwischen den Bergspitzen hindurch, und dort lag das Plateau in einer langgezogenen Senke vor ihr. Der Wind blies stürmisch darüber hinweg, und sie mußte sich beim Landen vorsehen, um nicht gegen den vulkanischen Fels geschleudert zu werden.
    Hier hatte ihr Urgroßvater nach seiner Landung auf der Blauen Insel gestanden. Ein paar der Falkenreiter in ihrer Begleitung waren damals schon dabeigewesen und hatten ihn in seinem Tragestuhl hier heraufgeflogen. Sie war stolz darauf, daß sie keine Hilfsmittel brauchte. Sie war auf so vieles stolz. Am meisten darauf, wie die Fey und die Inselbewohner allmählich zusammenarbeiteten.
    Es lag nun an ihr, daß sich dieser Ansatz weiterentwickelte.
    Sie verwandelte sich in ihre Fey-Gestalt zurück und zitterte im eisigen Wind. Ohne hinzusehen, streckte sie eine Hand nach dem Umhang aus, den ihr einer der Reiter reichte. Sie hatten sich ebenfalls wieder in Fey verwandelt, doch sie blieben nackt. Ihr langes, fedriges Haar schien sie vor der Kälte zu schützen.
    Arianna schlug den Umhang fest um sich und bedauerte es, daß sie nicht auch Schuhe mitgebracht hatte. Doch dann merkte sie, daß es egal war. Ihre Füße wurden zwar kalt, aber das war ein geringer Preis für diese Aussicht.
    Die Schiffsflotte, die ihr Urgroßvater vor seinem Marsch gegen die Blutklippen angefordert hatte, war eingetroffen. Selbstverständlich hatte sie inzwischen, auf halbem Weg hierher, ihre nach Nye übermittelte Nachricht erhalten, in der sie sich als Schwarze Königin proklamierte, so wie es ihre Mutter ihr – durch Gabe – geraten hatte. Ihre Mutter bezweifelte, daß ihr Onkel Bridge ihr ernsthafte Probleme bereiten würde.
    Er würde es nicht wagen, hatte ihre Mutter gesagt. Blut gegen Blut
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