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Feuermale

Feuermale

Titel: Feuermale
Autoren: Tami Hoag
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die sich wie Mäusekot über die Tischplatte verteilten.
    »Katie, das ist Angie DiMarco«, sagte er beiläufig.
    »Angie, das ist Kate Conlan vom Zeugen/Opfer - Programm. Sie wird deinem Fall zugeteilt.«
    »Ich bin kein Fall«, sagte das Mädchen giftig. »Wer sind die?«
    »Bezirksstaatsanwalt Ted Sabin und Rob Marshall von Opfer/Zeuge.«
    Kovác zeigte zuerst auf den einen und dann auf den anderen, während die Männer die Plätze gegenüber ihrer wertvollen Zeugin einnahmen.
    Sabin setzte seine beste Ward Cleaver Miene auf. »Wir sind sehr interessiert an dem, was du zu sagen hast, Angie.
    Dieser Mörder, hinter dem wir her sind, ist ein sehr gefährlicher Mann.«
    »Ach nein.«
    Das Mädchen wandte sich wieder Kovác zu. Ihr wütender Blick zielte auf seinen Mund. »Krieg ich eine Kippe?«
    Er zog die Zigarette von seinen Lippen und sah sie an.
    »Verdammt, nicht mal ich kann eine haben«, beichtete er.
    »Das Gebäude ist Nichtraucherzone. Ich wollte damit nach draußen.«
    »Das stinkt mir. Ich werde in diesem Scheißraum die halbe Scheißnacht eingesperrt und krieg nicht mal eine Scheißkippe!«
    Sie lehnte sich zurück und verschränkte die Arme über der Brust. Ihr braunes Haar war fettig, in der Mitte gescheitelt und fiel offen bis auf die Schultern. Sie trug zuviel Wimperntusche, die unter den Augen verschmiert war, und eine verschossene Calvin Klein Jeansjacke, die einmal jemandem namens Rick gehört hatte. Der Name stand mit unauslöschbarer Tinte über der linken Brusttasche. Sie behielt die Jacke trotz der Wärme im Zimmer an.
    Um sich sicherer zu fühlen oder weil sie Nadeleinstiche verstecken wollte, nahm Kate an.
    »Ach, Herrgott, Sam, gib ihr eine Zigarette«, sagte Kate und schob ihre Pulloverärmel hoch. Sie nahm den leeren Stuhl auf der Tischseite des Mädchens. »Und wenn du schon dabei bist, gib mir auch eine. Wenn die Nazis vom PC uns erwischen, gehen wir alle gemeinsam unter. Was wollen sie schon machen? Uns bitten, dieses Rattenloch zu verlassen?«
    Sie beobachtete das Mädchen aus dem Augenwinkel, während Kovác noch zwei Zigaretten aus dem Päckchen schüttelte. Angies Fingernägel waren völlig abgenagt und metallisch eisblau lackiert. Ihre Hand zitterte, als sie das Geschenk nahm. Sie trug eine Ansammlung billiger Silberringe und zwei kleine, grobe Kugelschreibertätowierungen entstellten ihre blasse Haut – ein Kreuz in der Nähe ihres Daumens und der Buchstabe A mit einer horizontalen Querlinie oben. Eine Profiarbeit umschloß ihr Handgelenk, ein zartes blaues Tintenarmband aus Dornen.
    »Du warst die ganze Nacht hier, Angie?« fragte Kate und zog an der Zigarette. Sie schmeckte wie getrocknete Scheiße. Sie konnte sich nicht einmal mehr vorstellen, wie sie sich das während der Collegezeit hatte angewöhnen können. Der Preis fürs coole Image, nahm sie an. Und jetzt war es der Preis dafür, eine Verbindung herzustellen.
    »Ja.«
    Angie feuerte eine Rauchsalve zur Decke. »Und die wollten mir auch keinen Anwalt holen.«
    »Du brauchst keinen Anwalt, Angie«, sagte Kovác
    freundlich.
    »Warum kann ich dann nicht die Fliege aus diesem
    Scheißloch machen?«
    »Es gibt da eine Menge Komplikationen, die wir klären müssen. Zum Beispiel die Sache mit deiner Identifikation.«
    »Ich hab euch meinen Ausweis gegeben. «
    Er zog ihn aus der Akte und reichte ihn Kate mit bedeutungsvoll hochgezogener Augenbraue.
    »Du bist einundzwanzig«, las Kate, ohne eine Miene zu verziehen, und streifte Asche in einen verlassenen Becher mit öligem Kaffee.
    »Das steht da.«
    »Hier steht, du bist aus Milwaukee –«
    » War daher. Ich bin weggegangen.«
    »Noch Familie da?«
    »Die sind tot.«
    »Tut mir leid.«
    »Glaub ich nicht.«
    »Irgendwelche Angehörigen hier? Tanten, Cousinen, Onkel, halbverwandte Zirkusfreaks? Irgend jemanden, den wir für dich anrufen können – der dir das hier durchstehen hilft?«
    »Nein. Ich bin Waise. Ich armes Ding.«
    Sie versuchte ein sarkastisches Lachen. »Glaubt mir, ich brauch keine Familie.«
    »Du hast keine ständige Adresse, Angie«, sagte Kovác.
    »Du mußt dir darüber klar werden, was hier passiert ist.
    Du bist die einzige, die einen Mörder identifizieren kann.
    Wir müssen wissen, wo du dich aufhältst.«
    Sie rollte die Augen auf eine Art, wie es nur Teenager können, ungläubig und ungeduldig zugleich. »Ich hab euch meine Adresse gegeben. «
    »Du hast mir die Adresse einer Wohnung gegeben, für die du keine Schlüssel hast, und du kannst mir
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