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Fey 02: Das Schattenportal

Fey 02: Das Schattenportal

Titel: Fey 02: Das Schattenportal
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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geschleppt.
    Dankbar für ihre Katzengestalt und die Fähigkeit der Katzen, sich wesentlich kleiner zu machen, als sie eigentlich waren, fand Solanda einen Durchschlupf unter den Brombeerranken. Sie jaulte leise auf, als sich ein paar Dornen in ihren Bauch bohrten, stieß sich mit den Hinterpfoten ab und stemmte die Krallen in die Erde, bis sie schließlich die Lichtung erreicht hatte. Dann hielt sie inne, zog sich mit den Zähnen die Dornen aus dem Bauchfell und wusch sich noch einmal das Gesicht, bevor sie ihre Umgebung näher in Augenschein nahm.
    Zersplittertes Holz und Tonscherben wurden vom hohen Gras fast schon überwuchert. Holznägel waren in den Boden gedrückt, viele von ihnen mit der Spitze nach oben. Solanda wich ihnen sorgsam aus, um sich nicht zu verletzen. Sie beschnüffelte die Überreste der Zerstörung und lauschte auf die Stimme, die sie hierher geführt hatte.
    Dann entdeckte sie die Skelette. Sie lagen mitten auf der Lichtung. Gras war um sie herum gewachsen. Die Knochen der Frau lagen ein paar Meter entfernt von denen des Mannes. Fetzen ihrer Kleidung hingen an ihnen, verrottet und von Käfern zernagt. Unter dem Schädel der Frau waren noch ein paar Haarsträhnen erhalten; der Schädel selbst war nach hinten gerissen, als hätte sie geschrien, während sie starb.
    Die Knochen des Mannes lagen weiter verstreut, als hätte sich ein Tier darüber hergemacht. Aber Solanda wußte, daß das nicht der Fall war. Die Spuren auf den Knochen stammten von Fußsoldaten, die mit grobem Griff Fleisch, Muskeln und Haut von dem Sterbenden gerissen hatten. Keine saubere Arbeit. Sie würde Rugar Meldung erstatten müssen.
    Skelette von Inselbewohnern: Solanda erkannte es an der mangelnden Elastizität der Rippen und der Starre der Knochen.
    Und sie waren schon lange tot. Das waren nicht die Spuren eines frischen Mordes. Wahrscheinlich hatte der Überfall zur Zeit der Ersten Schlacht um Jahn stattgefunden. Manche Einheiten hatten auch außerhalb Jahns gekämpft. So erklärte es sich, wie sie so rasch einen geeigneten, abgelegenen Ort für das Schattenland hatten ausfindig machen können.
    Die Stimme in Solandas Kopf schwieg jetzt: Offenbar bedeutete das, daß sie ihr Ziel erreicht hatte. Aber die Skelette verrieten wenig mehr als das Offensichtliche: daß ein Inselbewohnerpaar hier gelebt hatte und von Fey getötet worden war. Solanda ließ die verrottenden Knochen links liegen und wandte sich der Hütte zu.
    Die Stufen waren unversehrt, lediglich mit Schmutz und Tierspuren bedeckt. Solanda blieb stehen und schnupperte. Unter dem Schmutz war ein schwarzer Fleck. Das Blut mußte in Strömen geflossen sein, wenn es sogar in das Holz eingesickert war. Kein Regen konnte diesen Fleck jemals abwaschen.
    Langsam erklomm sie die Stufen, unsicher darüber, was sie vorfinden würde. Das Innere der Hütte war dunkel und roch nach Staub. Mäusespuren waren auf der Veranda zu sehen, und die Abdrücke der zierlichen Füßchen kreuzten sich mit denen von Vogelkrallen. Eine größere Katze als Solanda hatte doppelt so breite Pfotenabdrücke wie die ihren am Rand der Veranda hinterlassen; das Tier hatte die Stufen verschmäht und war von der Lichtung direkt auf die hölzerne Plattform gesprungen. Alle Spuren führten in die Hütte hinein und dann wieder hinaus. Offensichtlich gab es dort nichts mehr zu räubern.
    Trotzdem schnupperte Solanda ausgiebig. Sie verspürte keine große Lust darauf, ein größeres Tier, das womöglich Katzen fraß, auf sich aufmerksam zu machen. Die Schauergeschichten der Gestaltwandler wußten auch von Wandlern zu berichten, die sich in eine gefährliche Lage gebracht hatten und nicht mehr schnell genug eine vorteilhaftere Gestalt annehmen konnten.
    Solanda roch nichts Bedenkliches, also trat sie über die Schwelle.
    Die Hütte war fast leer; die meisten Möbel waren verschwunden, und auch hier drinnen war der kahle Fußboden mit Spuren übersät. Manche davon waren menschlich und stammten von Fey. Solanda erkannte die vertrauten Abdrücke ihrer Stiefel und fand ihren Verdacht bestätigt. Der größte Teil der Einrichtung des Gebäudes hatte den Weg in die Schattenlande gefunden.
    Die Hütte besaß ein großes Vorderzimmer, von dem zwei kleinere Räume abgingen. Die Bauweise verriet sorgfältige Planung, und man hatte mehr Wert auf Bequemlichkeit gelegt, als es in Jahn allgemein üblich war. In der Mitte zwischen dem Vorderzimmer und der Küche war ein Kamin angelegt, und die Fenster ließen den Raum
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