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Fey 08: Im Zeichen der Schwerter

Fey 08: Im Zeichen der Schwerter

Titel: Fey 08: Im Zeichen der Schwerter
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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zufrieden. »Fertig?« fragte er.
    »Fertig«, bestätigte Nicholas.
    Coulter streckte die Hand aus und berührte Nicholas’ direkt über dem Herzen. Es fühlte sich an wie ein Messerstich mitten in die Brust.
    Coulters Blick verschwamm, und durch den Schmerz hindurch, der von seinem Herzen mitten in seine Seele schoß, fühlte Nicholas die Anwesenheit des Jungen in seiner Verbindung zu Arianna.

 
37
     
     
    An diesem Morgen spürte Rugad jedes einzelne seiner zweiundneunzig Jahre. Er beugte sich vor und zog sich ächzend die Stiefel an. Immer noch taten ihm alle Knochen weh von seinem Sturz bei der Explosion des Golems, und außerdem schmerzte seine Kehle, weil er am vergangenen Tag so viel gesprochen hatte. Jeder Muskel, jede Bewegung erinnerte Rugad daran, wie aufreibend sein Leben war.
    Es würde noch aufreibender werden.
    Die Blaue Insel hatte seinen Sohn auf dem Gewissen.
    Die Insel hatte seine Enkeltochter getötet.
    Sie hatte ihm seine Stimme geraubt.
    Aber ganz gleich, was noch alles passierte – bald gehörte sie ihm. Die Blaue Insel und seine Urenkel noch dazu, und dann würde er nach Leutia weiterziehen, ganz egal, was für Schmerzen er hatte, wie alt er sich fühlte oder welche weiteren Verletzungen er davontrug.
    Rugad würde die Blaue Insel endgültig erobern und sie als Sprungbrett für die Unterwerfung der restlichen Welt benutzen.
    Dieser Morgen war der Anfang.
    Das hatte Rugad beschlossen, bevor er in seine Gemächer zurückgekehrt war. Wie befohlen, hatten die Wachen das Zimmer gesäubert und den zerbrochenen Stuhl und die Steine entfernt. Sie hatten den Golem aus der Welt geschafft, indem sie einen Teil der Steine in den Fluß geworfen und den Rest überall in den Ruinen von Jahn verteilt hatten.
    Niemand konnte diesen Golem je wieder zusammensetzen.
    Ein Problem weniger.
    Es blieben zwar noch genug Probleme, aber Rugad vertraute darauf, daß er sie ebenso lösen würde wie dieses.
    Er stand auf und reckte sich. So wie jetzt hatte er sich sonst nur nach schweren Schlachten gefühlt: am ganzen Körper wund und zerschlagen, dennoch höchst zufrieden über seinen Sieg. Heute allerdings vermißte er die gewohnte Zufriedenheit.
    Er war zwar jetzt Herrscher der Insel, aber sie gehörte ihm immer noch nicht richtig.
    Die Flucht des Inselkönigs und seiner Kinder, Rugads Urenkel, und die Entdeckung, daß sie den Schwarzen König ernsthaft verletzt hatten, all das hatte Rugads Leute in Panik versetzt.
    Dieser Panik mußte Rugad ein für allemal ein Ende bereiten.
    Er warf seinen Umhang über und ging zur Tür. Dabei kam er an der leeren Feylampe vorbei und schüttelte ärgerlich den Kopf. Die Seele des Golems sollte längst in der Lampe gefangen sein.
    Er öffnete die Tür. Dahinter wartete das Frühstück, das er bestellt hatte. Rugad blieb stehen, trank einen Schluck Wasser und nahm sich ein paar Scheiben Brot. Den Rest ließ er für seine Wachen stehen.
    »Ich kann das hier nicht aufessen«, sagte er zu dem Posten, der die Zimmertür bewachte. Wie alle von Rugads Wachsoldaten wußte auch dieser, daß er sich die Überreste der Mahlzeiten nehmen durfte. Das gehörte zu den Vergünstigungen der persönlichen Bediensteten des Schwarzen Königs.
    Die zweistündige Ruhepause hatte Rugad nur noch müder gemacht. Wenn er ehrlich war, mußte er zugeben, daß ihm die Niederlagen der letzten Zeit schwer zu schaffen machten. Erstaunlich, wie ein paar kleine Rückschläge der richtigen Sorte selbst den stärksten Mann entmutigen konnten, wenn sie einen wunden Punkt berührten.
    Rugad hatte sich zu sehr auf Weißhaar und zu wenig auf das eigentliche Problem konzentriert. Die Sache mit Weißhaar war erledigt, Rugad hatte herausgefunden, daß sich der Inselkönig irgendwo in den Bergen im Norden der Insel aufhielt, und der Golem war vernichtet.
    Das war immerhin ein Fortschritt.
    Jedenfalls wollte Rugad es so sehen.
    Jetzt aber mußte er unbedingt die Moral seiner Untergebenen wieder heben.
    An diesem Morgen hatte er einige Zeit auf seine äußere Erscheinung verwendet, blankpolierte Stiefel und seinen dunkelsten Umhang angezogen. Das Haar fiel ihm offen ins Gesicht, was ihn jünger aussehen ließ und zugleich die schlimmsten Schrammen verbarg. Außerdem trug Rugad wie früher als junger Mann einen Schal, um seine vernarbte Kehle zu verhüllen.
    Sein Anblick sollte die Truppen nicht unnötig an die Tatsache erinnern, daß auch er verwundbar war.
    Zwar war er nicht mehr im vollen Besitz seiner Stimme, aber das
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