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Feuertaufe

Feuertaufe

Titel: Feuertaufe
Autoren: Andrzej Sapkowski
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der Reichweite gezielter Pfeilschüsse heraus.
    Jetzt trieben sie in der Mitte des Flusses auf der freien Wasserfläche. Der Prahm drehte sich wie Scheiße im Eisloch. Die Pferde stampften und wieherten, rissen an den von Rittersporn und dem Vampir gehaltenen Zügeln. Die Berittenen am Ufer zeterten und drohten ihnen mit den Fäusten. Plötzlich erblickte Geralt unter ihnen einen Reiter auf einem weißen Pferd, der mit dem Schwert fuchtelte und Befehle erteilte. Gleich darauf zog sich die Kavalkade in den Wald zurück und preschte am Rande des hohen Ufers entlang. Die Rüstungen blitzten zwischen dem Ufergehölz.
    »Sie lassen uns nicht in Ruhe«, stöhnte der Fährmann. »Sie wissen, dass hinter der Biegung die Strömung uns wieder ans Ufer treibt... Haltet die Staken bereit, ihr Herren! Wenn es uns zum rechten Ufer trägt, müssen wir dem Kahn helfen, die Strömung zu überwinden, und landen... Sonst ergeht's uns schlecht...«
    Sie trieben dahin, drehten sich, drifteten leicht aufs rechte Ufer zu, eine hohe, steile, mit krummen Kiefern bewachsene Böschung. Das linke Ufer, von dem sie sich entfernten, wurde flach, stieß als halbrunde Landzunge in den Fluss vor. Auf die Landzunge kamen im Galopp Reiter, preschten mit Schwung ins Wasser. Bei der Landzunge befand sich offensichtlich eine Untiefe; ehe das Wasser den Pferden bis zum Bauch reichte, waren die Reiter ziemlich weit in den Fluss gelangt.
    »Sie kommen auf Schussweite heran«, schätzte Milva mit finsterer Miene ein. »Geht in Deckung.«
    Wieder schwirrten Pfeile, einige schlugen dumpf in die Bretter ein. Doch die von der Landzunge abgedrängte Strömung trug die Fähre rasch zu dem Steilhang am rechten Ufer hin.
    »Jetzt an die Staken!«, rief der zitternde Fährmann. »Schnell, wir müssen landen, ehe uns die Strömung fortreißt!«
    Das war nicht so einfach. Die Strömung war kräftig, das Wasser tief, der Prahm aber groß, schwer und klobig. Anfangs reagierte er überhaupt nicht auf ihre Anstrengungen, doch endlich fanden die Staken mehr Halt am Grund. Es sah so aus, als würde es gelingen, als Milva plötzlich die Stange losließ und wortlos zum rechten Ufer zeigte.
    »Diesmal...« Cahir wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Diesmal ist es aber mit Sicherheit Nilfgaard.«
    Geralt sah das auch. Die Reiter, die plötzlich am rechten Ufer aufgetaucht waren, trugen schwarze und grüne Mäntel, die Pferde hatten die charakteristischen Kopfhalfter, deren Riemen die Augen umgaben. Es waren ihrer mindestens hundert.
    »Jetzt sind wir geliefert«, stöhnte der Fährmann auf. »Himmel, das sind die Schwarzen!«
    »An die Staken!«, schrie der Hexer. »An die Staken, in die Strömung! Weg vom Ufer!«
    Wieder erwies sich das als schwierige Aufgabe. Die Strömung am rechten Ufer war stark, sie schob den Prahm geradewegs unter die steile Böschung, von der schon die Rufe der Nilfgaarder zu hören waren. Als Geralt, gegen eine Stake gestemmt, für einen Moment nach oben schaute, sah er über sich Kiefernäste. Ein vom oberen Rand des Uferhanges abgeschossener Pfeil traf fast senkrecht aufs Deck der Fähre. Einen zweiten, der auf Cahir zuflog, schlug er mit einem Schwerthieb weg.
    Milva, Cahir, der Fährmann und sein Gehilfe stießen sich nicht mehr vom Grund ab, sondern vom Ufer, von der Böschung. Geralt ließ das Schwert fallen, ergriff eine Stake und half ihnen, und der Prahm begann wieder ins offene Wasser zu driften. Doch sie waren immer noch gefährlich nahe am rechten Ufer, und dort galoppierten die Verfolger entlang. Ehe sie Abstand gewinnen konnten, war der Steilhang zu Ende, und auf das flache, schilfbewachsene Ufer strömten die Nilfgaarder. In der Luft heulten die Flugfedern von Pfeilen auf.
    »In Deckung!«
    Der Gehilfe des Fährmanns begann plötzlich sonderbar zu husten, ließ die Stange ins Wasser fallen. Geralt erblickte eine blutige Pfeilspitze und vier Zoll Schaft, die ihm aus dem Rücken ragten. Cahirs Kastanienbrauner bäumte sich auf, wieherte voll Schmerz, warf den durchschossenen Hals hin und her, riss Rittersporn um und sprang über Bord. Auch die anderen Pferde wieherten und stampften unruhig, der Prahm zitterte unter den Hufschlägen.
    »Haltet die Pferde fest!«, rief der Vampir. »Hal-« Er verstummte plötzlich, fiel mit dem Rücken gegen die Bordwand, setzte sich hin, neigte den Kopf. Aus der Brust ragte ihm ein schwarz befiederter Pfeil.
    Milva sah es auch. Sie schrie wütend auf, griff zum Bogen, schüttete sich die Pfeile aus dem
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