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Fey 02: Das Schattenportal

Fey 02: Das Schattenportal

Titel: Fey 02: Das Schattenportal
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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sehen, inwieweit sich das Risiko begrenzen läßt.«
    Er löste sich aus der kleinen Gruppe und ging auf den Tisch zu. Als die Inselbewohner zurückkehrten, hörten die Fey auf, sich zu unterhalten. Jewel sah Nicholas mit leicht geöffneten Lippen an. Sie war so groß wie er und vielleicht sogar stärker. Aber er war ebenso klug.
    Nicholas lächelte sie an. »Was bringt die Enkelin des Schwarzens Königs außer sich selbst zur Hochzeit ein?«
    Jewels Antwortlächeln war freundlich und neckisch, so kokett wie das Lächeln eines Dienstmädchens im Palastkorridor. »Über diese Bedingungen müssen wir uns eingehender unterhalten.« Sie streckte die Hand aus, und er nahm sie mit einem plötzlich so starken Verlangen, als verspürte er überhaupt zum ersten Mal Verlangen.
    Nicholas würde wegen einer Frau nicht den Kopf verlieren. Er würde die Blaue Insel nicht seiner Triebe wegen aufs Spiel setzen. Er zog die Hand von der ihren zurück und setzte sich zwischen seinen Vater und Lord Stowe, ihr direkt gegenüber.
    »Bevor wir eine Vereinbarung schließen, müssen wir noch über den einen oder anderen Punkt verhandeln«, sagte Nicholas. »Dazu gehört auch die Frage, wo die Hochzeit abgehalten werden soll.«
    Jewel betrachtete ihn mit einem abschätzenden Blick. »Ich bin sicher«, sagte sie leise, »daß es keine Schwierigkeiten bereiten wird, in dieser Hinsicht einen Kompromiß zu finden.«

 
     
     
DAS OPFER
     
(Zwei Monate später)

 
44
     
     
    Jewel trug Grün, die Farbe der Freude, was in Rugars Augen ein Greuel war. Das Gewand hatte, der Tradition der L’Nacin folgend, weite Ärmel und ein enges Oberteil, das viel Busen sehen ließ. Zum ersten Mal sah Jewel nicht aus wie seine Soldatentochter, sondern wie eine Frau.
    Rugar, noch nicht ganz Herr seiner Beine, stützte sich an Jewels Seite. Der neue Rocaan der Insel – ein Mann, so groß wie die Fey, aber mit dem Gesicht eines Kindes – hatte, da er kein Weihwasser verwenden durfte, darauf bestanden, die Hochzeitszeremonie unter Zuhilfenahme von echtem Wasser durchzuführen. Jewels Haar war offen, eine fließende Pracht, die sich bis zu ihren Knien ergoß.
    Rugar trug seine Kriegskleidung: schwarzes Leder und ein schwarzes Wams. Er hatte überlegt, ob er den Wetterkobolden befehlen sollte, es regnen zu lassen, sich aber darauf besonnen, daß damit auch nicht mehr gewonnen wäre und ihn ein solcher Streich nur noch kläglicher als ohnehin schon aussehen lassen würde. Trotzdem signalisierte die Kriegsbekleidung, daß er auf der Hut blieb. Er mußte auf jedes noch so kleine Detail achten. Er hatte versucht, Jewel davon zu überzeugen, daß manche Visionen sich nicht kontrollieren ließen, aber sie hatte ihm nicht zuhören wollen. Sie glaubte, ihre Vision erfüllte sich nicht, solange sie die Kontrolle über die Zeremonie behielt.
    Die Barkasse war flach und ungeschmückt. Sie schaukelte in der Mitte des Hafenbeckens von Jahn, weit genug von jedem Ufer entfernt, um einen erfolgreichen Angriff sowohl der Fey als auch der Inselbewohner zu vereiteln. König Alexander hatte es seinem Volk untersagt, von den Straßen aus zuzusehen, und Rugar hatte sich aus Angst davor, zwischen den beiden Gruppen könnte Streit ausbrechen, dazu bereit erklärt, seine Leute überhaupt nicht nach Jahn mitzubringen. Er wußte, daß die Inselleute trotzdem hinter den Fenstern standen und herabspähten, und einige Fey hatten die verlassenen Lagerhäuser besetzt, von wo aus Rugar den allerersten Angriff geführt hatte. Alle wollten Zeugen dieser ungewöhnlichen Verbindung zwischen einer Fey und einem nichtmagischen Wesen sein.
    Nur einer Handvoll Gästen war es erlaubt, sich auf der Barkasse aufzuhalten. Jewel hatte sogar darauf bestanden, daß die Barkasse von Fey und Inselleuten gemeinsam gebaut wurde – das erste gemeinsame Projekt. Natürlich hatten die Fey die meiste Arbeit geleistet, und die Inselleute hatten darauf geachtet, daß keine Zauberfallen installiert wurden (als ob sie sie entdeckt hätten), doch allein die Geste schien alle Seiten ein wenig zu beruhigen. Zumindest einstweilen. Jewels Waffenstillstand mit den Inselbewohnern schien eine gute Idee zu sein, aber Rugar hielt sie nicht für praktikabel. Die Fey würden der Vereinbarung eine Zeitlang vertrauen, doch dann würden sie ungeduldig werden, besonders die kampfgewohnten Soldaten. Jewel hatte Rugar angewiesen, es als seine Aufgabe zu betrachten, die Fey bei der Stange zu halten.
    Er würde sein Bestes tun.
    König
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