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Fey 05: Der Schattenrpinz

Fey 05: Der Schattenrpinz

Titel: Fey 05: Der Schattenrpinz
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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sie aus, flog in die Baumkrone und landete auf einem Ahornast. Ein Eichelhäher steuerte den Ast über ihr an und beschimpfte sie. Seiner Meinung nach saß sie zu nahe an der Tränke, die er gerade selbst aufzusuchen gedachte.
    Ein zweites Rotkehlchen ließ sich auf der benachbarten Eiche nieder. Das war Bestätigung genug. Arianna würde noch eine Runde durch den Garten und den Hof fliegen, um ganz sicherzugehen, aber sie kannte die Antwort bereits jetzt.
    Sebastian war verschwunden.
    Schneller, als er normalerweise auch nur einen Arm hob.
    Vielleicht war er endlich doch noch in den Besitz seiner Zauberkräfte gelangt.
    Vielleicht hatten all jene Fähigkeiten, über die er als Halbfey eigentlich verfügen mußte, die ganzen Jahre nur geschlummert.
    Oder es war etwas schiefgegangen.
    Was es auch war, er mußte völlig verängstigt sein. Veränderungen verängstigten Sebastian immer. Er brauchte Arianna.
    Sie würde nicht ruhen, bis sie ihn gefunden hatte.

 
3
     
     
    Gabe kauerte in einer Mulde am Fuß der Steinmauer. So leise er konnte, atmete er durch den Mund. Schweiß tropfte von seiner Nasenspitze auf den Boden und malte dunkle Punkte in den Staub. Sie würde über ihn hinwegfliegen und ihn entdecken. Eins hatte er im Lauf der Jahre über Arianna herausgefunden: Sie war unschlagbar.
    Und sie hatte ihn gesehen.
    Sie hielt ihn für Sebastian, und in gewisser Weise war er das vielleicht auch. Gabe war der Erstgeborene von Jewel und Nicholas, Ariannas älterer Bruder, aber sein Großvater Rugar hatte ihn wenige Tage nach seiner Geburt entführt. Sebastian dagegen war der Wechselbalg, den er an Gabes Stelle zurückgelassen hatte.
    Jetzt kehrten die Vögel in den Garten zurück. Ihre Schatten huschten über den Boden, ihr Kreischen hallte über Gabes Kopf. Sie konnten ihn nicht sehen. Vielleicht sah ihn Arianna auch nicht. Gabe hoffte es inständig. Er wußte nicht, was sie tun würde, wenn sie ihn sah. Wie sollte er ihr erklären, daß er Fey-Kleidung trug? Und damit war es lange nicht getan. Sebastian und er sahen sich zwar ähnlich, aber sie waren nicht identisch. Tatsächlich waren die merkwürdigen Umstände ihrer ersten Lebenstage, Gabes Herkunft und die geistige Verbindung zwischen ihnen das einzige, was sie gemeinsam hatten. Und vielleicht ihre Zukunft.
    Trotz der nachmittäglichen Hitze fröstelte ihn. Seine Vision bedrückte ihn immer noch. Seit er ein kleiner Junge war, hatte er Visionen gehabt – ein Novum in der Geschichte der Fey –, aber keine davon hatte ihm so viel Angst eingejagt wie die letzte.
    Mit Ausnahme der, in der er seine Mutter sterben sah.
    Er schluckte. Ein Rotkehlchen kreiste über ihm, ließ sich tiefer und tiefer sinken, während sich sein kleiner Kopf nach allen Seiten drehte und wendete. Obwohl Gabe von den Fey aufgezogen worden war, hatte er sich nie an Tiere und Vögel gewöhnt, die mit menschlicher Stimme sprachen. Als das Rotkehlchen Sebastians Namen gerufen hatte, war Gabe erschrocken aufgesprungen und auf der Flucht in sein Versteck fast über die eigenen Füße gestolpert.
    Arianna durfte ihn nicht finden. Sie würde eine Erklärung verlangen und ihn anschließend vor ihren gemeinsamen Vater zerren, um dem armen Mann zu beweisen, daß der Junge, den er für seinen Sohn hielt, in Wirklichkeit ein Stein war.
    Vielleicht würde sie es aber auch nicht tun. Sie liebte Sebastian trotz seiner Unzulänglichkeiten. Sie war seine beste Freundin und treue Beschützerin.
    Vielleicht betrachtete sie Gabe sogar als Bedrohung. Sie war nie im Schattenland, dem künstlich erschaffenen Aufenthaltsort der Fey, gewesen. Sie hatte niemals unter den Fey gelebt, hatte außer Solanda nur wenige andere Fey kennengelernt. Sie dachte wie eine Inselbewohnerin, nicht wie eine Soldatin, und das, argwöhnte Gabe, würde sie eines Tages, wenn die Zeit reif war, für Verletzungen anfällig machen.
    Obwohl Arianna in seiner Vision nicht vorgekommen war.
    Was wiederum bedeuten konnte, daß die Vision eher mit ihm selbst zu tun hatte.
    Das Rotkehlchen kreiste jetzt noch tiefer und landete schließlich auf der Steinmauer. Wenn Gabe den Kopf vorsichtig drehte, konnte er seine Krallenspitzen, die gefiederte Brust und die Unterseite des Schnabels erkennen. Der Schnabel wies an der Wurzel einen seltsamen weißen Fleck auf, wie ein Muttermal.
    Also mußte der Vogel Arianna sein; und sie saß direkt über ihm. Schon bei der geringsten Bewegung würde sie ihn entdecken. Ein plötzlicher Hustenreiz kitzelte ihn in
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