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Fey 02: Das Schattenportal

Fey 02: Das Schattenportal

Titel: Fey 02: Das Schattenportal
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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überraschend hell wirken. In besseren Tagen hatte man hier sicher ein angenehmes Leben geführt.
    Von der Rückwand der Küche führte eine Tür in einen Hof, der einst ein gepflegter Nutzgarten gewesen sein mußte. Manche der Pflanzen wuchsen jetzt wild, ihre Blätter ragten aus dem hohen Gras. Die Tür zur Vorratskammer stand offen, und an einer Seitenwand befand sich ein kleiner Herd – ein wahrer Luxus in einer Hütte dieser Größe. Solanda wunderte sich, daß ihre Leute ihn zurückgelassen hatten. Vielleicht war es ihnen zu mühsam gewesen, ihn ins Schattenland zu schaffen.
    Trotzdem fühlte Solanda sich unbehaglich, als fehlte hier etwas Entscheidendes. Sie trippelte zurück ins Vorderzimmer und dann in einen der Seitenräume. Hier war einst das Schlafzimmer gewesen. Die Möbel waren verschwunden, aber das Kopfbrett des Bettes war noch immer an die Wand genagelt. Solanda starrte es einen Augenblick lang an und fragte sich, was für ein Leben die Leute hier geführt haben mochten. Hatten sie ihr gemütliches Heim geliebt? Offensichtlich waren sie in quälender Angst gestorben, ein Preis, den Solanda für nichts in der Welt gezahlt hätte. Solanda hatte den Fußsoldaten schon oft bei ihrem schmutzigen Handwerk zugesehen, und es hatte sie gründlich abgestoßen. Aber sich vorzustellen, wie es sich anfühlte, wenn sie tatsächlich über einen herfielen, gelang ihr nicht.
    Eine leichte Brise streifte durch das offene Fenster und brachte den Duft von Gras und trockener Luft mit sich. Solanda hob den Kopf und schnupperte, aber sie roch nichts Ungewöhnliches.
    Die Stimme in ihrem Kopf schwieg noch immer. Hätte Solanda nicht vorhin ihre Anwesenheit so stark empfunden, hätte sie jetzt nicht geglaubt, daß sie noch immer da war. Aber sie war noch da. Und sie wollte Solanda etwas erzählen … irgend etwas.
    Solanda verließ das Schlafzimmer und trabte durch den schmalen Flur in das zweite kleinere Zimmer. Auch dieser Raum war leer. Sonnenstrahlen spielten auf dem staubigen Boden; in einem großen, gelben Fleck hätte Solanda sich am liebsten ausgestreckt, ausgeruht und gewärmt. Aber sie gab diesem Wunsch nicht nach. Das seltsame Gefühl verstärkte sich in diesem Zimmer noch … als befände sich die Lösung des Rätsels ganz in der Nähe.
    Bis auf einen kleinen Fleck an einer Seitenwand waren die Wände leer. Solanda inspizierte ihn und bemerkte, daß das Holz hier dunkler war, als sei es vor der Sonne geschützt gewesen. Der Fleck war etwa dreißig Zentimeter hoch und einen Meter breit, als hätte hier einst ein langes Wandbord gehangen. Aber mehr verriet er nicht. Wenn es das war, was sie herausfinden sollte, hatte Solanda jedenfalls keine Ahnung, was es bedeutete.
    Einen Augenblick stand sie reglos im Sonnenlicht und ließ sich den Pelz von den warmen Strahlen liebkosen. Sie wandelte auf Abwegen, die sie nicht begriff.
    Solanda seufzte. Sie würde zum Pfad zurückkehren und ihm in der Richtung folgen, die sie ursprünglich einschlagen wollte, um zu sehen, wohin er führte. Wenn sie dort nichts Verdächtiges fand, würde sie sich schleunigst ins Schattenland aufmachen.
    Bei diesem Gedanken zuckte ihre Schwanzspitze und wirbelte kleine Staubwölkchen auf. Solanda beobachtete, wie die Staubkörnchen im Licht schimmerten – und dann entdeckte sie etwas, dort, in der Ecke. Widerwillig rappelte sie sich hoch und trat näher.
    In der plötzlichen Dunkelheit mußte sie blinzeln. Sie haßte den Kontrast zwischen dem Sonnenlicht und dem Rest des Raumes. Die kühle Luft an ihrem Pelz ließ sie frösteln. Langsam näherte sie sich der Ecke; sie kroch fast auf dem Bauch und zuckte jedesmal in die Höhe, wenn sich eine Staubflocke bewegte. Ihr Katzenanteil hatte die Kontrolle übernommen, und ihr Fey-Anteil fühlte sich leicht irritiert, als benähme sie sich ganz und gar unschicklich.
    Schließlich erreichte sie die Stelle und blinzelte in die Dunkelheit. Sie war in Versuchung, ihre menschliche Gestalt anzunehmen, um besser sehen zu können. Das Objekt war rund und halb im Schatten verborgen. Solanda konnte nicht erkennen, ob es sich um den zusammengerollten Körper einer toten Maus oder um etwas Bedenklicheres handelte.
    Zögernd streckte sie die Pfote aus und berührte das Ding.
    Es schaukelte hin und her, und Solanda machte mit katzenhaftem Reflex einen Satz rückwärts. Dann kauerte sie sich auf die Hinterpfoten und starrte das Ding einen Moment an, bevor ihr klar wurde, daß ihre Pfote kein Fell berührt hatte,
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