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Fey 06: Die Erben der Macht

Fey 06: Die Erben der Macht

Titel: Fey 06: Die Erben der Macht
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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hinsehen.
    Aber er mußte doch hinsehen. Die Fey waren unermüdlich. Sie bedrängten ihn unablässig und zeigten keine Furcht vor seiner neu entdeckten Macht. Fünfzig, hundert, er wußte nicht, wie viele es waren, wußte nur, daß er sie zurückschlagen mußte, und er wagte nicht, sich von der Stelle zu rühren.
    Er wagte nicht, seine Rückendeckung aufzugeben.
    Plötzlich hallte ein lauter Knall durch den Korridor.
    Alle hielten wie auf Kommando inne.
    Im Korridor ertönte lautes Stimmengewirr, und dann erschien ein Pferd. Es glich keinem anderen Pferd, das Con je gesehen hatte. Es war kleiner als die meisten Pferde, hatte aber genauso lange Beine. Sein Fell war braun, die Mähne tiefschwarz. Die blauen Augen rollten wild in dem dreieckigen Kopf, und auf der Unterseite seines Maules sproß ein Büschel weißer Haare.
    Der Mann auf dem Pferderücken kam Con seltsam bekannt vor. Bloß daß Con ihn bis jetzt nur in zeremonieller Kleidung gesehen hatte. Der König ritt ohne Sattel, die Finger in die lange schwarze Mähne gekrallt. Er beugte sich tief über den Hals des Tieres und rief ihm etwas ins Ohr, als könne es ihn verstehen.
    Das alles erfaßte Con im Bruchteil eines Augenblicks. Um ihn herum schrien die Fey. Das meiste konnte Con nicht verstehen, weil er ihre Sprache nur schlecht beherrschte, aber einiges begriff er doch.
    Sie behaupteten, Nicholas habe den Schwarzen König getötet.
    Die meisten Fey in Cons Nähe waren verwundet. Im Blut ihrer gefallenen Mitstreiter kniend, versorgten sie notdürftig ihre Verletzungen.
    Die Fey, die sich im Korridor aufgehalten hatten, riefen durcheinander und strömten zum Audienzzimmer, auf der Suche nach dem toten Schwarzen König. Keiner von ihnen folgte dem Pferd.
    Con fand das seltsam. Er hatte erwartet, daß sie etwas unternahmen, dem König nachsetzten, Verstärkung herbeiriefen, irgend etwas. Aber das taten sie nicht. Und das beantwortete auch nicht die Frage, wie das Pferd überhaupt in den Palast gekommen war.
    Offenbar hatte sich jemand entschlossen, den König zu befreien. Und dieser Jemand hatte Erfolg gehabt. Das Pferd preschte durch den Empfangssaal, in den Korridor und durch das Hauptportal hinaus. Immer noch folgte ihm niemand.
    Die Fey liefen in völliger Verwirrung durcheinander. Sie schrien einander an, fragten sich, was zu tun sei, ob man dem Schwarzen König noch helfen könne. Ohne ihn schienen sie völlig verloren.
    Diejenigen, die Con bedrängt hatten, ließen ihn einfach stehen und liefen den Korridor entlang zum Audienzzimmer. Ihre Gesichter waren von nackter Angst gezeichnet.
    Con schob sich mit dem Rücken an der Wand entlang, weg von dem Blutbad, das er angerichtet hatte. Seine Füße trieften, und sein Arm prickelte. Trotzdem war er noch immer nicht müde. Seine Erschöpfung war wie weggeblasen.
    Er erreichte die geschwungene Doppeltür und beugte sich vor, um den Saal und den Korridor besser überblicken zu können. Alle Fey im Korridor starrten wie gebannt auf das Audienzzimmer. Dann machten sie Platz, um einige ihrer Landsleute durchzulassen. Diese Fey trugen eine Leiche auf den Schultern.
    Der Tote war ein großgewachsener Fey. Seine Augen waren geschlossen, und aus seiner Kehle ragte ein Schwert.
    Ein Fey-Schwert.
    Vielleicht hatten die Schreienden recht gehabt.
    Vielleicht war der Schwarze König tatsächlich tot.
    Die meisten Fey folgten ihrem König. Die Tür zum leeren Audienzzimmer ließen sie offen. Die übrigen kümmerten sich um die Verwundeten hinter Con.
    Das war seine einzige Chance zu entkommen, aber die verwundeten Fey versperrten ihm den Fluchtweg. Wenn er dem Pferd durch das Hauptportal folgte, führte er die Feinde vielleicht zu seinem König.
    Er mußte sich verstecken.
    Und wo gab es ein besseres Versteck als das leere Zimmer, aus dem man gerade den Schwarzen König hinausgetragen hatte. Dort würde zumindest für einige Zeit niemand nach ihm suchen.
    Er bog um die Ecke, zog die Sandalen aus und wischte sich die blutigen Füße an seinem Gewand ab, damit er keine Spuren hinterließ. Dann durchquerte er den Korridor, schlüpfte ins Zimmer und schloß aufatmend die Tür hinter sich.
    Der Raum war größer, als er erwartet hatte. An den Wänden standen Speere und ein paar Sessel. Auf einem Podest erhob sich ein Thron, und an der Wand dahinter hing das Wappen der königlichen Familie. Der Fußboden in der Mitte des Zimmers war blutbefleckt, der Rest des Bodens mit Steinen übersät.
    Der ganze Raum prickelte, genau wie Cons
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