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Fey 02: Das Schattenportal

Fey 02: Das Schattenportal

Titel: Fey 02: Das Schattenportal
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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Wasser zückte, würde Rugar sich sofort auf ihn stürzen und die Flasche von Jewel wegschlagen.
    Der neue Rocaan sprach in der Sprache der Inselbewohner. Rugar verstand kein einziges Wort. Er sah, wie sich die Hände des neuen Rocaan zu den Worten bewegten. Der Mann hatte dünne Finger, magische Finger. Vielleicht kam die Magie für das Gift aus der Seele des Rocaan und nicht von außen. Nur wenige Fey verfügten über solche Fähigkeiten: Gestaltwandler, Schamanen, Visionäre.
    Jetzt neigten Jewel und der junge Bursche die Köpfe. Der neue Rocaan blickte zu Rugar her. Rugar funkelte ihn finster an, doch dann fiel es ihm wieder ein. Er zog das Tuch, das Jewel ihm aufgetragen hatte mitzubringen, aus der Brusttasche und legte es ihr auf den Kopf. Sie hatte erklärt, daß es sie vor der Berührung des Rocaan schützte, falls er noch Reste des Giftes an den Fingern haben sollte. Rugar zitterte. Er stand so dicht bei Jewel, daß er die Wärme, die sie ausstrahlte, spüren konnte.
    Dann legte der Rocaan die Hand auf das Tuch und auf das bloße Haupt des Prinzen und hob wieder an zu sprechen. Seine Rede schien kein Ende zu nehmen. Rugar blieb wachsam und hielt den Blick auf die Hände des Rocaan gerichtet.
    Aber nichts geschah. Der neue Rocaan entfernte seine Hände wieder. Jewel nahm das Tuch ab und lächelte den Prinzen an. Er lächelte zurück. Er schien die gleiche eigenartige Freude wie Jewel zu verspüren.
    Dann sagte der neue Rocaan auf Nye: »Es ist vollbracht.«
    Der Klang seiner Stimme ließ Rugar aufblicken. Der neue Rocaan war nicht glücklicher über diese Angelegenheit als alle anderen Anwesenden. Doch Jewel schien es gar nicht wahrzunehmen. Sie umarmte ihren Vater. »Wir haben es geschafft«, sagte sie.
    »Ja«, erwiderte er. Sie hatten die Tücken ihrer ersten Vision überstanden. Ein feiner Zimtgeruch verriet ihm, daß die Schamanin neben ihm stand. Jewel hakte ihren Arm in den des Prinzen … Nicholas. Rugar mußte es sich einprägen, denn jetzt waren sie Verwandte. Die Schamanin wandte sich an den König der Insel.
    »Jetzt werden wir Frieden haben«, sagte sie auf Fey.
    Rugar blickte sie erstaunt an. Sie sah zu, wie Jewel zu lachen anfing.
    »Wird es denn funktionieren?« fragte Rugar.
    »Zum Teil«, antwortete die Schamanin mit leiser und zugleich krächzender Stimme. »Du darfst nie vergessen, Rugar, daß die Kinder den Schlüssel zur Zukunft in der Hand halten. Die Zukunft ist ein Ort, den wir nur für ein kurzes Stück durchreisen werden, den sie jedoch weit besser kennenlernen werden.«
    Vom Wasser her kam eine kühle Brise auf und fuhr ihm durchs Haar. »Willst du mir damit sagen, daß Jewel die richtige Wahl getroffen hat?« fragte er.
    Die Schamanin beobachtete weiterhin, wie Jewel auf der Barkasse weiterschritt. »Jewel hat den einzigen Weg zum Frieden eingeschlagen. Würdest du nur auch immer so handeln, Rugar.«
    Er versteifte sich. »Du vergißt dich«, sagte er. »Ich bin schließlich ein Krieger.«
    »Ich vergesse nichts«, erwiderte sie und ließ ihn einfach stehen, ihre weißen Gewänder wie eine Schleppe hinter sich herziehend. Er verkniff sich einen Fluch. Schon seit jeher hatte er diese elliptischen Diskussionen mit ihr geführt, und seit jeher hatte er diese Wortwechsel gehaßt.
    Die Barkasse nahm Kurs zurück zum Hafen. Jewel und ihr neuer Ehegatte standen an der Reling und sahen dem näher kommenden Ufer entgegen. Sie hatten beschlossen, im Palast der Insel zu wohnen, dem Herrschaftssymbol der Blauen Insel, wie sie ihm in Erinnerung gerufen hatte. Er hatte nichts darauf erwidert. Er wußte, wie sehr sie sich danach sehnte, die Schattenlande zu verlassen.
    Jewel winkte ihn zu sich. Rugar atmete tief durch und überquerte das Deck. Er verabscheute solche Momente, Momente, in denen Kriege beendet waren und die Fey sich mit ihren früheren Feinden auf die bestmögliche Art des Zusammenlebens einigen mußten.
    Als er neben ihr stand, ergriff sie seine Hand mit ihrer freien. Ihre Finger waren warm, ihr Griff fest. »Wir schlagen den Visionen ein Schnippchen, Papa«, sagte sie auf Fey.
    »Ja«, sagte er abermals. Mehr konnte er nicht sagen. Er wollte ihr nicht ihre offenkundige Freude verderben. Ihrer Vision hatten sie ein Schnippchen geschlagen, nicht seiner. Er hatte sie schon immer durch den Inselpalast spazieren sehen, als gehörte er ihr. Nur hatte er gedacht, sie würden das durch einen militärischen Sieg erreichen, nicht durch Verlust und Verrat.
    »Wir segeln der Zukunft
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