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Feuertaufe

Feuertaufe

Titel: Feuertaufe
Autoren: Andrzej Sapkowski
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der Brückenarmee an. Der Armee, an deren Spitze plötzlich der Hexer und der Nilfgaarder standen.
    Die Armee wäre vielleicht wirklich auf den Stapelplatz gestürmt, doch auf der Brücke erschienen plötzlich die schwarzen Mäntel von Berittenen. Die Nilfgaarder hatten die Verteidigung durchbrochen und strömten auf die Brücke, auf den Bohlen ertönte Hufschlag. Ein Teil der aufgehaltenen Soldaten wandte sich wieder zur Flucht, ein Teil verharrte unentschlossen. Cahir fluchte. Auf Nilfgaardisch. Doch niemand außer dem Hexer achtete darauf.
    »Was man begonnen hat, muss man zu Ende führen«, knurrte Geralt und packte das Schwert fester. »Auf sie! Wir müssen unsere Truppen in den Kampf führen.«
    »Geralt.« Cahir blieb stehen, schaute ihn unsicher an. »Dass ich... dass ich meine eigenen Leute umbringe? Ich kann nicht...«
    »Ich scheiß auf diesen Krieg«, presste der Hexer zwischen den Zähnen hervor. »Aber hier geht es um Milva. Du hast dich uns angeschlossen. Entscheide dich. Du kommst mit mir oder stellst dich auf die Seite derer in den schwarzen Mänteln. Schnell.«
    »Ich komme mit dir.«
    Und es begab sich, dass ein Hexer und ein mit ihm verbündeter Nilfgaarder wild brüllend die Schwerter kreisen ließen und sich ohne zu zögern, zwei Kameraden, zwei Freunde und Gefährten, den gemeinsamen Feinden zum ungleichen Kampfe entgegenstellten. Und das war ihre Feuertaufe. Eine Taufe des gemeinsamen Kampfes, von Wut, Wahnsinn und Tod. Sie gingen in den Tod, die beiden Kameraden. So dachten sie. Sie konnten ja nicht wissen, dass sie an diesem Tage nicht sterben würden, nicht auf dieser Brücke, die die Jaruga überspannte. Sie wussten nicht, dass ihnen beiden ein anderer Tod vorherbestimmt war. An einem anderen Ort und zu einer anderen Zeit.
    Die Nilfgaarder hatten an den Ärmeln silberne Stickerei, die Skorpione darstellte. Cahir erledigte zwei mit schnellen Stößen seines langen Schwerts, Geralt fällte zwei mit Hieben des Sihills. Dann sprang er aufs Brückengeländer, lief darauf entlang und griff die restlichen an. Er war Hexer, das Gleichgewicht zu halten, war für ihn ein Kinderspiel, doch die akrobatische Übung versetzte die angreifenden Nilfgaarder in Staunen und Verwirrung. Und so starben sie, erstaunt und verwirrt, unter den Hieben des Zwergenschwertes, für das Kettenpanzer wie Wolle waren. Blut spritzte auf die glattgelaufenen Bretter und Bohlen der Brücke.
    Angesichts der Überlegenheit ihrer Anführer brach die zahlenmäßig schon starke Brückenarmee in einen einstimmigen Ruf aus, ein Gebrüll, in dem wiedergewonnene Moral und anwachsender Kampfgeist klangen. Und es begab sich, dass sich die eben noch in Panik Flüchtenden auf die Nilfgaarder stürzten wie grimmige Wölfe, mit Schwertern und Äxten zuschlugen, mit Spießen stießen, mit Streitkolben und Hellebarden dreinhieben. Die Geländer barsten, Pferde stürzten mitsamt ihren schwarzgewandeten Reitern in den Fluss. Die brüllende Armee wälzte sich auf die Vorbrücke, trieb Geralt und Cahir, die zufälligen Anführer, weiter vor sich her und ließ sie nicht tun, was sie tun wollten. Denn sie wollten sich unbemerkt zurückziehen, Milva holen und sich ans linke Ufer verdrücken.
    Auf dem Stapelplatz tobte die Schlacht. Die Nilfgaarder hatten die Soldaten, die nicht geflohen waren, von der Brücke abgedrängt, diese verteidigten sich erbittert hinter Barrikaden aus Zedern- und Kiefernblöcken. Beim Anblick des herannahenden Entsatzes stimmte die Handvoll Verteidiger freudiges Geschrei an. Etwas zu voreilig freilich. Der geschlossene Keil der Entsatztruppe drängte und fegte die Nilfgaarder von der Brücke, nun jedoch, auf der Vorbrücke, brach der Gegenstoß der Reiterei in ihre Flanke. Wären nicht die Barrikaden und Holzstapel auf dem Platz gewesen, die sowohl die Flucht als auch die Wucht der Kavallerie bremsten, hätte sich das Fußvolk im Handumdrehen zerstreut. Gegen die Holzstapel gedrängt, nahmen die Soldaten verbissen den Kampf auf.
    Für Geralt war das etwas, das er nicht kannte, eine völlig neue Art zu kämpfen. Es konnte keine Rede von Fechtkunst und Beinarbeit sein, nur von chaotischem Dreinhauen und unablässigem Parieren von Hieben, die von allen Seiten fielen. Ihm kam jedoch immer noch das nicht besonders verdiente Privileg des Anführers zugute - die Soldaten scharten sich um ihn, deckten ihm die Flanken, schützten seinen Rücken, lockerten die Front vor ihm, schufen Platz, in den er hineinschlagen und tödlich
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