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Fey 05: Der Schattenrpinz

Fey 05: Der Schattenrpinz

Titel: Fey 05: Der Schattenrpinz
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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mußten sie für ihre Verwandlung den Augenblick abpassen, in dem ihre Klauen den Fels berührten.
    Gleichzeitig streckten die winzigen Reiter die Arme aus und lösten die Seilschlingen um ihre Krallen. Während sie zu ihrer vollen Fey-Gestalt heranwuchsen, fielen die Seile von ihnen ab. Sobald sie ihre endgültige Größe erreicht hatten, waren die Vogelkörper in ihrem Inneren verschwunden.
    Dann scharten sie sich um Rugad, ihren Anführer, den sie jetzt, in ausgewachsener Menschengestalt, sogar überragten. Das Haar fiel ihnen wie zerzauste Federn auf den Rücken, die Fingernägel waren lang wie Klauen, und ihre langen, schmalen Nasen krümmten sich wie Schnäbel über den Mündern.
    Sie sahen zu, wie die übrigen Falkenreiter landeten und sich auf dieselbe Weise verwandelten.
    Es dauerte nur drei Herzschläge, bis Rugad statt von Falken von ausgewachsenen Fey umringt war. Mit ihm stand eine richtige kleine Streitmacht dort oben auf dem Plateau.
    Der Wind blies eiskalt durch die Felsspalte, obwohl es auf der Blauen Insel Sommer war. Die Falkenreiter waren nackt, aber sie schienen die Kälte gar nicht zu spüren. Rugad schon. Er fröstelte und wünschte sich, er hätte Handschuhe mitgebracht.
    Rund um das Plateau schoben sich die anderen Gipfel wie hohe Gebäude vor die Sonne. Es war dunkel wie bei Einbruch der Dämmerung.
    Talon, der Anführer der Falkenreiter, schlug klackend die Fingernägel gegeneinander. Die Reiter hielten ihre Schnüre fest in Händen, damit sie sich nicht verhedderten. Rugad schnallte sich nicht von seinem Sitz los – es war zu kompliziert, ihn wieder anzulegen – und ging ein paar Schritte, bis er durch den Felsspalt spähen konnte.
    Vor seinen Augen erstreckte sich ein Tal, so grün und üppig wie kaum ein Landstrich, den er jemals auf dem Kontinent Galinas gesehen hatte. Selbst in dieser Höhe lag ein fruchtbarer, würziger Geruch in der Luft. Im Tal selbst waren mehrere Dörfer verstreut. Aus dieser Entfernung erinnerten sie an Insektenkolonien.
    »Auf der Talseite sind die Felsen steil und glatt«, sagte Talon. Seine Stimme klang schrill, die einzelnen Silben pfiffen durch seine schmalen Lippen. »Aber nur bis auf halbe Höhe. Hinabsteigen ist einfacher als heraufkommen.«
    Heraufkommen war das Problem. Dreißigtausend Soldaten, von denen die meisten überhaupt nicht oder nur unvollkommen fliegen konnten und versuchten, die Felswand zu erklimmen, unter sich das tosende Meer.
    »Gibt es noch andere solcher Felsplateaus?« fragte Rugad.
    »Nein«, antwortete Talon. »Nicht in erreichbarer Nähe.«
    Rugad nickte. Hier fanden höchstens hundert Mann gleichzeitig Platz. Das würde den Abstieg ins Tal erheblich verzögern.
    »Was befindet sich direkt unter uns?« fragte er weiter.
    »Eine kleine Stadt mit etwa vierhundert Einwohnern. Einer meiner Männer überwacht sie. Die Einwohner scheinen die Berge zu meiden.«
    Rugad trat vorsichtig an den Rand der Schlucht. Der Wind war stark, stark genug, um ihn, wenn er nicht aufpaßte, aus dem Gleichgewicht zu bringen. Er spähte vorsichtig in den Felsspalt und spürte wieder das Ziehen der Angst. Hier war die Natur sein mächtigster Gegner. Noch nie in seinem zweiundneunzigjährigen Leben hatte er eine so dramatische Landschaft gesehen.
    Er würde sie bezwingen, wie er all die anderen Herausforderungen des Lebens bezwungen hatte. Eine kleine Insel im Infrin-Meer konnte ihn nicht aufhalten. Wenn er auf die Lebensspanne eines durchschnittlichen Fey hoffen durfte, hatte er noch fünfzig Jahre vor sich. Seine alten Tage beabsichtigte er auf dem Kontinent Leutia zu verbringen, der von der Blauen Insel aus gesehen jenseits des Meeres lag. Nach der Eroberung der Blauen Insel und der Hälfte aller Länder auf Leutia würde er sich zur Ruhe setzen, als größter Kriegsherr und Anführer der Fey aller Zeiten, der einzige, der fast den gesamten Erdball umrundet hatte.
    Und wenn er sich dereinst zur Ruhe setzte, würde sein Urenkel, Jewels Sohn, Schwarzer König werden. Rugad hatte es Gesehen.
    »Und?« fragte Talon. »Glaubst du, wir sollten den Überfall wagen?«
    Rugad hob das Kinn und blickte ins Tal hinab. Weit hinten am Horizont löste sich das Grün in weißem Dunst auf, der wie eine Verheißung weiterer Reichtümer fahl schimmerte.
    »Wir werden sie überfallen«, sagte er. »Und wir werden sie erobern.«
    Es war die Wahrheit, soviel wußte er. Er hatte die Invasion und den Sieg der Fey Gesehen. Jetzt stand er hier auf diesem Felsplateau, das Tal, das
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