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Feuermale

Feuermale

Titel: Feuermale
Autoren: Tami Hoag
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wirst sie sicher heute abend bei Patrick hören. Wo ist unsere Zeugin?«
    »Den Gang runter.«
    »Arbeitet sie schon mit dem Zeichner?« fragte Sabin.
    Kovác blies Luft und machte ein Geräusch wie ein
    angewidertes Pferd. »Sie arbeitet noch nicht mal mit uns.
    Unsere Bürgerin ist nicht gerade begeistert davon, hier im Mittelpunkt zu stehen.«
    Rob Marshall hob erschrocken den Kopf. »Sie ist doch wohl kein Problem, oder?«
    Er bedachte Sabin mit seinem Stiefelleckerlächeln. »Sie ist sicher nur durcheinander, Mr. Sabin. Kate wird sie beruhigen.«
    »Was für einen Eindruck haben Sie von der Zeugin, Detective?« fragte Sabin.
    Kovác schnappte sich ein Bic Feuerzeug und eine
    schlampige Akte und ging in Richtung Tür. Weltmüde und angeschlagen, gebaut wie ein Eckbriefkasten, solide und viereckig zweckmäßig, nicht nur zur Zierde. Seine braune Hose war ein bißchen ausgebeult und ein bißchen zu lang, die Aufschläge schlappten über seinen schiefgetretenen Oxfords.
    »Oh, sie ist ein Herzchen«, sagte er voller Sarkasmus.
    »Sie gibt uns einen sicherlich gestohlenen Führerschein aus einem anderen Bundesstaat, sagt uns, sie lebt in einer Wohnung im Phillips Viertel, hat aber keine Schlüssel und kann uns nicht sagen, wo sie sind. Wenn die kein Vorstrafenregister hat, rasier ich mir den Hintern und streich ihn blau an.«
    »Also hast du sie durch den Computer laufen lassen – und?« fragte Kate. Sie zwang sich, mit ihm Schritt zu halten, so daß Sabin und Rob zurückbleiben mußten. Sie hatte vor langer Zeit gelernt, mit den Cops, die ihre Fälle bearbeiteten, Freundschaft zu schließen. Es war vorteilhaft, sie als Verbündete und nicht als Gegner zu haben.
    Außerdem mochte sie die Guten, wie Sam. Sie erledigten einen harten Job mit wenig Anerkennung und zu wenig Gehalt aus dem schlichten, altmodischen Grund, weil sie daran glaubten, daß er notwendig wäre. Sie und Kovác hatten sich in diesen fünf Jahren gut aufeinander eingespielt.
    »Ich hab’s mit dem Namen versucht, den sie heute benutzt«, sagte er. »Der Scheiß-Computer ist zusammengebrochen. Das wird wieder ein toller Tag. Ich hab momentan Nachtdienst. Ich sollte zu Hause im Bett sein.
    Mein Team hat Nachtdienst. Ich hasse dieses Teamkonzept. Scheiße. Gib mir einen Partner und ansonsten laß mich in Ruhe. Verstehst du, was ich meine? Ich hab gute Lust, mich zu Sexualverbrechen versetzen zu lassen.«
    »Was, und all diesem Ruhm und Glanz den Rücken
    kehren?« neckte ihn Kate und gab ihm einen heimlichen Puffer zwischen die Rippen.
    Er sah sie an, beugte den Kopf mit Verschwörermiene.
    Seine Augen funkelten spöttisch. »Scheiße. Ich mag meine Leichen unkompliziert, weißt du.«
    »Das hab ich von dir gehört, Sam«, scherzte sie, wohlwissend, daß er der beste Ermittlungsbeamte der Polizei war. Ein ganz geradliniger, guter Mann, der seinen Job liebte und die dazugehörige Politik haßte.
    Er lachte und zog die Tür zu einem kleinen Raum auf, aus dem man durch einen trüben Einwegspiegel in einen anderen sehen konnte. Nikki Liska, ein weiblicher Detective, lehnte an einer Wand, vertieft in ein Starrduell mit einem Mädchen, das auf der anderen Seite eines Tisches aus Holzimitat saß. Ein schlechtes Zeichen. Die Lage war bereits feindselig. Der Tisch war übersät mit Limodosen, Kaffeepappbechern, Doughnutbrocken.
    Das Gefühl von Angst in Kates Bauch wurde um etliches schwerer, während sie durch das Glas sah. Sie schätzte das Mädchen auf vielleicht fünfzehn oder sechzehn. Sie war blaß und dünn, mit einer Knopfnase und dem üppigen reifen Mund eines teuren Callgirls. Ihr Gesicht war ein schmales Oval, das Kinn ein bißchen zu lang, so daß sie wahrscheinlich, ohne es zu wollen, trotzig wirken würde.
    Ihre Augen waren exotisch slawisch schräg und sahen zwanzig Jahre zu alt aus.
    »Das ist ein Kind. Ich mach keine Kinder«, sagte Kate ohne Umschweife mit einem verwirrten, anklagenden Blick zu Rob. »Ich arbeite nicht mit Kindern. Das wissen Sie.«
    »Wir brauchen Sie für dieses, Kate.«
    »Warum?« fragte sie. »Sie haben eine ganze Abteilung für Jugendliche zur Verfügung. Die hat, weiß Gott, sowieso regelmäßig mit Mord zu tun.«
    »Das hier ist anders. Das ist keine Bandenschießerei, mit der wir es hier zu tun haben«, sagte Rob. Womit er scheinbar einige der brutalsten Verbrechen in der Stadt in dieselbe Kategorie wie Ladendiebstahl und Verkehrsdelikte verbannte. »Hier geht es um einen Serienmörder.«
    Selbst in einem Berufsstand,
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