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Feuerwogen

Feuerwogen

Titel: Feuerwogen
Autoren: Virginia Kantra
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zu bringen. Ich kann allein hingehen, wo ich eben hingehe.«
    Fast amüsiert trat er zurück, um sie vorbeizulassen. Sie lief zum Ufer hinunter und blieb stehen.
    Natürlich. Sie konnte im Dunkeln nichts sehen. Dylan erinnerte sich noch daran, wie es gewesen war, bevor er sich zum ersten Mal verwandelt hatte. Diese Felsen würden ihre schmalen Menschenfüße aufschlitzen.
    Sie ging langsam weiter.
    Er runzelte die Stirn. Er würde weder den Atem noch die Mühe vergeuden, mit ihr zu diskutieren. Aber er konnte auch nicht danebenstehen, während sie sich beim Herumstolpern in der Brandung die Füße zerschnitt.
    Während er sich noch für seine Fürsorge verspottete, ging er zu ihr und hob sie hoch.
    Regina schrie erschrocken auf und zuckte zusammen. Ihr Kopf stieß an sein Kinn, so dass seine Zähne laut aufeinanderschlugen. Schmerz schoss durch seine untere Gesichtshälfte.
    Er öffnete den Mund und knurrte: »Halt still.«
    Sie funkelte ihn an, ihre Nase nur Zentimeter von seiner entfernt. Ihr Haar lag weich an seiner Wange und roch nach Früchten, Erdbeeren oder …
    »Du hast mich erschreckt«, beschwerte sie sich.
    »Ich erschrecke selbst vor mir«, murmelte er.
    »Was ist los? Hast du noch nie ein Mädchen auf Händen getragen?«
    »Meistens muss ich das nicht.« Aprikosen, entschied er. Sie roch nach Aprikosen, Torte und Reife. Sie war schwerer, als er in Erinnerung hatte; Muskeln umhüllten einen elastischen Rahmen aus Stahl. Die Haut in ihren Kniekehlen war weich und glatt. Um Distanz herzustellen, um sie zu ärgern, sagte er: »Meistens legen sie sich gleich hin.«
    Ihr Lächeln leuchtete messerscharf im Halbdunkel. »Das erklärt, warum du noch an deiner Technik feilen solltest.«
    Er lachte leise. »Und du?«
    Wasser schwappte um seine Knöchel.
    Ihr Griff um seinen Nacken wurde fester. »Was ist mit mir?«
    »Lässt du dich oft – äh – auf Händen tragen?«
    »Willst du wissen, ob ich leicht zu haben bin?«
    Er wusste nicht, was er wissen wollte. Oder warum. »Deine sexuellen Gewohnheiten interessieren mich nicht.«
    Sie schnaubte. »Offenbar. Sonst hättest du ein Kondom benutzt.«
    In Wahrheit war es ebenso wenig wahrscheinlich, dass sie ihn mit einer Krankheit ansteckte, wie dass er sie schwängerte. Aber Dylan hatte keine Lust, ihr das zu erklären. Sie hätte ihm nicht geglaubt.
    Er verließ das Wasser und setzte sie am Strand ab. Solange sie noch um Gleichgewicht rang, ließ er seine Hände auf ihren Unterarmen ruhen.
    Sie seufzte. »Hör zu. Du musst dir keine Sorgen machen. Du bist der Erste seit … langer Zeit.«
    Er spürte einen Stich, den ihm Befriedigung und schlechtes Gewissen versetzten, und sein Blick verfinsterte sich. Er hätte gar nichts fühlen sollen. Seinesgleichen tat das nicht. Sie begehrten die Empfindungen und die körperliche Erleichterung, die Sex ihnen verschaffte. Aber sie banden sich nicht durch Gefühle, und sie banden auch ihre Partner nicht an Erwartungen.
    »Deine Schuhe.« Er wies mit dem Kopf darauf.
    Sie lagen auf der Seite, dort, wo das Wasser sie gerade nicht mehr erreichen konnte. Die koketten Absätze und dünnen Riemchen wirkten auf diesem felsigen und sandigen Untergrund vollkommen deplaziert.
    »Richtig.« Sie hob sie auf. »Danke.«
    »Bitte.« Sein Blick begegnete dem ihren, der ebenso warm wie wachsam war, und er spürte, wie sich Hitze in seinem Bauch sammelte. Er wollte sie schon wieder. Aber dieser Anflug von Gefühl hatte ihn alarmiert.
    Er hätte eigentlich mittlerweile wissen sollen, dass man besser nicht mit Menschen vögelte.
    Er war ja fast einer von ihnen.
    Diese Menschenfrau hier war nicht einmal so gut gewesen, redete er sich ein, während er die Heftigkeit ihrer Reaktion auf ihn und seine eigene Befriedigung, es ihr besorgt zu haben, geflissentlich ignorierte. Oh, nach menschlichen Maßstäben war sie durchaus akzeptabel. Doch er war an Partnerinnen gewöhnt, die wussten, wie er ihnen zu Diensten sein konnte und wie sie ihn beglücken konnten. Er war vierzehn gewesen und hatte um seine Mutter getrauert, als er seine erste Geliebte hatte – eine üppige Selkie, die tausend Jahre geübt und an ihren Fertigkeiten und an ihrer Wolllust gefeilt hatte. Nerienne war ganz anders gewesen als diese zickige, streitsüchtige Menschenfrau.
    Ihre Worte pochten in seinen Schläfen:
»Du bist der Erste seit … langer Zeit.«
    In seiner Brust wurde es eng.
    Die Luft war so warm. Warm und schwül. Sie zerrte an ihm wie ein Fischernetz, presste seine Lungen
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