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Fey 05: Der Schattenrpinz

Fey 05: Der Schattenrpinz

Titel: Fey 05: Der Schattenrpinz
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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daß Sebastian es allein nicht schaffen würde.

 
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    Nicholas befestigte die Manschetten an seinen Ärmeln. Der Seidenstoff rutschte über seine Handgelenke auf die Handrücken. Er zog den Ärmel seines Gehrocks um die Knöchel und vergewisserte sich, daß der kostbare Stoff nicht zerdrückt wurde. Der Ring, den Jewel ihm nach Sebastians Geburt geschenkt hatte, funkelte an seiner linken Hand.
    Dann steckte er das Hemd in die Hose und holte die Stiefel aus dem Schrank. Sein Ankleidezimmer war ziemlich groß, fast wie ein eigenes Zimmer. Als Jewel noch lebte, war das Zimmer stets von Gelächter erfüllt gewesen. Kaum zu glauben, daß seither schon fünfzehn Jahre vergangen waren. Immer noch erschien sie ihm in seinen Träumen.
    Und immer noch vermißte er sie schmerzlich. Natürlich waren ihm die Kinder geblieben. Sebastian war zwar langsam, aber ein vorbildlicher Sohn, und Arianna glich Jewel sehr. Ihr herrisches, stolzes und übertrieben selbstbewußtes Benehmen allerdings erinnerte eher an Solanda. Manchmal fragte sich Nicholas, ob er damals richtig gehandelt hatte, ihr Solanda als Ziehmutter zuzuweisen. Aber was hätte er sonst tun sollen? Arianna war ein besonderes Kind, selbst für eine Fey. Kaum hatte sie den Mutterleib verlassen, hatte sie sich zum ersten Mal Gewandelt und diesen Vorgang während ihrer ersten Lebensjahre oft und völlig willkürlich wiederholt.
    Nicholas lehnte sich gegen die Tür des Ankleidezimmers. Er hatte sich ausgebeten, an diesem Nachmittag allein zu sein, weil er gewußt hatte, daß er dringend der Ruhe bedurfte. Sebastian war in dieser Woche achtzehn geworden. Achtzehn Jahre waren seit seiner Geburt vergangen, achtzehn Jahre, seit Nicholas und Jewel hatten erkennen müssen, daß ein einziges Kind nicht ausreichte, um die beiden Völker zu vereinen. Achtzehn Jahre, seit sie sich hatten eingestehen müssen, so bitter und unwiderruflich es auch war, daß ihr Ziel, die Fey und die Inselbewohner zu einem Volk zusammenzuschließen, noch in weiter Ferne lag – ein Ziel, das Nicholas allein nicht erreichen konnte.
    Die Fey und die Inselbewohner hatten nach dem Tod Jewels und Rugars, ihres Vaters, einen stillschweigenden Waffenstillstand vereinbart. Viele Fey waren im Schattenland geblieben, einer magischen Konstruktion, einem künstlichen, unsichtbaren Versteck. Nur wenige Fey lebten auf der Insel selbst. Diejenigen, die es wagten, wurden meist wie Parias behandelt und von den Inselbewohnern immer wieder mit Weihwasser bedroht. Ein einziger Tropfen Weihwasser reichte aus, um einen Fey zu töten – und es war ein unbeschreiblich grauenhafter Tod.
    Die Fey schmolzen.
    Die Fey fürchteten sich so sehr vor dem Weihwasser, daß seine bloße Erwähnung genügte, um sie einzuschüchtern. Und die Inselbewohner achteten sehr darauf, die Fey auf sichere Entfernung zu halten.
    Nicholas ergriff seine Stiefel, ließ sich auf einen gepolsterten Stuhl sinken und zog sie an. Sie waren aus Kalbsleder angefertigt, neu und eng. Heute abend würden ihm die Füße weh tun. Er hoffte, daß der feierliche Anlaß solche Beschwerden rechtfertigte.
    Nicholas hatte den Ablauf der Zeremonie selbst entworfen, und die Rocaanisten hatten bereits dagegen protestiert.
    Religion und Königtum waren eng miteinander verbunden. Seit Jahrhunderten war das Weihwasser unverzichtbarer Bestandteil jeder Zeremonie, die auf der Blauen Insel abgehalten wurde. Auf Nicholas’ Hochzeit mit Jewel war es nicht benutzt worden, und auch von seiner Krönung hatte Nicholas es fernhalten wollen. Aber Matthias, der Einundfünfzigste Rocaan, hatte andere Ziele verfolgt.
    Jewel war an jenem Tag unter gräßlichen Qualen gestorben. Wäre die Schamanin der Fey nicht rechtzeitig eingetroffen, hätte Arianna dasselbe Schicksal ereilt. Danach hatte Nicholas den Gebrauch des Weihwassers im Umkreis des Palastes verboten.
    Und dieses Verbot sorgte immer noch für Probleme. Nicholas fuhr sich seufzend durch die Locken. Titus, der Zweiundfünfzigste Rocaan, hatte Nicholas bereits einen Beschwerdebrief geschickt, weil der Prinz nicht nach alter Sitte gesalbt werden sollte. Nicholas selbst war natürlich an seinem achtzehnten Geburtstag gesalbt, nach Sitte und Tradition als Erbe des Throns bestätigt worden. Aber Sebastian war noch nie mit Weihwasser in Berührung gekommen, und Nicholas würde das Leben seines Sohnes nicht irgendeiner Theorie anvertrauen, nach der ein Halbfey die Berührung mit Weihwasser überleben konnte.
    Und jetzt die
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