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Fey 06: Die Erben der Macht

Fey 06: Die Erben der Macht

Titel: Fey 06: Die Erben der Macht
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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physischen Schlag empfand. »Wenn ich dir meine Zauberkraft schenken könnte«, sagte Coulter, »würde ich es tun.« Er hockte sich auf den Boden und legte den Kopf auf die angezogenen Knie. Adrian blickte in die Runde. Dann ging er zu Coulter, setzte sich neben ihn und legte ihm den Arm um die Schultern.
    Gabe zog Fledderer beiseite. Der Nebel unter ihnen lichtete sich und gab den Blick auf einige grüne Baumwipfel und eine Handvoll Gehöfte frei.
    »Du solltest ihn in Ruhe lassen«, tadelte Gabe. »Er ist mit den Nerven am Ende.«
    »Ich würde ihn ja in Ruhe lassen«, verteidigte sich Fledderer, »aber er ist alles, was wir haben.«
    Gabe runzelte die Stirn. »Und was ist mit mir?«
    »Du bist nicht gerade ein Meister im Kämpfen, deine Führungsqualitäten lassen zu wünschen übrig, und über Magie verfügst du auch nicht«, erklärte Fledderer.
    »Ich besitze die Kraft der Vision«, widersprach Gabe.
    Fledderer nickte. »Und wohin hat uns das gebracht? Du kannst uns noch nicht einmal sagen, ob dein Urgroßvater tot oder noch am Leben ist.«
    »Was spielt das schon für eine Rolle?« fragte Gabe, dem langsam die Lust verging, mit dieser arroganten Rotkappe zu diskutieren.
    »Wenn er noch lebt, hast du ein Problem. Aber wenn er tot ist, kannst du die Fey regieren, jedenfalls auf der Blauen Insel.«
    »Du hast mir doch gerade bestätigt, daß ich keine Führungsqualitäten habe.« Gabe verschränkte die Arme vor der Brust und trat einen Schritt vor. Jetzt lag wieder Nebel über dem Tal, und mit Einbruch der Dunkelheit wurde es kühl. »Außerdem würden mich die Fey niemals als Anführer akzeptieren.«
    »Wenn ich mit dir fertig bin, schon.«
    Gabe schüttelte den Kopf. Diese Rotkappe war wirklich ein komischer Kauz. »Was verstehst du denn schon von Führung?«
    »Mehr als du«, gab Fledderer zurück. »Ich habe uns schließlich hierhergebracht.«
    »Fünf Leute anzuführen, ist etwas anderes, als über ein ganzes Imperium zu herrschen.«
    »Vielleicht«, sagte Fledderer. »Vielleicht auch nicht. Aber ich finde, du solltest mir vertrauen. Denn wenn du es nicht tust, kann ich nicht garantieren, daß du noch lange lebst.«
    »Mein Urgroßvater darf mich nicht töten.«
    »Aber er kann sich jemanden suchen, der es darf. Das ist nicht schwer. Er braucht noch nicht einmal einen direkten Befehl auszusprechen.«
    Ein Schauder rieselte vom Hals bis zur Hüfte über Gabes Rücken. Er konnte ein Frösteln nicht unterdrücken. »Was willst du damit sagen?«
    »Ich sage, daß jetzt deine Interessen gegen seine stehen. Darüber mußt du dir im klaren sein.«
    »Du glaubst doch, er sei tot.«
    Fledderer schüttelte den Kopf. »Vielleicht ist er tot. Deine jüngste Vision scheint es zu beweisen. Aber die anderen Visionen, von denen du mir erzählt hast, zeigen ihn lebendig. Und er hat schon früher gefährliche Verletzungen überstanden. Er ist kein Mann, den man unterschätzen sollte.«
    »Und was ist, wenn er doch tot ist?« wiederholte Gabe und schlang die Arme um sich.
    »Dann kehren wir nach Jahn zurück, sobald wir die Nachricht erhalten.«
    »Und wenn nicht?«
    »Dann verstecken wir uns so lange, bis du es mit ihm aufnehmen kannst.«
    Gabe wandte sich ab und blickte ins Tal hinunter. Die Rotkappe folgte seinem Blick, als sei dort eine Antwort zu finden. »Glaubst du, daß ich jemals soweit sein werde?«
    »Deine Chance steht gar nicht so schlecht. In deinen Adern fließt sein Blut. Du kommst aus einem guten Stall. Und man sagt, er ist nur hier, um dich zu finden. Also muß er davon überzeugt sein, daß du die Mühe wert bist.«
    »Eine Chance«, wiederholte Gabe. »Klingt nicht sehr ermutigend.«
    »Ich habe schon früher das Unmögliche möglich gemacht«, konterte Fledderer. »Warum sollte mir das nicht noch einmal gelingen?«
    Er hob den Kopf und blickte Gabe ins Gesicht. Fledderers Augen waren dunkel und undurchdringlich. Gabe spürte, wie sie ihn voller Interesse taxierten. Das Problem war nur, daß Gabe gar nicht das Oberhaupt des Fey-Reiches sein wollte. Er wollte seinem Urgroßvater überhaupt nicht ebenbürtig sein.
    Denn das bedeutete, solche Entscheidungen treffen zu müssen, wie sie Coulter im Maisfeld getroffen hatte.
    Entscheidungen, denen Gabe sich nicht gewachsen fühlte.
    Fledderer schienen Gabes Zweifel nicht entgangen zu sein. Er runzelte die Stirn und entließ ihn mit einer Handbewegung. »Hilf deinem Freund, dem Zauberer, wieder auf die Beine. Wir haben noch einen langen und gefährlichen Weg vor
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