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Fey 02: Das Schattenportal

Fey 02: Das Schattenportal

Titel: Fey 02: Das Schattenportal
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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richtig vor«, erwiderte Burden.
    Rugar beobachtete, wie sich die Inselleute unterhielten. Schließlich drehte er sich zu Jewel um. Er hatte die Stirn so sehr in Falten gelegt, daß sich seine Augenbrauen berührten. »Jewel«, raunte er so leise, daß nur sie es hören konnte. »Alle diese Leute waren bei der Zeremonie in unserer Vision anwesend.«
    »Bis auf Lord Stowe«, entgegnete sie.
    »Eine Hochzeit ist eine Zeremonie, Jewel. Du wirst deine Vision Wirklichkeit werden lassen.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, Papa. Wenn ich das hier richtig anpacke, verwandle ich die Vision in eine falsche. Wir kontrollieren die Zeremonie. In der Vision wurde ich völlig überrascht. Es wird nicht geschehen. Wir werden nicht zulassen, daß ihr Gift während der Trauung auch nur in unsere Nähe kommt. Das muß eine Bedingung dieser Übereinkunft sein.«
    Rugar nahm ihre Hand, ein Zeichen für seine Einwilligung. »Du nimmst ein großes Risiko auf dich, Tochter.«
    »Ohne ein kleines Risiko«, sagte sie, »werden wir nicht überleben.«

 
43
     
     
    Der Dunst roch nach Salz. Nicholas spürte seinen Pferdeschwanz naß und schwer im Nacken. Er wünschte, er hätte Kleidung wie die Fey, aus Stoffen, die das Wasser abstießen und nur die freiliegende Haut naß werden ließen. Diese Senke bei den Felsenwächtern war ein bedrückender Ort, obwohl der Himmel blau war und die Luft frischer roch als irgendwo sonst in der Nähe von Jahn.
    Sein Vater warf einen Blick über die Schulter nach hinten. Die Fey saßen am Tisch, Jewel in der Mitte. Sie debattierte mit ihrem Vater und dem jungen Mann an ihrer Seite. Sie wirkte schmaler als zuvor, was ihre Wangenknochen nur noch mehr betonte. Ihre fremdartigen Augen blitzten jedesmal, wenn sie zu Nicholas herüberblickte, vor Klugheit und Humor, als erinnerte sie sich an ihr erstes Zusammentreffen. Und als er gesagt hatte, daß er sie heiraten würde, hatte er eine Wärme in sich aufsteigen gefühlt, die sie ebenso gespürt zu haben schien.
    »Du hattest kein Recht, dich einzumischen«, sagte sein Vater in der Inselsprache. »Ich habe diese Verhandlungen geführt.«
    »Eine Fey heiraten!« sagte Lord Stowe. »Was habt Ihr Euch nur dabei gedacht, mein Junge?«
    Nicholas machte einen kleinen Schritt zurück, bis er mit den Fersen an den Felsabhang stieß. Der Nebel fiel wie ein leiser Regen um ihn nieder. »Ich habe mir mehrere Dinge dabei gedacht«, antwortete er. »Im Gegensatz dazu kam es mir vor, als hättet ihr nur reagiert und überhaupt nicht nachgedacht.«
    Die Augen seines Vaters wurden schmal. Wasser perlte auf seinem Gesicht und ließ ihn älter aussehen, als er war. »Du hast nicht das Recht, Nicky …«
    »Ich habe jedes Recht«, fiel ihm Nicholas ins Wort. »Sie brauchen dieses Bündnis momentan mehr als wir. Aber mit der Ermordung des Rocaan hätten sie beinahe den Tabernakel vernichtet. Matthias verfügt nicht über die Kraft, die Rocaanisten zu führen. Er kann ihnen nicht die moralische Richtung weisen, wie es der Rocaan getan hat, und er allein kann nicht genügend Weihwasser für einen weiteren Krieg herstellen. Ich habe mit ihm geredet. Du auch?«
    Sein Vater verschränkte die Arme. »Ein bißchen.«
    »Dann kennst du sein Dilemma. Wenn er das Geheimnis des Weihwassers an jemand anderen weitergibt, stürzen sie ihn als Rocaan. Inmitten dieser Krise ist eine politische Krise im Tabernakel das letzte, was wir brauchen können.«
    »So schlimm ist es auch wieder nicht«, meinte Lord Stowe. Seine Wangen waren von der Kälte gerötet, seine blauen Augen so blaß wie der Himmel. Er schien tatsächlich zu glauben, was er da sagte.
    Erkannte er denn nicht, daß der Verlust des Rocaan dem Verlust des spirituellen Herzens der Blauen Insel gleichkam? Trotz aller Beschwerden seines Vaters hinsichtlich Nicholas’ mangelhafter religiöser Erziehung kam es Nicholas vor, als sei er der einzige, der erkannt hatte, daß der Tod des Rocaan den Beginn einer Krise kennzeichnete – es sei denn, jemand nahm die Zügel in die Hand. Seit dem Tod des Rocaan war sein Vater sogar noch unschlüssiger geworden. Die schlimme Nachricht hatte ihn tagelang gelähmt.
    Nicholas wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn. Auf der anderen Seite der Felsen toste das Meer. »Es ist schlimmer, als ihr beide ahnt. Vergib mir, Vater, wenn ich offen mit dir rede, aber du hast eine weitere Gelegenheit verpaßt, als der Rocaan starb. Statt den ganzen Tabernakel in Auflösung verfallen zu lassen, hättest du
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