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Feuertaufe

Feuertaufe

Titel: Feuertaufe
Autoren: Andrzej Sapkowski
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treffen konnte. Doch das Gedränge nahm immer mehr zu. Irgendwann stellte sich heraus, dass der Hexer und seine Truppe schon Schulter an Schulter mit dem blutbefleckten und dezimierten Häuflein der Verteidiger der Barrikade kämpften, größtenteils Zwergensöldnern. Sie kämpften in einer Umzingelung.
    Und dann kam das Feuer.
    Eine Flanke der Barrikade, die zwischen dem Stapelplatz und der Brücke lag, war ein großer, wirrer Haufen von Kiefernästen und -zweigen, stachlig wie ein Igel, ein unüberwindliches Hindernis für Pferde und Fußvolk. Jetzt stand dieser Haufen in Flammen - jemand hatte eine Fackel daraufgeworfen. Die Verteidiger zogen sich zurück, von Hitze und Rauch geschlagen. Zusammengedrängt, geblendet, einander behindernd, begannen sie unter den Hieben der stürmenden Nilfgaarder zu sterben.
    Die Situation rettete Cahir. Da er Kriegserfahrung besaß, hatte er nicht zugelassen, dass die um ihn gescharten Truppen bei einer Barrikade umzingelt wurden. Er hatte sich von der Gruppe Geralts abschneiden lassen, doch jetzt kam er zurück. Er hatte sogar ein Pferd mit schwarzem Rossmantel erbeutet, jetzt fiel er, mit dem Schwert um sich hauend, den Angreifern in die Flanke. Hinter ihm drängten sich, wie die Irren schreiend, Hellebarden- und Spießträger in Wappenröcken mit der roten Raute in die Lücke.
    Geralt legte die Finger zusammen und hieb mit dem Zeichen Aard nach dem brennenden Haufen. Er rechnete nicht mit großer Wirkung, nachdem er wochenlang keine Hexerelixiere genommen hatte. Doch es wirkte. Der Haufen explodierte und zerfiel funkensprühend.
    »Mir nach!«, schrie er und schlug einem Nilfgaarder, der auf die Barrikade geklettert war, gegen die Schläfe. »Mir nach! Durchs Feuer!«
    Und sie gingen, stießen mit den Spießen die noch immer brennenden Äste auseinander, schleuderten mit bloßer Hand gegriffene Scheite gegen die Nilfgaarder Pferde. Eine Feuertaufe, dachte der Hexer, während er wie wahnsinnig um sich schlug und Hiebe parierte. Ich sollte für Ciri durchs Feuer gehen. Ich gehe durchs Feuer, aber in einer Schlacht, die mich überhaupt nichts angeht. Die ich überhaupt nicht verstehe. Das Feuer, das mich reinigen sollte, verbrennt mir einfach nur Haare und Gesicht.
    Das Blut, mit dem er bespritzt war, zischte und dampfte.
    »Vorwärts, Kameraden! Cahir! Zu mir!«
    »Geralt!« Cahir fegte den nächsten Nilfgaarder aus dem Sattel. »Auf die Brücke! Schlag dich mit den Leuten auf die Brücke durch! Wir ziehen die Verteidigung zusammen...«
    Er sprach nicht zuende, denn ein Reiter mit schwarzem Brustpanzer, ohne Helm, mit wehenden, blutigen Haaren stürzte sich im Galopp auf ihn. Cahir parierte den Hieb des langen Schwertes, fiel jedoch von dem sich auf die Hinterhand setzenden Pferd. Der Nilfgaarder beugte sich herab, um ihn an den Boden zu nageln. Doch er tat es nicht, sondern hielt im Schlag inne. Auf seinem Ärmel blitzte ein silberner Skorpion.
    »Cahir!«, rief er verwundert. »Cahir aep Ceallach!«
    »Morteisen...« In der Stimme des am Boden liegenden Cahir klang nicht weniger Verwunderung.
    Der neben Geralt laufende Zwergensöldner, dessen Wappenrock mit der roten Raute rußig und angesengt war, verschwendete keine Zeit darauf, sich über irgendetwas zu wundern. Er rammte dem Nilfgaarder mit Schwung den Spieß in den Bauch, warf ihn mit Druck gegen den Schaft aus dem Sattel. Ein zweiter sprang hinzu, trat den schwarzen Brustpanzer des Gefallenen mit dem schweren Stiefel nieder, hieb ihm die Spitze des Spießes direkt in die Gurgel. Der Nilfgaarder begann zu röcheln, spuckte Blut und zerwühlte den Sand mit den Sporen.
    In ebendiesem Augenblick erhielt der Hexer mit etwas sehr Schwerem und sehr Hartem einen Schlag ins Kreuz. Ihm sackten die Knie weg. Er fiel hin und hörte ein großes Triumphgeheul. Er sah, wie die Reiter in den schwarzen Mänteln in den Wald flohen. Er hörte, wie die Brücke unter den Hufen von Reiterei dröhnte, die vom linken Ufer heranzog und eine Standarte mit einem Adler trug, umgeben von roten Rauten.
    Und so endete für Geralt die große Schlacht um die Brücke über die Jaruga, eine Schlacht, der spätere Chroniken natürlich nicht einmal eine Fußnote widmeten.
     
    »Besorgt Euch nicht, edler Herr«, sagte der Feldscher, der dem Hexer den Rücken abklopfte und abtastete. »Die Brücke ist abgerissen. Uns droht keine Verfolgung vom anderen Ufer. Eure Freunde und dieses Weib sind auch in Sicherheit. Ist das Eure Gemahlin?« »Nein.«
    »Ach, und ich
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