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Feuermale

Feuermale

Titel: Feuermale
Autoren: Tami Hoag
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nicht sagen, wie derjenige, bei dem du wohnst, heißt.«
    »Ich hab’s euch gesagt. «
    Sie schob sich aus dem Stuhl hoch und wandte sich von Kovác ab. Die Zigarette in ihrer Hand regnete Asche auf den Boden. Der blaue Pullover, den sie unter der Jacke trug, war entweder abgeschnitten oder eingelaufen, darunter tauchten ein gepiercter Nabel und eine weitere Tätowierung auf – drei Tropfen Blut, die in den Bund ihrer schmutzigen Jeans fielen.
    »Sie heißt Molly«, sagte sie. »Ich hab sie auf einer Party kennengelernt, und sie hat gesagt, ich kann bei ihr pennen, bis ich was eigenes habe.«
    Kate entging das Zittern in der Stimme des Mädchens nicht, auch nicht die abwehrende Körpersprache, als sie sich in sich selbst zurückzog und von ihnen abwandte. Auf der anderen Seite des Raumes öffnete sich die Tür, und Liska kam mit dem Kaffee herein.
    »Angie, hier versucht dich keiner einzuseifen«, sagte Kate. »Unser größtes Anliegen ist deine Sicherheit.«
    Das Mädchen fuhr sie an, ihre Augen dunkelblau und funkelnd vor Zorn. »Euer Anliegen ist, daß ich gegen diesen Psycho Feuerbestatter aussage. Haltet ihr mich für durchgeknallt? Der wird mich aufspüren und mich auch umbringen!«
    »Deine Kooperation ist von allergrößter Wichtigkeit, Angie«, intonierte Sabin voller Autorität. Der Mann am Ruder. »Du bist unsere einzige Zeugin. Dieser Kerl hat drei Frauen umgebracht, von denen wir wissen.«
    Kate warf dem Bezirksstaatsanwalt einen vernichtenden Blick zu.
    »Es ist Teil meines Jobs, dafür zu sorgen, daß du in Sicherheit bist, Angie«, erklärte sie und zwang sich, ruhig und gelassen zu klingen. »Wenn du einen Platz zum Wohnen brauchst, können wir das ermöglichen. Hast du einen Job?«
    »Nein.«
    Sie wandte sich wieder ab. »Ich hab gesucht«, fügte sie fast trotzig hinzu. Ihr Körper strebte in die Ecke des Raumes, in der ein dreckiger Rucksack stand. Kate war bereit zu wetten, daß alles, was das Mädchen besaß, in dieser Tasche steckte.
    »Es ist hart, wenn man in eine neue Stadt kommt«, sagte Kate leise. »Man kennt sich nicht aus. Hat keine Kontakte.
    Es ist hart, da ein Standbein zu finden, sein Leben in Gang zu bringen.«
    Das Mädchen beugte den Kopf und kaute an einem Daumennagel, ihr Haar schwang nach unten, um das
    Gesicht zu verdecken.
    »Man braucht Geld, um sich zu etablieren«, fuhr Kate fort. »Geld zum Essen. Geld für eine Wohnung. Geld für Kleidung. Geld für alles.«
    »Ich komm über die Runden.«
    Kate konnte sich genau vorstellen, wie. Sie wußte, wie das bei den Kids auf der Straße lief. Sie taten, was sie tun mußten, um zu überleben. Betteln. Stehlen. Ein bißchen Dope verkaufen. Ein, zwei Freier bedienen oder zehn. Es bestand kein Mangel an perversem Abschaum auf dieser Welt, der mehr als bereit war, Kinder ohne Zuhause und ohne Zukunftsaussichten auszunützen.
    Liska stellte die dampfenden Kaffeetassen auf den Tisch, beugte sich zu Kovác hinunter und flüsterte ihm ins Ohr: »Elwood hat den Hausverwalter ausfindig gemacht. Der Typ sagt, die Wohnung steht leer, und wenn die Kleine da wohnt, will er fünfhundert Dollar Kaution, oder er erstattet Anzeige wegen unbefugten Eindringens.«
    »Ein echter Philanthrop.«
    »Elwood sagt zu ihm: ›Fünfhundert? Was soll das?
    Einen Dollar pro Kakerlake?‹«
    Kate nahm die geflüsterten Bemerkungen auf, den Blick immer noch auf Angie gerichtet. »Dein Leben ist momentan schon hart genug, ohne daß du Zeugin für einen Mord wirst.«
    Das Mädchen hielt den Kopf immer noch gesenkt. Es schniefte und steckte die Zigarette in den Mund. »Ich hab nicht gesehen, wie er sie umgebracht hat.«
    »Was hast du denn gesehen?« fragte Sabin. »Wir müssen das wissen, Miss DiMarco. Jede Minute ist entscheidend für die Ermittlungen. Der Mann ist ein Serienmörder.«
    »Ich glaube, dessen sind wir uns alle bewußt, Ted«, fügte Kate mit eisiger Stimme ein. »Sie müssen uns wirklich nicht alle zwei Minuten daran erinnern.«
    Rob Marshall zuckte heftig. Sabin kreuzte ihren Blick, seine eigene Ungeduld war nicht zu übersehen. Er wollte eine Enthüllung, bevor er zu seinem Treffen mit der Bürgermeisterin davonstürmte. Er wollte die Möglichkeit, bei der Pressekonferenz vor die Kameras zu treten und dem Monster, das frei unter ihnen herumlief, einen Namen und ein Gesicht zu geben und zu verkünden, daß eine Verhaftung unmittelbar bevorstünde.
    »Angie hat scheinbar ein paar Schwierigkeiten damit, sich zu entscheiden, ob sie kooperieren wird
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