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Feuerwogen

Feuerwogen

Titel: Feuerwogen
Autoren: Virginia Kantra
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nachdem sie Alain genötigt hatte, einen Vaterschaftstest machen zu lassen, deckten seine vom Gericht angeordneten Unterhaltszahlungen kaum die Kosten für die Tagesmutter. Sein Vermögen war – natürlich verdeckt – im Restaurant angelegt.
    Doch das sagte sie nicht. Ihr Sohn und ihr Leben gingen Dylan nichts an.
    Sein Oberschenkel drückte warm gegen ihr Bein.
    Männer sahen eine Frau jedenfalls anders an, wenn sie ein Kind hatte. Es war lange her, dass sie im Mondschein neben einem Mann gesessen hatte.
    Noch länger, dass sie Sex mit einem Mann gehabt hatte.
    Sie blickte zu Dylan, der so schlank und dunkel und gefährlich und nah war, und spürte, wie Verlockung ihre Adern entlangkroch wie ein Funke an der Sprengkapsel.
    Sie schüttelte den Kopf, um ihn wieder frei zu bekommen.
    »Warum sind
Sie
denn zurückgekommen?«, gab sie die Frage zurück.
    Seine Schulter berührte die ihre, als er mit den Achseln zuckte. »Ich bin nur zur Hochzeit gekommen. Ich bleibe nicht.«
    Regina unterdrückte eine unsinnige Enttäuschung.
    Deshalb spielte es auch eigentlich keine Rolle, wie er sie ansah. Sie beugte sich vor, um ihr Glas im Sand abzustellen. Es spielte keine Rolle, was er dachte. Nach heute Abend würde sie ihn nie wiedersehen. Sie konnte alles sagen, was sie wollte. Sie konnte alles tun …
    Sie hielt den Atem an.
Was sie wollte.
    Sie richtete sich wieder auf, rot im Gesicht und ein wenig schwindelig. Okay, der Sekt sprach wohl aus ihr. Einsamkeit und der Alkohol. Sie würde niemals wirklich … sie konnte doch nicht ernsthaft in Erwägung ziehen …
    Sie kam schwankend auf die Füße.
    »Langsam.« Er packte sie an der Hand, um sie zu stützen.
    »Normalerweise schon«, murmelte sie.
    Sein Griff wurde noch fester, als auch er aufstand. »Was?«
    Sie schüttelte erneut den Kopf, während Hitze ihr ins Gesicht kroch. »Nichts. Lassen Sie mich los. Ich muss mir ein bisschen die Beine vertreten.«
    »Ich komme mit.«
    Sie befeuchtete die Lippen. »Keine gute Idee.«
    Er hob anmutig eine Augenbraue. Sie fragte sich, ob er das vor dem Spiegel geübt hatte. »Besser, als wenn Sie sich auf diesen Felsen den Knöchel verdrehen.«
    »Mir wird schon nichts passieren.«
    Auf jemanden, der vom Zelt herübersah, mussten sie wie ein verliebtes Pärchen wirken, wie sie da Hand in Hand am Rand der Brandung standen. Ihr Herz pochte. Sie versuchte, sich ihm zu entziehen.
    Sein Blick fiel auf ihre Hände. Seine Finger schlossen sich fester um die ihren. »Sie haben da einen Schutzzauber.«
    Sie funkelte ihn ebenso erregt wie verwirrt an. »Wovon reden Sie?«
    Er fuhr mit dem Daumen die Innenseite ihres Handgelenks entlang, über ihr Tattoo. Ob er spürte, wie wild ihr Puls klopfte? »Davon.«
    Regina schluckte, während sie zusah, wie sein Daumen über die dunklen Linien, die blasse Haut strich. »Mein Tattoo? Das ist das keltische Symbol der dreifaltigen Göttin. Hat mit weiblicher Macht oder so zu tun.«
    »Das ist eine Triskele.« Seine Finger zogen die drei fließenden, ineinander übergehenden Spiralen nach. »Erde, Luft und Wasser, durch einen Kreis miteinander verbunden.« Er sah ihr ernst in die Augen.
    Zu ernst. Sie spürte ein Ziehen in ihrem Magen, das Nervosität oder Verlangen sein konnte.
    »Mir kann also nichts passieren«, sagte sie atemlos.
    Sein schöner Mund rundete sich im Mondlicht. »Nichts, was Sie nicht wollen.«
    Gänsehaut breitete sich auf ihren Armen aus. Sie fröstelte, als stünde sie nackt und entblößt an einem Fenster.
    »Ich habe es ganz gern sicher«, gab sie zurück. Zumindest war das bis jetzt der Fall gewesen. »Ich habe Verpflichtungen.«
    »Nicht mehr. Caleb hat gesagt, dass Sie für heute Schluss machen sollen.«
    Regina blinzelte. Das hatte er gehört? Er hatte sie mit seinem Bruder beobachtet?
    Plötzlich war sie auf der Hut. Sie hatte nicht gemerkt, dass sie Zuschauer gehabt hatten. Sie hatte
ihn
nicht anders wahrgenommen als als Calebs Bruder, eine große, dunkle Gestalt, die sich auf der Hochzeit im Hintergrund hielt, am Rand des Festes.
    Ihre Zehen krallten sich in den Sand.
    Nun nahm sie ihn wahr. Er berührte sie nur leicht am Handgelenk, und doch fühlte sie seine Wärme in ihrem ganzen Körper. Seine Augen glitzerten schwarz im Mondschein, verschluckten das Licht, verschluckten die Luft, wurden größer, dunkler, riesig, als er noch näher kam, verlockend mit seinem wunderbar geschnittenen Mund, aufreizend durch die Verheißung seines Kusses. Sein Atem strich über ihre Lippen. Sie
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