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Fey 05: Der Schattenrpinz

Fey 05: Der Schattenrpinz

Titel: Fey 05: Der Schattenrpinz
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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ihre blauen Augen nicht so auffallen und so fehl am Platze aussehen.
    Arianna tauchte die Finger in die Creme und verrieb einen Klecks auf dem linken Handrücken, genau so, wie es die Schneiderin ihr erklärt hatte. Die Creme zog sofort ein und verdeckte die kleine Schnittwunde, die Arianna sich am Tag zuvor zugezogen hatte. Sie hielt die Hand vor das Gesicht, drehte sie hin und her und versuchte, den kleinen Makel wiederzufinden. Soweit sie sehen konnte, sah ihre Haut völlig natürlich aus. Auch wenn es bei Licht gesehen nicht ganz überzeugend wirkte, würde sie die Creme auf ihr Kinn auftragen, bevor sie das Kleid anzog. Sie würde der Mündigkeitszeremonie ihres Bruders beiwohnen und dabei so königlich aussehen, wie es nur irgend ging.
    Keine Hexenwarze würde mehr daran erinnern, daß sie anders war.
    Zum ersten Mal in ihrem Leben würde sie schön sein.
    Mit ausgestreckter Hand stand sie auf und trat ans Fenster. Der Steinfußboden unter ihren nackten Füßen fühlte sich kühl an. Sie bedachte die leichten Halbschuhe, die neben dem Bett standen, mit einem kurzen Blick. Schuhe waren die unbequemste Erfindung der Welt. Ihre Füße waren nicht für diese Art Fesseln geschaffen. Trotzdem würde sie sich schon bald hineinzwängen müssen. Eine Mündigkeitszeremonie war ein wichtiges Ereignis, wie ihr Vater nicht müde wurde, ihr in Erinnerung zu rufen. Also mußte sie die Schuhe, die er für ihr Kleid ausgewählt hatte, wohl oder übel tragen.
    Das Fenster war sehr hoch. Es reichte fast bis zur Decke und endete am unteren Rand auf Hüfthöhe. Solanda hatte es extra anfertigen lassen, mit durchgehenden, aufklappbaren Glasflügeln, die sich nach außen zum Garten hin öffnen ließen. Arianna brauchte frische Luft, sonst fühlte sie sich nicht wohl; auch das war ein Wesenszug der Fey, eine Vorliebe, der ihr Vater nur widerwillig zugestimmt hatte. Der Wandteppich, der die Krönung von Konstantin dem Ersten zeigte, war zur Seite gerafft. Seit Wochen hatte Arianna ihn nicht mehr richtig betrachtet. Die grob gestickten Gesichter und die Symbole des Rocaanismus, mit denen der Teppich übersät war, behagten ihr nicht.
    Der Rocaanismus, die Staatsreligion auf der Blauen Insel, war eng mit der Familie von Ariannas Vater verbunden. Nicholas war ein direkter Nachfahre des Roca, Gottes erstem Stellvertreter auf der Insel. Aber der Rocaanismus war tödlich für die Fey, das Volk von Ariannas Mutter. Manche Leute glaubten, die Vereinigung einer Fey mit einem Nachfahren des Roca habe das Blut des Königsgeschlechtes vergiftet und Ariannas Bruder, Sebastian, sei die Quittung dafür. Viele hielten Sebastian für zurückgeblieben. Er war zwar nicht zurückgeblieben, aber er war langsam. Rasche Bewegungen und schnelles Denken – das schien für ihn ein Ding der Unmöglichkeit.
    Arianna ließ sich auf dem Kissenberg auf dem Fenstersitz nieder und streckte die Hand ins Sonnenlicht. Dann runzelte sie die Stirn. Ein fleckiger Schatten verfärbte die Haut über dem Schnitt. Es sah aus, als hätte sie sich Solandas Wurzeltee über die Hand geschüttet. Jedem würde sofort auffallen, daß Arianna ihren Makel nur verdecken wollte, und keiner würde glauben, sie habe endlich einen Weg gefunden, ihn wegzuzaubern.
    Arianna ballte die Faust und fühlte, wie die Haut sich spannte. Allmählich trocknete die Creme. Am Ende des Abends fühlte sich ihre Haut wahrscheinlich wie harter Lehm an. Es hatte ganz den Anschein, als müßte sie wohl oder übel mit Hexenwarze und allem anderen zu der Zeremonie gehen.
    Unversehens stellten sich ihre Nackenhaare auf. Jemand beobachtete sie. Sie bewegte sich nicht und gab vor, weiterhin ihre Hand zu betrachten. Die Vögel hatten aufgehört zu singen. Der Duft der Rosen war überwältigend, so wie sonst, wenn der Gärtner sich an den Blumen zu schaffen machte.
    Jemand war im Garten.
    Langsam wandte Arianna den Kopf und blickte hinunter. Auf den Blumen lag gesprenkeltes Sonnenlicht. Die Rosen leuchteten dazwischen wie Farbtupfer – rot, rosa, weiß und gelb. Der Rasen war mit purpurfarbenen Stiefmütterchen übersät. Die Eichen, Ahornbäume und Kiefern bewegten sich nicht. Kein Lüftchen rührte sich. Der Garten, ihres Vaters Stolz und Freude, der Ort, an dem Arianna den größten Teil ihrer Kindheit verbracht hatte, wirkte menschenleer.
    Da! Eine jähe Bewegung neben der Vogeltränke. Sie blinzelte. Das Vogelbad war klar, die Wasserfläche spiegelglatt.
    Der Schatten der nahen Eichen fiel über die
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