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Fey 08: Im Zeichen der Schwerter

Fey 08: Im Zeichen der Schwerter

Titel: Fey 08: Im Zeichen der Schwerter
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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eine Unterhaltung zu Ende zu führen, die sie selbst begonnen hatte.
    »Aber um unsere Soldaten, die nach der Invasion ihre Pfeilwunden oder Schwerthiebe von den Domestiken behandeln lassen mußten, machst du dir keine Sorgen.«
    »Herr?« fragte Selia verwirrt und ließ die Hand sinken.
    »Als ich befohlen habe, mich mit diesem Geschöpf allein zu lassen, wußte ich genau, daß es ein Golem war. Es war ein künstlich erzeugtes Wesen, das aussah wie mein Urenkel, und ich befürchtete, daß es Familiengeheimnisse kannte, die niemand außer mir zu wissen braucht. Als ich aus ihm herausgequetscht hatte, was ich wissen wollte, habe ich ihn vernichtet. Er war ein äußerst gefährliches magisches Objekt, das wir auf dieser Insel nicht gebrauchen können.«
    Leichte Falten bildeten sich auf Selias Stirn. »Also stammen deine Wunden aus der Schlacht?«
    »Ich bin schließlich der Anführer dieser Invasion«, bestätigte Rugad kalt. »Da ist es nur gerecht, daß auch ich einen Teil der Last auf mich nehme.«
    »Richtig, Herr«, pflichtete Selia ihm bei. Sie schüttelte leicht den Kopf, wie um ihre Gedanken besser zu ordnen. »Ich werde die zusätzlichen Wachen wegschicken. Es war dumm von mir, überhaupt zu fragen.«
    Rugad legte ihr die Hand auf den Arm. »Nein, es war nicht dumm. Ich schätze Fragen, weil sie mir die Möglichkeit geben, sie positiv oder negativ zu beantworten. Weißhaar hat den Fehler gemacht, zu handeln, ohne vorher nachzufragen. Paß auf, daß du es ihm nicht nachmachst.«
    »Ich werde mich hüten, Herr.«
    »Gut«, lobte Rugad. »Ich habe dich wegen deiner Kunst zu Behexen und deines gesunden Menschenverstandes zu meiner Vertrauten ernannt. Sieh zu, daß ich aus beidem Nutzen ziehe.«
    »Ja, Herr«, murmelte Selia.
    Rugad nickte ihr ein letztes Mal zu, dann trat er ins Freie.
    Es war eine offene Kutsche, wie er befohlen hatte. Sie war schwarz, in der Mitte etwas niedriger und hatte an einer Seite eine Trittstufe. Im hinteren Teil befanden sich zwei gegenüberliegende Sitze und vorne ein dritter, in Rugads Augen überflüssiger, Sitz für den Kutscher. Das Gespann bestand aus zwei Pferdereitern, die Rugad gut kannte. Er würde ihnen selbst Anweisungen erteilen.
    Der Anblick der beiden hob seine Stimmung. Es sah aus, als säßen zwei Fey auf den Pferderücken, obwohl von der Seite deutlich zu erkennen war, daß sie keine Beine hatten, sondern ihre Unterkörper direkt aus dem Pferdeleib herauswuchsen. Es waren ein Mann und eine Frau. Aus Ehrerbietung gegenüber dem Schwarzen König trugen sie Uniformjacken, was für Reiter in ihrer Tiergestalt ziemlich unbequem war, wie Rugad wußte. Mit einem kurzen Nicken drückte er ihnen seine Anerkennung dafür aus und bestieg mit Hilfe des kleinen Tritts das Fahrzeug.
    Alle Abzeichen des Herrscherhauses der Insel waren entfernt worden. Auf den Seitenteilen der Kutsche erkannte man trotzdem noch schwach die Umrisse von Schwertern. Die Sitzkissen waren offenbar in aller Eile durch schwarze Samtkissen ersetzt worden, die zur Erhöhung der Bequemlichkeit mit einem Domestikenzauber belegt waren.
    Rugad setzte sich, schnalzte leise mit der Zunge und überließ das Weitere den Pferdereitern. Das hier war sozusagen Selias Aufnahmeprüfung. War sie auch nur ein kleines bißchen von seinen Instruktionen abgewichen, würde Rugad es sofort merken.
    Aber offenbar hatte sie sich daran gehalten. Die Reiter zogen die Kutsche in weitem Bogen um den Palast herum. Trotz der frühen Stunde waren die Straßen voller Fey. Sie salutierten, grüßten oder deuteten knappe Verbeugungen an. Bei zeremoniellen Anlässen pflegten Fey weder zu applaudieren noch zu jubeln, wie es in so vielen anderen Kulturen üblich war. Lediglich in der Schlacht stießen sie Kampfschreie aus. Aber auch das diente eher dem Zweck, den Feind an die Überlegenheit der Fey zu erinnern.
    Rugad nickte zurück. Manchmal, wenn die Kutsche langsam genug fuhr, erhob er sich sogar, als wolle er die Umgebung inspizieren.
    Auf dem Palastgelände gab es allerdings nichts weiter zu inspizieren. Rugad hatte alles bereits aus seinem Fenster betrachtet, und wußte, daß der Palast nahezu unversehrt war. Die einzigen Schäden hatte König Nicholas’ Angriff angerichtet, und die hielten sich in Grenzen: ein paar Beschädigungen der Nebengebäude, unzählige Blutflecken auf dem Vorplatz, die zu entfernen einen Domestiken eine ganze Woche gekostet hatte, und ein arg zertrampeltes Stück Palastgarten.
    Aber inmitten der Ruinen der
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