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Fey 06: Die Erben der Macht

Fey 06: Die Erben der Macht

Titel: Fey 06: Die Erben der Macht
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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Augen des Roca im Norden erkennen. Die Augen des Roca waren fast doppelt so hoch, zerklüftet und von kahlen Gipfeln gekrönt. Dagegen nahmen sich die Schneeberge beinahe wie harmlose Hügel aus, obwohl auch sie zu hoch waren, um sie zu ersteigen.
    Jedenfalls waren sie zu hoch gewesen, bevor Gabes Urgroßvater gekommen war.
    Gabe kannte diesen Teil der Insel bis jetzt nur vom Hörensagen. Er war sich nicht sicher, ob er jenen Teil der Augen des Roca, der zum Cardidas abfiel, jenen Teil, den man Blutklippen nannte, wirklich mit eigenen Augen sehen wollte, und mit der Schlucht des Cardidas in den Schneebergen erging es ihm ebenso. Diese Felsformation war unter dem Namen ›Spangen des Todes‹ bekannt.
    Er hoffte, sie würden vorher haltmachen.
    Eigentlich hatten sie keinen richtigen Plan. Sie wußten nur, daß sie ein Versteck finden mußten. Sie hatten einen Bogen um die Dörfer gemacht und waren auf der Straße den anderen Reisenden ausgewichen. Fledderer glaubte, daß sie bis jetzt niemand gesehen hatte.
    Gabe hoffte, daß die Rotkappe Recht behielt. Sie brauchten etwas zu essen, Schlaf und Ruhe, um sich zu erholen.
    Plötzlich blieb Fledderer, der an der Spitze ging, stehen. Er breitete die Arme aus, so daß auch die anderen haltmachen mußten.
    »Zeit für eine Entscheidung«, sagte er zu Gabe, der die Nachhut bildete und zuletzt eintraf. »Dies ist unser letztes Tal. Entweder wir steigen hinunter und riskieren einen Zusammenstoß mit den Dorfbewohnern, oder wir suchen uns eine Bleibe in den Bergen.«
    »Woher weißt du das so genau?« fragte Adrian. Adrian war nie so weit in den Osten vorgedrungen und hatte das schon ein paarmal erwähnt. Es schien ihn zu ärgern, daß er sich nicht auskannte.
    »Antworten auf Fragen«, erklärte Fledderer.
    »Und wie alt sind diese Fragen?«
    »Fünfzehn Jahre. Wenn einen die Fey suchen, hört man nie auf, sich Sorgen zu machen, daß sie einen doch noch finden.«
    »Gibt es denn einen geeigneten Platz in den Bergen?« fragte Gabe.
    »Nicht in den Spangen des Todes«, erwiderte Fledderer. »Ich habe von einem Dutzend geeigneter Stellen in den Blutklippen gehört, aber um dorthin zu gelangen, müssen wir den Cardidas überqueren.«
    »Ich kann kein Schiff bauen«, mischte sich Coulter ein. »Jemand muß uns führen.«
    »Sieht aus, als ob uns in jedem Fall jemand führen muß«, ergänzte Adrian.
    »Und wie werden sie sich drei Fey und zwei Inselbewohnern gegenüber verhalten?« fragte Gabe.
    »Gar nicht«, erklärte Fledderer. »Sie werden fünf Inselbewohner über den Fluß bringen und keine Fragen stellen. Adrian wird sie anheuern.«
    »Was soll ich dafür anbieten?« gab Adrian zurück.
    »Wir haben mehr als genug Tauschobjekte«, entgegnete Fledderer. »Allein meine Waffen dürften reichen.«
    »Nehmen wir mal an, es klappt«, meinte Leen, »wie willst du uns denn in Inselbewohner verwandeln?«
    »Nicht ich«, lachte Fledderer. »Er da.« Er deutete auf Coulter.
    Coulter schüttelte den Kopf. »Meine Fähigkeiten sind nicht unbegrenzt«, murmelte er.
    »Du bist doch ein Zauberer, nicht wahr?« fragte Fledderer.
    »So nennen das deine Leute wohl«, gab Coulter zu.
    Fledderer zuckte die Achseln. »Wo liegt dann das Problem?«
    Coulter schüttelte wieder den Kopf, als sei Fledderer taub. Gabe blickte stirnrunzelnd von einem zum anderen.
    »Wenn du Coulters Mitwirkung bereits eingeplant hast, solltet ihr zwei euch wohl besser einigen«, sagte er.
    Fledderer seufzte. »Deine Ausbildung ist wirklich begrenzt, Coulter.«
    »Ich habe gar keine Ausbildung. Das weißt du genau.« Coulter ballte die Fäuste. Er war so aufgebracht, daß Gabe seine Hand ergriff, weil er nicht wußte, was Coulter als nächstes tat.
    »Ein Zauberer kann seine eigenen Zaubersprüche erfinden, so wie den, den du vorhin benutzt hast«, erklärte Fledderer. »Außerdem kann er in einem gewissen Rahmen alles, was andere Fey können. Spione zum Beispiel können ihre äußere Erscheinung verändern, um auszusehen wie Inselbewohner. Du kannst so etwas auch.«
    »Aber er kann es nicht bei anderen«, wandte Gabe ein. Mit Spionen kannte er sich aus. Ihre Zauberkraft beschränkte sich auf die eigene Person.
    »Du glaubst wohl, ich bin Gott«, sagte Coulter.
    »Ich glaube nicht, daß du Gott bist«, widersprach Fledderer. »Ich glaube nur, daß du in der glücklichen Lage bist, die Zauberkraft zu besitzen, die ich mir immer gewünscht habe.«
    Coulter warf ihm einen so verächtlichen Blick zu, daß Gabe ihn wie einen
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