Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuertaufe

Feuertaufe

Titel: Feuertaufe
Autoren: Andrzej Sapkowski
Vom Netzwerk:
Köcher vor die Füße. Und begann zu schießen. Pfeil um Pfeil. Und kein einziger verfehlte sein Ziel.
    Am Ufer kam Verwirrung auf. Die Nilfgaarder zogen sich in den Wald zurück, ließen im Schilf die Gefallenen und die heulenden Verwundeten zurück. Im Unterholz verborgen, schossen sie weiter, doch die Pfeile erreichten die Fähre kaum noch, die kräftige Strömung trug den Prahm zur Flussmitte hin. Die Entfernung war zu groß für gezielte Schüsse mit den Nilfgaarder Bögen. Doch nicht für Milvas Bogen.
    Unter den Nilfgaardern erschien plötzlich ein Offizier im schwarzen Umhang, mit einem Helm, an dem Rabenflügel flatterten. Er schrie, fuchtelte mit einem Streitkolben, zeigte flussabwärts. Milva stellte sich breitbeinig hin, zog die Sehne zum Mund, zielte kurz. Der Pfeil schwirrte durch die Luft, der Offizier kippte im Sattel nach hinten, hing in den Armen der ihn stützenden Soldaten. Milva spannte den Bogen abermals, ließ die Sehne los. Einer der Nilfgaarder, die den Offizier hielten, schrie durchdringend auf und stürzte vom Pferd. Die übrigen verschwanden im Wald.
    »Meisterschüsse«, sagte Regis ruhig hinterm Rücken des Hexers. »Aber greift lieber zu den Stangen. Wir sind immer noch zu nahe am Ufer, und es treibt uns ins Flachwasser.«
    Die Bogenschützin und Geralt wandten sich um. »Du lebst?«, fragten sie einstimmig.
    »Habt ihr gedacht« - der Vampir zeigte auf den schwarz befiederten Pfeilschaft -, »dass man mir mit dem erstbesten Stöckchen schaden kann?«
    Es blieb keine Zeit zur Verwunderung. Der Prahm drehte sich wieder in der Strömung und schwamm im tiefen Wasser. Doch an der Flussbiegung tauchte abermals eine flache Sandbank mit Untiefen auf, und das Ufer wurde schwarz vor Nilfgaardern. Manche ritten ins Wasser und machten die Bögen bereit. Alle, Rittersporn nicht ausgeschlossen, stürzten zu den Staken. Bald fanden die Stangen keinen Grund mehr, die Strömung trug den Prahm ins offene Wasser.
    »Gut«, keuchte Milva und legte die Stange weg. »Jetzt erreichen sie uns nicht...«
    »Einer hat es auf die Sandbank geschafft!« Rittersporn zeigte hin. »Er macht den Bogen bereit! Gehen wir in Deckung!«
    »Der trifft nicht«, schätzte Milva kaltblütig ein.
    Der Pfeil platschte zwei Klafter vor dem Bug der Fähre ins Wasser.
    »Er spannt den Bogen wieder!«, schrie der Troubadour, der hinter der Bordwand hervorlugte. »Achtung!«
    »Er trifft nicht«, wiederholte Milva und rückte den Lederschutz am linken Unterarm zurecht. »Er hat einen guten Bogen, aber er schießt, wie'n Ziegenarsch Waldhorn spielt. Ist aufgeregt. Nach dem Schuss zittert und zappelt er wie'n Weib, dem 'ne Schnecke zwischen die Hinterbacken kriecht. Haltet die Pferde fest, dass mich keins anstößt.«
    Diesmal verzog der Nilfgaarder nach oben, der Pfeil pfiff über den Prahm hinweg. Milva hob den Bogen, stellte sich breitbeinig hin, zog die Sehne rasch zur Wange und ließ sie sacht los, ohne ihre Haltung auch nur um den Bruchteil eines Zolls zu verändern. Der Nilfgaarder stürzte ins Wasser wie vom Blitz getroffen, begann mit der Strömung zu treiben. Sein schwarzer Mantel blähte sich wie ein Ballon.
    »So wird das gemacht.« Milva ließ den Bogen sinken. »Aber der lernt es nicht mehr.«
    »Die Übrigen galoppieren uns nach.« Cahir zeigte aufs rechte Ufer. »Und ich verbürge mich dafür, dass sie die Verfolgung nicht aufgeben werden. Nicht, nachdem Milva den Offizier erschossen hat. Der Fluss windet sich, in der nächsten Biegung wird uns die Strömung wieder an ihr Ufer treiben. Sie wissen das und werden warten ...«
    »Vorerst haben wir andre Sorgen«, stöhnte der Fährmann, der neben dem toten Gehilfen gekniet hatte und sich jetzt aufrichtete. »Jetzt treibt's uns genau ans linke Ufer... Götter, wir sitzen zwischen zwei Feuern... Und alles wegen Euch Herrschaften! Über Euch soll dieses Blut kommen...«
    »Halt den Mund und nimm die Stake!«
    Am linken, flachen, jetzt schon nahen Ufer drängten sich die Berittenen zusammen, die Rittersporn als die Partisanen aus Lyrien identifiziert hatte. Sie schrien, fuchtelten mit den Armen. Geralt bemerkte unter ihnen den Reiter auf dem weißen Pferd. Er war sich nicht sicher, doch er hatte den Eindruck, der Reiter sei eine Frau. Eine hellhaarige Frau in Rüstung, aber ohne Helm.
    »Was schreien sie?« Rittersporn hielt die Hand ans Ohr. »Etwas von einer Königin, oder?«
    Das Geschrei am linken Ufer wurde stärker. Man hörte deutlich das Klirren von Eisen.
    »Das ist
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher