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Feuermale

Feuermale

Titel: Feuermale
Autoren: Tami Hoag
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oder nicht«, sagte er. »Ich glaube, es ist von größter Wichtigkeit, ihr klarzumachen, wie ernst die Lage ist.«
    »Sie hat beobachtet, wie jemand einen menschlichen Körper in Brand gesteckt hat. Ich glaube, sie versteht sehr genau, wie ernst die Lage ist.«
    Kate sah aus dem Augenwinkel, daß es ihr gelungen war, die Aufmerksamkeit des Mädchens auf sich zu
    ziehen. Vielleicht könnten sie Freunde werden, die gemeinsam auf der Straße lebten, wenn Sabin sie gefeuert hätte, weil sie ihn vor Publikum angegriffen hatte. Was hatte sie sich nur dabei gedacht? Sie wollte diesen Mist gar nicht auf ihrem Schoß haben.
    »Was hast du nachts zu dieser Zeit in diesem Park zu suchen gehabt?« fragte Rob und wischte sich mit dem Taschentuch die Stirn ab.
    Das Mädchen sah ihm direkt in die Augen. »Mich um meinen eigenen Scheiß gekümmert.«
    »Du kannst deine Jacke ausziehen, wenn du möchtest«, sagte er mit einem brüchigen Lächeln.
    »Ich möchte nicht.«
    Er biß die Zähne zusammen, und sein Grinsen mutierte zur Grimasse. »Fein. Wenn du sie anbehalten willst, fein.
    Warum erzählst du uns nicht mit deinen Worten, wie es dazu kam, daß du gestern nacht im Park warst, Angie?«
    Ihr Blick war pures Gift. »Ich würde ja sagen, leck mich am Arsch, aber du bist so scheißhäßlich, daß ich dafür im voraus kassieren müßte.«
    Sein Gesicht verfärbte sich knallrot, wie von einem bösen Ausschlag.
    Ein Piepser ertönte, und alle im Raum außer der Zeugin griffen nach ihrem. Sabin runzelte grimmig die Stirn, als er die Nachricht auf seinem Display las. Er sah noch einmal auf die Uhr.
    »Hast du den Mann richtig gut sehen können, Angie?«
    fragte Rob mit gepreßter Stimme. »Du könntest hier wirklich eine große Hilfe sein. Ich weiß, daß du etwas Schreckliches erlebt hast –«
    »Einen Scheißdreck weißt du«, keifte das Mädchen.
    Eine Ader bohrte sich aus Robs linker Schläfe, und Schweiß sammelte sich auf seiner glänzenden Stirn.
    »Deswegen fragen wir dich ja, Mädel«, sagte Kate
    gelassen. Sie blies einen steten Strom Rauch in die Luft.
    Alle Zeit dieser Welt. »Hast du den Kerl richtig gut sehen können?«
    Angie musterte sie einen Augenblick lang, Zeit und Schweigen dehnten sich, dann sah sie von Sabin zu Liska, zu Kovác und wieder zu Rob Marshall. Abwägend.
    Abschätzend.
    »Ich hab ihn in den Flammen gesehen«, sagte sie schließlich und senkte den Blick. »Er hat die Leiche auf dem Feuerstoß angezündet und gesagt: ›Asche zu Asche‹.«
    »Würdest du ihn wiedererkennen?« fragte Sabin.
    »Klar«, murmelte sie und führte die Zigarette zu einem letzten Zug an den Mund. Die Spitze schimmerte wie Höllenglut vor ihrem blassen Gesicht. Als sie wieder redete, kamen die Worte auf einem Hauch von Rauch. »Er ist der Teufel.«

    »Was sollte denn das?«
    Kate ging sofort in die Offensive, als sie aus dem Vernehmungsraum in den Korridor traten.
    Sabin wandte sich ihr mit wütender Miene zu. »Genau dasselbe wollte ich Sie fragen, Kate. Wir brauchen die Kooperation dieses Mädchens.«
    »Und Sie glauben, die kriegen Sie, wenn Sie wie eine Dampfwalze auf sie losgehen? Falls Sie es nicht bemerkt haben sollten, sie hat darauf nicht reagiert.«
    »Wie hätte sie reagieren sollen, wo Sie sich jedesmal eingemischt haben, sobald ich ein bißchen Land gewonnen hatte.«
    »Gewalt stößt immer auf Widerstand, Ted. Und es ist mein Job, mich einzumischen. Ich bin Zeugenbetreuer«, sagte sie, obwohl ihr klar wurde, daß sie sich damit den Zorn eines sehr mächtigen Mannes auflud. Er hatte die Macht, sie von diesem Fall abzuziehen.
    So ein Glück sollte ich haben, dachte sie. Diese Ermittlung zeigte bereits alle Ansätze eines hundertprozentigen Megaficks. Sie konnte sich doch wohl nicht wünschen, da mitten drin zu stecken.
    »Sie sind derjenige, der mich da hineingezogen hat«, sagte sie. »Sie wollten, daß ich mich mit dem Mädchen anfreunde, wissen Sie noch? Das wird schon schwer genug auch ohne, daß Sie uns als Gruppenmacht gegen sie aufstellen. Sie muß uns erzählen wollen, was sie gesehen hat. Glauben Sie ernsthaft, sie vertraut darauf, daß Sie ihr nicht nehmen, was sie zu geben hat, und sie dann einfach ihrem Schicksal überlassen? Wie, glauben Sie, ist ein Mädchen wie Angie überhaupt in einem solchen Schlamassel gelandet?«
    »Sie wollten diesen Fall zuerst nicht, weil sie noch ein Kind ist,« sagte Sabin verärgert. »Jetzt sind Sie plötzlich eine Expertin.«
    »Sie wollten mich wegen meiner Erfahrung,
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