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Fey 02: Das Schattenportal

Fey 02: Das Schattenportal

Titel: Fey 02: Das Schattenportal
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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Alexander stand links von seinem Sohn, Lord Stowe hinter ihm. Beide trugen feierliche schwarze Gewänder, der Prinz hingegen einen Mantel mit langen Frackschößen, dazu Hosen, die in die Stiefel gesteckt waren. Auch sein Haar war offen. Er hatte sich dazu entschieden, nachdem Jewel ihm gesagt hatte, daß ungezähmtes Haar bei den Fey ein gern gegebenes Geschenk symbolisierte. Rugar stand neben Jewel. Sie hatte niemand anderen neben sich geduldet.
    Außerdem hatte sie keinerlei religiöse Symbole auf der Barke zugelassen. In ihrer Vision hatte sie ein Kultschwert sowie eine Flasche mit diesem Gift gesehen. Sie wollte nichts davon in ihrer Nähe haben. Sie hätte auch den Rocaanisten verboten, ihre schwarzen Roben zu tragen, wenn das möglich gewesen wäre. Als der neue Rocaan sich geweigert hatte, die Zeremonie durchzuführen, hatte sich eine diplomatische Krise abgezeichnet, doch irgendwie war es König Alexander gelungen, ihn doch noch dazu zu bewegen. Dafür hatte Jewel hinsichtlich der Kleidung einen Kompromiß eingehen müssen.
    Neben dem neuen Rocaan stand die Schamanin. Im Vergleich zu diesem blonden Rocaan-Jüngling wirkte sie noch älter. Ihr Haar war weiß und stand ihr wie Unkraut vom Kopf ab. Ihr Gesicht war verwittert, der Mund ein kleines, von Runzeln eingefaßtes Oval. Nur ihre Augen leuchteten hell und klar – wie funkelnde schwarze Lichtkreise in einem sterbenden Gesicht. Sie hatte nichts zu dieser Vermählung gesagt, keine Vorschläge zur Zeremonie unterbreitet, ja, sie schien von der ganzen Sache nicht einmal sonderlich überrascht gewesen zu sein.
    Jewel hatte das als weiteren Beweis für die Richtigkeit ihres Standpunktes gewertet, aber Rugar war da nicht so sicher. Er hatte sein ganzes Leben damit zugebracht, über Visionen nachzudenken. Die Schamanin war weniger als er dazu geneigt, sich dem Verlauf einer Vision entgegenzustellen. Sie mochte wohl den Augenblick Gesehen haben, sie mochte sogar wissen, worauf alles zulief, aber sie war wahrscheinlich nicht willens, irgend etwas zu unternehmen, um den Verlauf der Zukunft zu verändern. Ihre Aufgabe bestand darin, ihren Segen in der Gegenwart zu geben.
    Rugar war schon seit zwei Stunden, seitdem er auf den Beginn der Zeremonie wartete, in Alarmbereitschaft. Die Zeremonie bestand aus zwei Teilen. Zuerst kam der Teil der Fey. Die Schamanin und der Rocaan tauschten sich mehrere Minuten lang aus, bis die Schamanin endlich in die Hände klatschte.
    »Wir sind soweit«, sagte sie auf Nye. »Diese Kinder sollen unter dem Schutz unserer Kräfte und Eures Roca stehen. Zuerst rufen wir die Zaubermächte an.«
    Die Gäste verstummten. Der neue Rocaan trat zur Seite. Rugar machte einen Schritt zurück, um den Mann besser im Auge zu haben.
    Die Schamanin lächelte Jewel und den Prinzen an. »Bitte, reicht euch die Hand«, sagte sie auf Nye. Sie blickten einander an, schüchtern, wie es schien, dann fanden sich ihre Hände. Rugar stieß den Atem aus, den er unbewußt angehalten hatte. Er erinnerte sich an seine erste Vermählung und an diesen Augenblick der Unsicherheit.
    Dann schwenkte die Schamanin ihren Zauberstab über den Köpfen des Paars. »Die Mächte werden über euch wachen«, sagte sie auf Fey. »Und eure Kinder werden euch zur Ehre gereichen. Möget ihr zur Magie beitragen und sie vergrößern.« Dann lächelte sie sie an. »Ihr dürft euch jetzt die andere Hand geben.«
    Um das zu tun, mußten sie einander ins Gesicht sehen. Rugar sah das Gesicht des Prinzen klar und deutlich vor sich. Seine Augen sprühten, als er Jewel ansah. Sie hatte gesagt, der junge Mann in ihrer Vision sei zärtlich gewesen. Vielleicht hatte sie mit diesem Teil ihrer Vision recht. Auch das zweite Händepaar fand sich.
    »Ihr habt den Kreis geschlossen«, sagte die Schamanin. »Ihr sollt eins sein, für alle Zeit.«
    Dann wandte sie sich an den neuen Rocaan. Er schüttelte den Kopf. König Alexander und Lord Stowe runzelten die Stirn. Offensichtlich verstanden sie nicht, daß die Fey-Zeremonie bereits vorüber war. Der Prinz schon. Er küßte Jewels Handrücken, bevor er sich zu dem neuen Rocaan umdrehte.
    »Jetzt seid Ihr an der Reihe«, sagte die Schamanin auf Nye zu dem neuen Rocaan. Sie warf dem König einen Blick zu, der zuckte jedoch mit den Achseln. Rugar hätte gelächelt, wäre er auf diesen Abschnitt der Zeremonie nicht so gespannt gewesen. Die religiösen Anführer der Insel waren gerissen, und dieser Rocaan hatte ein Motiv für eine Rache. Wenn er jetzt irgendein
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