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Feuertaufe

Feuertaufe

Titel: Feuertaufe
Autoren: Andrzej Sapkowski
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eine Schlacht«, stellte Cahir fest. »Schaut. Aus dem Wald dringen Kaiserliche vor. Die Nordlinge fliehen vor ihnen. Und jetzt sitzen sie in der Falle.«
    »Der Ausweg aus dieser Falle« - Geralt spuckte ins Wasser - »war die Fähre. Sie wollten, denke ich, wenigstens ihre Königin und die Anführer retten, indem sie sie aufs andere Ufer übersetzten. Und wir haben diese Fähre entführt. Oh, die können uns jetzt nicht leiden ...«
    »Sollten sie aber«, erklärte Rittersporn. »Die Fähre hätte niemanden gerettet, sondern sie geradewegs den Nilfgaardern am rechten Ufer in die Arme geführt. Auch wir sollten das rechte Ufer meiden. Mit den Lyriern versuche ich mich zu verständigen, aber die Schwarzen werden uns erbarmungslos niedermachen...«
    »Wir treiben immer schneller«, schätzte Milva, während sie ebenfalls ins Wasser spuckte und der sich entfernenden Spucke hinterherschaute. »Und zwar mitten auf dem Fluss. Die können uns am Arsch lecken, die einen wie die anderen. Die Biegungen sind sanft, die Ufer eben und ganz voll Weidengestrüpp. Wir fahren die Jaruga hinab, sie werden uns nicht verfolgen. Werden's bald satt haben.«
    »Bockmist«, stöhnte der Fährmann. »Vor uns liegt der Rote Stapel... Da hat's 'ne Brücke! Und Flachwasser! Der Prahm wird auflaufen ... Wenn sie uns überholen, werden sie dort warten...«
    »Die Nordlinge werden uns nicht überholen.« Regis zeigte vom Heck zum linken Ufer. »Die haben ihre eigenen Sorgen.«
    In der Tat, am rechten Ufer tobte eine erbitterte Schlacht. Ihr Zentrum war im Walde verborgen und machte sich nur durch den Schlachtenlärm bemerkbar, doch an vielen Stellen fochten schwarze und farbige Reiter im Uferwasser, die Leichen fielen platschend in die Strömung der Jaruga. Der Lärm und das Klirren von Eisen verklangen; der Prahm trieb majestätisch, aber recht schnell den Fluss hinab.
    Sie schwammen in der Mitte der Strömung, und auf den zugewachsenen Ufern waren keine Bewaffneten zu sehen, keine Geräusche einer Verfolgung zu hören. Geralt begann schon zu hoffen, alles werde gut ausgehen, als sie vor sich die Holzbrücke sahen, die beide Ufer verband. Der Fluss unter der Brücke umspülte Sandbänke und Inseln, auf die größte von diesen Inseln stützte sich einer der Brückenpfeiler. Am rechten Ufer lag der Stapelplatz - sie sahen Haufen von Baumstämmen, Klafterholz, Schober.
    »Dort ist es überall flach«, japste der Fährmann. »Nur in der Mitte kommt man durch, rechts von der Insel. Da trägt uns die Strömung grade hin, aber greift zu den Staken, vielleicht hilft's, wenn wir hängenbleiben...«
    »Auf dieser Brücke« - Cahir schirmte die Augen mit der Hand ab - »sind Soldaten. Auf der Brücke und auf dem Stapelplatz ...«
    Alle sahen diese Soldaten schon. Und alle wurden Zeugen, wie die Soldaten auf der Brücke plötzlich aus dem Wald hinter dem Stapelplatz heraus von einem Haufen Berittener in schwarzen und grünen Mänteln angegriffen wurden. Sie waren schon so nahe, dass man das Schlachtgeschrei hören konnte.
    »Nilfgaard«, stellte Cahir trocken fest. »Die, die uns verfolgt haben. Dann sind die auf dem Stapelplatz Nordlinge ...«
    »An die Staken!«, schrie der Fährmann. »Solange wie die sich schlagen, kommen wir vielleicht durch!«
    Sie kamen nicht durch. Sie waren schon sehr nahe an der Brücke, als diese plötzlich unter den Schritten laufender Söldner erdröhnte. Die Söldner trugen über den Kettenpanzern weiße Wappenröcke mit dem Zeichen der roten Raute. Die meisten hatten Armbrüste, die sie jetzt aufs Brückengeländer stützten, um auf den Prahm zu zielen, der sich der Brücke näherte.
    »Nicht schießen, Kameraden!«, schrie Rittersporn, was die Kehle hergab. »Nicht schießen! Gut Freund!«
    Die Söldner hörten es nicht. Oder wollten es nicht hören.
    Die Armbrustsalve zeigte tragische Resultate. Von den Menschen wurde nur der Fährmann getroffen, der noch immer versuchte, mit der Stake zu steuern. Ein Bolzen ging glatt durch ihn hindurch. Cahir, Milva und Regis waren hinter der Bordwand in Deckung gegangen. Geralt packte das Schwert und schlug einen Bolzen weg, doch es waren viele Bolzen. Rittersporn, der noch immer schrie und mit den Armen fuchtelte, wurde durch ein unerklärliches Wunder nicht getroffen. Ein wahres Massaker richtete der Bolzenhagel jedoch unter den Pferden an. Das von drei Bolzen getroffene graue Handpferd stürzte auf die Knie. Milvas Rappe schlug aus und fiel, es fiel der braune Hengst von Regis.
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