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Feuerwogen

Feuerwogen

Titel: Feuerwogen
Autoren: Virginia Kantra
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sich ihr Körper wieder ab. Sein Atem ging gleichmäßiger. Sie wurde sich winziger Empfindungen bewusst: der Kieselsteine unter ihren Füßen, des aufsteigenden Dampfes zwischen ihren Beinen, des satten, salzigen Geruchs von Meer und Sex …
    Und dann ließ er sie los.
    Sie hörte, wie er hinter ihr seine Kleidung richtete, und fröstelte. Plötzlich war ihr kalt.
    »Du hast etwas verloren.« Seine Stimme war tief, höflich. Calebs Stimme.
    Regina öffnete die Augen und lehnte die Stirn an den Felsen vor ihr. »Meine Selbstachtung?«
    Er lachte nicht.
    Okay, das war nicht witzig. Sie schluckte gegen die Enge in ihrer Kehle an, während die Ernüchterung über sie hinwegrollte wie die hereinkommende Flut. Das war überhaupt nicht witzig.
    »Deinen Slip«, sagte er.
    »Richtig.« Errötend drehte sie sich um. Da baumelte er von seinen Fingern herab. Sie riss ihm das Nichts aus Nylon aus der Hand, ohne ihn anzusehen. »Danke.«
    Er neigte den Kopf. »Bitte.«
    Wenn er jetzt grinste, würde sie ihn umbringen.
    Aber er fuhr fort, sie mit einer nervtötenden Ausdruckslosigkeit zu betrachten, so als wäre er nie in ihr gewesen, so als hätten sie nie …
    O Gott.
Ihre Eingeweide krampften sich zusammen. Ihre Knie wurden weich. Nie im Leben würde sie ihren Slip unter diesem leeren schwarzen Blick anziehen.
    Regina zerknüllte den feuchten Fetzen in ihrer Faust. Und jetzt?
    »Gehst du auf die Party zurück?«, fragte sie.
    »Ich habe keinen Grund dazu.«
    Richtig.
    Regina biss sich erleichtert und enttäuscht zugleich auf die Lippen. »Du könntest dich verabschieden.«
    Nicht von ihr. Es war ihr egal, wenn sie ihn niemals wiedersah.
    Er zuckte unter seinem gut geschnittenen Jackett mit den Schultern. »Margred wird es gar nicht registrieren, wenn ich gehe.«
    »Dein Bruder schon.«
    Dylans schwarze Augen glitzerten. »Ich bin nicht wegen meines Bruders hergekommen.«
    Ein peinliches Schweigen senkte sich zwischen sie, durchbrochen nur vom Flüstern des Wassers auf den Felsen und dem Klirren und Klicken der Steine wie bei einem Windspiel. Musikklänge wehten vom Zelt herüber, zu leise, als dass Regina Worte oder eine Melodie hätte heraushören können. Sie öffnete den Mund, um etwas zu sagen, irgendetwas.
Das hat Spaß gemacht. Lass es uns nie wieder tun.
    »Du hast Maggie gekannt?«, fragte sie stattdessen. »Vor ihrer Hochzeit?«
    »Ja.«
    Regina hielt den Atem an. Nicht ihr Problem, ermahnte sie sich. Das ging sie nichts an.
    Aber Margred war ihre Angestellte. Regina hatte ihr Arbeit gegeben, nachdem Caleb sie am Strand aufgegabelt hatte, nackt und blutend von einem Schlag auf den Kopf. Margred behauptete, sich an nichts aus ihrem Leben vor ihrer Ankunft auf der Insel zu erinnern. Regina hatte immer geargwöhnt, dass die Frau einer Missbrauchsbeziehung entfliehen wollte.
    Aber wenn Dylan sie kannte …
    Regina sah ihn finster an. »Woher?«
    Er hob die Augenbrauen. »Ich schlage vor, dass du das sie fragst.«
    »Das werde ich.«
    Sobald sie aus den Flitterwochen mit deinem Bruder zurück ist.
    Vielleicht aber auch nicht.
    »Du könntest es mir aber auch gleich erzählen«, schlug sie vor.
    »Nein.«
    Sie verschränkte die Arme, den zusammengeknüllten Slip noch immer in der Hand. »Bist du immer so gesprächig nach dem Sex? Oder liegt es an mir?«
    »Vielleicht mag ich ja keinen Klatsch.«
    »Oder vielleicht willst du auch jemanden schützen.«
    Er antwortete nicht.
    »Sie?«, riet Regina. »Oder dich selbst?«
     
    Menschenfrauen.
    Immer wollten sie etwas.
    Dylan betrachtete diese hier mit frustrierter Resignation. Ihm hatte ihr Aussehen gefallen, das glatte, kurz geschnittene Haar, die hagere Figur, der Kontrast ihrer weichen, sensiblen Lippen zu diesem scharfkantigen Gesicht. Ihre Andersartigkeit zog ihn an, all diese Spannung und Energie eingesperrt in einem straffen, kleinen Frauenkörper. Er hatte es genossen, sie auszuziehen und dabei zuzusehen, wie sie zu den Sternen flog.
    Aber ihre großen dunklen Augen waren nun zu scharfen Dolchen geworden, und sie reckte streitlustig das Kinn. Jetzt, da er sie gehabt hatte, dachte sie wohl, dass er ihr etwas schuldig war – Aufmerksamkeit, Antworten, irgendetwas in dieser Art.
    Offenbar doch nicht so anders als die anderen. Er nahm an, dass ihre Haltung nur allzu menschlich war.
    Nur schade für sie, dass er es nicht war.
    »Ich bringe dich zurück«, wich er aus. »Du hast sicher noch Arbeit.«
    Sie reckte das Kinn noch ein wenig höher. »Du brauchst mich nirgendwohin
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