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Feuerwogen

Feuerwogen

Titel: Feuerwogen
Autoren: Virginia Kantra
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war.
    »Hi, Bobby.« Sie schnappte sich eine Sektflasche aus der eisgefüllten Kühlbox und drehte die Agraffe um den Korken auf. »Lass uns rasch noch eine Runde Sekt nachschenken, und dann räumen wir die Kuchenteller von den Tischen.«
    »Hey«, polterte eine tiefe Männerstimme hinter ihr. »Du hast jetzt frei.«
    Reginas Herz schlug schneller. Sie drehte sich um.
Starke, gebräunte Hände, ruhiger Blick aus grünen Augen und ein verletztes Bein, das er aus dem Irak mitgebracht hatte.
Polizeichef Caleb Hunter.
    Der Bräutigam.
    Er nahm ihr die Proseccoflasche aus der Hand, schenkte eine Sektflöte voll und reichte sie ihr. »Du bist hier Gast. Wir möchten, dass du dich heute Abend amüsierst.«
    »Ich amüsiere mich ja. Jede Gelegenheit, mal etwas anderes als rote Sauce und Hummerrollen zu servieren …«
    »Das Menü ist köstlich. Alles ist hervorragend. Diese Krabbenpastetchen …«
    »Mini-Landkrabben-Plätzchen mit Jalapeño-Aioli und Sauce von geröstetem rotem Pfeffer«, rasselte Regina herunter.
    »… sind wirklich der Hit. Du hast das toll gemacht.« Sein Blick war warm.
    Regina errötete bei seinem Kompliment. Sie
hatte
es toll gemacht. Bei weniger als einem Monat Planungs- und Vorbereitungszeit und mit der völlig ahnungslosen Braut und der ungeschickten Schwester des Bräutigams als einziger Unterstützung hatte Regina die Hochzeit auf die Beine gestellt, die sie nie gehabt hatte. Warmes Laternenlicht erhellte das gemietete Zelt, das mit Rittersporn, Gänseblümchen und Sonnenblumen geschmückt war. Frisch gestärkte weiße Tischwäsche bedeckte die Picknicktische, und die Klappstühle aus dem Gemeindehaus hatte sie mit wallenden Bändern verziert.
    Ein großer Erfolg war das Essen –
ihr
Essen: Muscheln in Knoblauch und Weißwein gedämpft, Basilikum-Tomaten-Bruschetta, geräucherter Wildlachs an einer Dill-Crème-fraîche.
    »Danke«, erwiderte sie. »Ich habe schon daran gedacht, Ma dazu zu überreden, ein paar von den Vorspeisen in unsere Speisekarte zu übernehmen. Die Muscheln vielleicht oder …«
    »Toll«, wiederholte Cal, aber er hörte schon nicht mehr zu. Sein Blick war über sie hinweg zu seiner Braut Maggie geglitten, die gerade mit seinem Vater tanzte.
    Margreds dunkles Haar hatte sich aus der Steckfrisur gelöst und floss nun ihren Nacken herab. Sie hatte die Schuhe abgestreift, so dass der Saum ihres weißen Kleides auf dem Boden schleifte. Sie sah zu Calebs Vater auf und lachte, als er auf der Tanzfläche eine unbeholfene Drehung vollführte.
    Die unverhohlene Intensität, mit der Cal seine Frau beobachtete, schnürte Regina die Kehle zu.
    In ihrem ganzen Leben hatte noch kein Mann sie so angesehen, als wäre sie die Sonne und der Mond und sein gesamtes Universum in einem. Wenn das jemals einer täte, würde sie ihn nie wieder loslassen.
    Wenn Cal es je getan hätte …
    Aber das hatte er nicht. Würde er nicht. Niemals.
    »Geh tanzen«, sagte Regina. »Es ist deine Hochzeit.«
    »Stimmt«, entgegnete Cal und wollte schon weggehen.
    Doch er drehte sich noch einmal kurz um und befahl lächelnd: »Und jetzt Schluss mit der Arbeit. Wir haben die Jugendgruppe angeheuert, damit du dich ausruhen kannst.«
    »Du weißt doch, dass man diese Kirchenkids mit Argusaugen beaufsichtigen muss«, rief ihm Regina nach.
    Aber das war nur eine Ausrede.
    Die Wahrheit lautete, dass sie lieber Gläser schleppen und Platten abkratzen würde, als dieselben Gespräche zu führen, die sie schon früher geführt hatte, mit denselben Menschen, die sie schon ihr ganzes Leben lang kannte.
Wie ist das Wetter? Wie geht es deiner Mutter? Und wann heiratest du endlich?
    O Gott.
    Sie sah zu, wie Cal mit seiner neuen Frau die Tanzfläche umrundete – langsam wegen seines Beins –, und Leere machte sich in ihr breit, heftig wie ein Krampf.
    Sie griff sich ihr Glas und die offene Proseccoflasche und ging weg von alldem, von der Musik, den Lichtern und den Tänzern. Weg von Bobby hinter der Bar und Caleb, der Maggie im Arm hielt.
    Reginas Absätze stachen Löcher in den zertretenen Rasen. Angezogen vom Brausen des Wassers bei den Felsen, stakste sie unsicher über den Schiefer. Schaumige Gischt leckte an ihren Füßen. Sie setzte sich auf einen Granitbrocken, um die Sandalen auszuziehen. Ihre nackten Zehen krümmten sich im kühlen, groben Sand.
    Ah. Das war besser.
    Sie schenkte sich noch ein Glas ein.
    Der Pegel in der Flasche sank, während der Mond flach und hell aufging. Der Himmel nahm ein intensives Grau und
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